Zahlreiche epidemiologische Studien haben deutliche Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit bestimmter hormonregulierter Krebsarten wie Brust- und Prostatakrebs gezeigt. Die Wahrscheinlichkeit an einer derartigen Krebsart zu erkranken wird in Europa und Nordamerika als viel höher eingestuft als in Asien. Als Grund für diese Varianz gilt die stark unterschiedliche Diät. Die asiatische Diät ist reichhaltiger an Sojabohnen, welche einen hohen Gehalt an Phytoestrogenen besitzen. Es wird vermutet, dass diese Substanzen in das Hormonsystem eingreifen. In der vorliegenden Arbeit wurden einzelne Substratspezifitäten und -umsetzungen der beiden humanen, steroidmetabolisierenden Enzyme 17beta-HSD 4 und 5 in einem in vitro-System auf Effekte, bedingt durch die Gegenwart von Pflanzenhormonen, untersucht. Für beide Enzymtypen konnten zum ersten Mal hemmende Einflüsse einzelner Steroidanaloga festgestellt werden. Stärkste Inhibitoren der Estradioldehydrogenaseaktivität von 17beta-HSD 4 waren Quercetin und 18beta-Glycyrrhetinsäure. Beide untersuchten 17beta-HSD-Aktivitäten von Typ 5 wurden durch Zearalenon, Cumestrol und Biochanin A inhibiert. Somit wird anhand dieser Studien deutlich, dass die 17beta-Hydroxysteroiddehydrogenasetypen für sie spezifische pflanzliche Inhibitoren besitzen. In der vorliegenden Arbeit konnte erstmals der 18beta-Glycyrrhetinsäure, Inhaltsstoff der Lakritze, eine spezielle Rolle bei der Hemmung der humanen 17beta-HSD 5 zugewiesen werden. Die Säure hatte sich unter reduzierenden Reaktionsbedingungen als starker Inhibitor und unter oxidierenden Bedingungen als nicht hemmend dargestellt. Die Substanz hemmte damit spezifisch die durch das Enzym katalysierte Testosteronsynthese, wie sie für die Prostata postuliert wurde. Diese Ergebnisse unterstützten die Beobachtung eines reduzierten Serumtestosteronlevels im Blut von Männern als Folge von Lakritzkonsum, bedingt durch Hemmung der 17beta-HSD 3-Aktivität im Testis. Demnach scheint die 18beta-Glycyrrhetinsäure nicht nur die endokrine (17beta-HSD 3), sondern auch die intrakrine (17beta-HSD 5) Androgenwirkung zu reduzieren Damit kann diese Lakritzkomponente kann daher als ein möglicher Kandidat für die Therapie von androgenregulierten Krebsarten, im Speziellen von Prostatakrebs, betrachtet werden. Neben Inhibitionsstudien konnte eine weitere 17beta-HSD im Menschen, die h17beta-HSD 7, isoliert, kloniert und charakterisiert werden. Dieses Enzym ist ein Orthologes der in Nagern bekannten m17beta-HSD 7 und rPRAP und zeigt alle für die SCAD-Familie charakteristischen Motive. Interessanterweise ist das aus 9 Exons bestehende HSD17B7 Gen auf Chromosom 10p11.2 lokalisiert, einem Bereich, in dem auch Kandidatengene für Hyperlipidämie, Fettsucht und Diabetes mellitus Typ 1 zu finden sind. Die für das murine Orthologe beschriebene Estradiolsyntheseaktivität konnte für das humane Enzym gezeigt werden. Die zur Bestimmung der Gewebeverteilung durchgeführte RT-PCR zeigte eine Expression in Ovar, Brust und Testis, jedoch ebenso ein starkes Signal in Leber und Gehirn und legte damit eine weitere Funktion des Enzyms nahe. Unterstützt wurde die Beobachtung durch ein in der Arbeitsgruppe angefertigtes 3D-Model, einen in silico-Northernblot und eine phylogenetische Studie. Überraschend war die nahe Verwandschaft mit dem ergosterolsynthetisierenden Hefeenzym ERG27, welche erstmals auch eine mögliche Beteiligung des humanen Enzyms in der Cholesterinbiosynthese hindeutete.
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Zahlreiche epidemiologische Studien haben deutliche Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit bestimmter hormonregulierter Krebsarten wie Brust- und Prostatakrebs gezeigt. Die Wahrscheinlichkeit an einer derartigen Krebsart zu erkranken wird in Europa und Nordamerika als viel höher eingestuft als in Asien. Als Grund für diese Varianz gilt die stark unterschiedliche Diät. Die asiatische Diät ist reichhaltiger an Sojabohnen, welche einen hohen Gehalt an Phytoestrogenen besitzen. Es wird vermutet, d...
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