Im vergangenen Jahrzehnt ließen die zunehmende Verschreibung und der Gebrauch von Arzneimitteln und deren darauffolgende Freisetzung in die Umwelt Bedenken hinsichtlich des Schicksals der Ausgangsstoffe wie auch potentieller Rückstände aufkommen. Obwohl Pharmaka aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind, ist deren unkontrolliertes Vorkommen in der Umwelt zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für die menschliche Gesundheit und auch für die Integrität von Ökosystemen geworden. Einen entscheidenden Aspekt in diesem Zusammenhang stellt die unvollständige Entfernung vieler Arzneistoffe durch traditionelle Kläranlagen dar, die deswegen sehr häufig im aufbereiteten Wasser und auch in natürlichen Gewässern nachweisbar sind. Es ist heute wichtiger denn je, den Gefahren einer Freisetzung von Arzneimitteln, inkl. deren Abbauprodukte, für aquatische Ökosysteme und ebenso für die Qualität unseres Trinkwassers zuvorzukommen.
In dieser Studie untersuchten wir die Aufnahme, Translokation und Transformation von Metformin und Iopromid im Breitblättrigen Rohrkolben (Typha latifolia L.). Beide dieser polaren Arzneistoffe sind weitverbreitete Präparate in der menschlichen Medizin. Die Pflanzen wurden in einer modifizierten Nährstofflösung nach Hoagland unter Gewächshausbedingungen kultiviert. Nach einer Etablierung hydroponischer Experimente wurde jeweils das Schicksal beider Verbindungen in T. latifolia über einen Zeitraum von 28 Tagen hinweg analysiert. Dazu wurden nach der Behandlung mit Metformin (50, 150 und 250 μmol·L-1) bzw. Iopromid (20 μmol·L-1) sowohl die Nährstofflösung als auch das Pflanzenmaterial nach 1, 3, 7, 14 und 28 Tagen beprobt.
Hochdruck-Flüssigchromatographie mit Tandem-Massenspektrometrie (LC-MS/MS) diente zur Detektion von Metformin, Iopromid und deren Transformationsprodukten im Pflanzengewebe.
Wir wiesen nach, dass Metformin durch die Wurzeln von T. latifolia aufgenommen werden kann. Dies geschah unabhängig von der Ausgangskonzentration. Quinidine, ein Inhibitor für Transporter organischer Kationen, kann die Aufnahme von Metformin durch T. latifolia maßgeblich inhibieren. Dies weist auf die hohe Bedeutung dieser Transporter hin, die sie bei der Aufnahme von Metformin in die Pflanze haben. Insgesamt war das Maß der Bioakkumulation von Metformin in Wurzeln viel höher verglichen mit Blättern und Rhizomen. Methylbiguanidin wurde in den Pflanzen als einziges Abbauprodukt von Metformin mit einem Konzentrationsniveau im Bereich von nmol·g-1 nachgewiesen.
Auch Iopromid kann durch T. latifolia aus der Lösung entfernt werden. Dieser Prozess folgt einer Kinetik erster Ordnung mit einem Bestimmtheitsmaß von R² = 0,983. Die Konzentration von Iopromid war in Wurzeln und Rhizomen höher als in Blättern. In T. latifolia konnte eine Gesamtzahl von acht Abbauprodukten (23 Isomere) von Iopromid nachgewiesen werden, von denen vier (13 Isomere) hier zum ersten Mal identifiziert wurden. Vier verschiedene Klassen von Abbauprodukten wurden in den Pflanzen gefunden und nach dem Reaktionstyp des Abbaus klassifiziert: 1) Abbau zu Aldehyden und Ketonen, 2) Abbau zu Carbonsäuren, 3) Abbau durch Decarboxylierung, 4) Abbau durch Entfernung von Iod. Alle Transformationsprodukte in den Pflanzen wurden zum Zwecke einer Vorhersage der möglichen Stoffwechselwege in planta zu verschiedenen Zeitpunkten untersucht. Die Ergebnisse vorliegender Studie tragen zu einem besseren Verständnis des Schicksals polarer Pharmaka in Pflanzen bei und werden bei der Verbesserung von Technologien für die Phytoremediation solcher Verbindungen von Nutzen sein.
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Im vergangenen Jahrzehnt ließen die zunehmende Verschreibung und der Gebrauch von Arzneimitteln und deren darauffolgende Freisetzung in die Umwelt Bedenken hinsichtlich des Schicksals der Ausgangsstoffe wie auch potentieller Rückstände aufkommen. Obwohl Pharmaka aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind, ist deren unkontrolliertes Vorkommen in der Umwelt zu einer ernstzunehmenden Bedrohung für die menschliche Gesundheit und auch für die Integrität von Ökosystemen geworden. Einen en...
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