Einleitung: Das Interesse an alternativen Möglichkeiten zur Deckung größerer Knochendefekte in den Fachbereichen der Orthopädie und Traumatologie hat in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Bei 15% aller Operationen am knöchernen Skelett besteht die Notwendigkeit zum Knochenersatz. Neben autogenen, allogenen und alloplastischen Materialien mit ihren bekannten Nachteilen werden xenogene Transplantate immer mehr Bestandteil von Betrachtungen, da sie in großer Menge und nahezu ohne Nebenwirkungen zur Verfügung stehen. Fragestellung: Das Ziel der Untersuchung war die Beobachtung und Überprüfung von klinischer Anwendung und Handling, radiologischem Ein- und Umbau sowie der klinischen Komplikationsrate bei der Verwendung von xenogener, boviner Spongiosa beim Menschen. Material und Methoden: Es wurden 169 Patienten im Durchschnittsalter von 52,7 Jahren (53,8% männlich, 46,2% weiblich) von Juni 1999 bis Mai 2000 operiert. 102 Patienten wurde Lubboc, 67 Tutogen implantiert. Es wurde nicht randomisiert, es handelt sich um eine monozentrische Anwendungsbeobachtung. Eingeschlossen wurden Patienten mit verschiedenen Grunderkrankungen am knöchernen Bewegungsapparat wie Trauma, Tumor, Zyste, Missbildung sowie verschiedenen Arten der Einengung des Spinalkanals im Bereich der Wirbelsäule. Spezifische Ausschlußkriterien wurden nicht aufgestellt. Als Endpunkte der Studie galten die Resultate nach Transplantationsintervention in Form von Vorliegen eines Nachuntersuchungsergebnisses mindestens 6 Monate postoperativ sowie das Auftreten von postoperativen Komplikationen wie Infekt, Pseudarthrose, Notwendigkeit der Explantation und Tod. Das zur Defektauffüllung verwendete Spongiosa-Transplantat wurde als Block, Chips, Zylinder und Keil eingebracht. Das Material wurde gegebenenfalls mit autogener, allogener oder als Kombination aus beiden in unterschiedlichen Verhältnissen gemischt und / oder mit Knochenmark beimpft. Die Nachuntersuchungen wurden jeweils einem postoperativen Monat zugeordnet und das Einwachsverhalten anhand angefertigter Röntgenbilder bestimmten Kriterien einer Bewertungsskala von 1 bis 4 zugeordnet. Ergebnisse: Unter Betrachtung aller Nachuntersuchungen werden die Ergebnisse mit zunehmendem postoperativen Intervall signifikant besser (r=-0,149; p=0,050; n=175 NU). Bei erhöhtem präoperativen CRP-Wert (>0,5mg/dl) treten schlechtere (p=0,056 bei n=69), bei älteren Patienten nur tendenziell schlechtere Ergebnisse (r=0,098; p=0,387; n=80) auf. Das jeweilige Endergebnis wird nach 6 Monaten postoperativ mit p=0,001 (n=94 Patienten) hochsignifikant besser. Den komplikationsfreien Endpunkt nach 6 Monaten erreichten 80 Patienten (47,3%), davon 61 (76,3%) mit einem mindestens guten Ergebnis. Die eingebrachte Materialmenge zeigte keinen signifikanten Einfluß auf das Endergebnis (r=0,068; p=0,567; n=80), bei der Materialform zeigten Keile im Vergleich zu Chips (p=0,050) und Blöcken (p=0,066) das bessere Einwachsen, die Beimpfung mit Knochenmark zeigt tendenziell bessere Ergebnisse (p=0,211; n=79). Bei 34 (20,1%) Patienten traten Komplikationen auf, 19 (11,2%) Infektionen und 17 (10,1%) Pseudarthrosen. Diese traten bei älteren Patienten (p=0,005; n=169) sowie unter der Verwendung von Keilen (Keil vs. Zylinder p=0,004; n=82; Keil vs. Chips p=0,003; n=110; Keil vs. Block p=0,015; n=82) gehäuft auf. Schlussfolgerung: Eine abschließende Beurteilung des Endergebnisses ist erst nach 6 Monaten postoperativ sinnvoll. Keile und Zylinder zeigen einerseits bessere Ergebnisse als Chips und Blocks, wobei Keile andererseits auch häufiger zu Komplikationen führen, ebenso die Mischung mit autogener oder allogener Spongiosa. Die Implantationen in bereits infizierte Operationsgebiete gelten als Kontraindikation. Die Anwendung sollte jüngeren Patienten mit kleineren Defekten im ersatzstarken Lager vorbehalten sein. Die Ergebnisse an langen Röhrenknochen (Tibia AO 41, Radius AO 23) ist in Form von inlay grafts besser als an der Wirbelsäule. Onlay grafts sind als ungünstig zu bewerten.
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Einleitung: Das Interesse an alternativen Möglichkeiten zur Deckung größerer Knochendefekte in den Fachbereichen der Orthopädie und Traumatologie hat in den letzten Jahren beträchtlich zugenommen. Bei 15% aller Operationen am knöchernen Skelett besteht die Notwendigkeit zum Knochenersatz. Neben autogenen, allogenen und alloplastischen Materialien mit ihren bekannten Nachteilen werden xenogene Transplantate immer mehr Bestandteil von Betrachtungen, da sie in großer Menge und nahezu ohne Nebenwirk...
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