Die Zahl der Objekte in einer geozentrischen Umlaufbahn nimmt ständig zu, ebenso wie die Zahl der Objekte, die wieder eintreten. Während Tracking und Kollisionsvermeidung für die Gewährleistung der Sicherheit im Weltraum von entscheidender Bedeutung sind, besteht eine weitere wichtige Aufgabe in der korrekten Vorhersage des Wiedereintritts von Satelliten und des Bahnabfalls. Letzteres dient dazu um potenzielle Kollisionen und Überschneidungen mit den Flugbahnen von Raumfahrzeugen zu antizipieren. Dieses Wissen korreliert stark mit dem Zustand der Atmosphäre. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat die Flugdynamik-Bibliothek godot entwickelt, um Trajektorien zu optimieren und zu propa- gieren. In dieser Arbeit gestalten wir godot’s atmosphärische Kernkomponente von Grund auf neu unter der Verwendung von State-of-the-Art Software-Engineering Best Practices in C++. Das neu geschaffene Plugin stellt dem Benutzer eine Reihe von neuen und alten atmosphärischen Modellen zur Verfügung, wie z.B. Jacchia-Bowman 2008 (JB2008), MSISv2 oder DTM2020. Im zweiten Schritt bauen wir auf godot auf, indem wir ein Framework zur atmosphärischen Optimierung implementieren. Das Framework umfasst eine umfangrei- che Toolchain für die Optimierung der Atmosphäre und des Wiedereintritts, die öffentlich verfügbare Datenquellen wie Space-Track, Discos und die HASDM (High Accuracy Satellite Drag Model) SET Datenbank zusammenführt, um eine vollautomatische Wiedereintritts- vorhersage für beliebige Satelliten durch Optimierung ihres ballistischen Koeffizienten und der täglichen Dichtekoeffizienten von JB2008 durchzuführen. Das Optimierungsframework erlaubt einen hohen Freiheitsgrad an Konfigurierbarkeit durch die beliebige Kombination von Optimierungsbausteinen untereinander. Mit einer modifizierten Version des TLE-Dichte- Ableitungsalgorithmus von Picone et al. zur Optimierung der ballistischen Koeffizienten können wir im Jahr 2019 für 25 Satelliten mediane Wiedereintrittsvorhersagefehler von nur ∼ 9% erreichen, welche vergleichbar sind mit aktuellen State-of-the-Art-Fehlern. Wir nutzen dabei nur öffentlich verfügbare Ressourcen und erreichen die Ergebnisse innerhalb einer Laufzeit von Minuten durch Ausnutzung von Parallelisierung. Die Lösung wird vom Space Debris Office der ESA als zweite Toolchain für die Bewertung von Wiedereintritten genutzt werden.
«
Die Zahl der Objekte in einer geozentrischen Umlaufbahn nimmt ständig zu, ebenso wie die Zahl der Objekte, die wieder eintreten. Während Tracking und Kollisionsvermeidung für die Gewährleistung der Sicherheit im Weltraum von entscheidender Bedeutung sind, besteht eine weitere wichtige Aufgabe in der korrekten Vorhersage des Wiedereintritts von Satelliten und des Bahnabfalls. Letzteres dient dazu um potenzielle Kollisionen und Überschneidungen mit den Flugbahnen von Raumfahrzeugen zu antizipieren...
»