Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Verhaltensplanung für autonome Fahrzeuge in dichten Szenarien, welche aufgrund der darin notwendigen Interaktionen mit anderen Agenten eine Herausforderung für bestehende Systeme darstellen. In solchen Szenarien müssen autonome Fahrzeuge mit dem Verkehr mitschwimmen, aber auch alle Verkehrsregeln einhalten – selbst komplexe Vorfahrsregeln wie das Reißverschlussverfahren. Daraus ergeben sich zwei Probleme: Erstens sind die Verkehrsregeln unscharf und nicht mathematisch definiert, was eine maschinelle Auswertung verhindert. Ohne Formalisierung kann die Einhaltung weder in Simulationen oder realen Tests überwacht werden, noch innerhalb eines Planungsalgorithmus implementiert werden. Zweitens muss die Planungskomponente diese Regeln integrieren, aber es existiert kein Interaktionen modellierender Planungsalgorithmus, der einen Mechanismus zur Einhaltung von Regeln bietet, die vom Verhalten mehrerer interagierender Teilnehmer abhängen.
Diese Arbeit nähert sich dem ersten Problem durch die Einführung einer Methodik zur Formalisierung von Verkehrsregeln in einer formalen Sprache. Dabei wird temporale Logik als formale Spezifikationssprache verwendet, um eine breite Palette von Verkehrsregeln zu beschreiben. Die Regeln werden mittels öffentlicher Verkehrsdaten ausgewertet. Das zweite Problem wird durch den Entwurf der Regelkonformität für zwei orthogonale interaktive Planungsalgorithmen behandelt. Der erste Ansatz überwacht die Regeln während einer zufallsbasierten Suche innnerhalb eines Entscheidungsbaums, und nutzt dessen Struktur aus, indem er zeitliche Regelinformationen in den Baumknoten kodiert. Ein simulationsbasiertes Evaluierungswerkzeug hilft dabei, die Auswirkungen der Modellierung einer bestimmten Regel zu untersuchen. Auf diese Weise können Widersprüche in den Regeln identifiziert und in die Phase der Regelformalisierung zurückgeführt werden. Da zufallsbasierte Lösungsmethoden eine Herausforderung für die Zertifizierung des Algorithmus darstellen kann, wird ein zweiter Ansatz vorgestellt, der auf einer Optimalsteuerung basiert. Die neuartige Modellformulierung wird mittels gemischt-ganzzahliger Programmierung gelöst und approximiert die Regeln als Teil des Optimierungproblems. Die Wirksamkeit der Regelapproximation wird in der Simulation demonstriert.
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Die vorliegende Dissertation befasst sich mit der Verhaltensplanung für autonome Fahrzeuge in dichten Szenarien, welche aufgrund der darin notwendigen Interaktionen mit anderen Agenten eine Herausforderung für bestehende Systeme darstellen. In solchen Szenarien müssen autonome Fahrzeuge mit dem Verkehr mitschwimmen, aber auch alle Verkehrsregeln einhalten – selbst komplexe Vorfahrsregeln wie das Reißverschlussverfahren. Daraus ergeben sich zwei Probleme: Erstens sind die Verkehrsregeln unscharf...
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