Die Zucht von Schweinen, die genetisch resistent gegenüber einer Kolonisation mit E. coli F18-Bakterien sind, gewinnt wegen der Zunahme von Antibiotikaresistenzen immer mehr an Bedeutung. Bevor das Merkmal jedoch in ein Zuchtprogramm integriert werden sollte, muss ein Test verfügbar sein, mit dem die Häufigkeit der nicht anfälligen Tiere in der Population schnell und zuverlässig bestimmt werden kann. Außerdem sollte eine negative Wirkung auf bedeutende Produktionsmerkmale ausgeschlossen werden können. Ein Ziel dieser Arbeit war es zunächst, die postulierte vollständige Assoziation zwischen den am FUT1-Locus ermittelten Genotypen und den entsprechenden Phänotypen, die durch die Expression von E. coli F18-Rezeptoren (ECF18R) festgelegt sind, zu überprüfen. Mittels eines in vitro Adhäsionstests konnte nachgewiesen werden, dass die Dünndarmzellen von genotypisch resistenten Prüftieren (AA) nahezu keine anheftenden Keime aufwiesen, während bei Jejunumzellen von empfänglichen Tieren (AG bzw. GG) in der Regel eine Adhäsion von mehr als 2 Keimen zu beobachten war. Hieraus ließ sich die vollständige Assoziation zwischen den FUT1-Varianten und den entsprechenden Adhäsionsphänotypen ableiten. Die Genotypfrequenzen wurden anhand der Daten von Prüftieren sowie deren Vätern ermittelt. Dabei zeigten sich große Unterschiede zwischen den Rassen. Während in der Deutschen Landrasse (DL) die resistente Variante lediglich mit einem Anteil von 0,3 % vertreten war, hatten 5 % der typisierten Piétrain (PI)-Tiere und 9 % der Tiere aus der Deutschen Edelschwein (DE)-Population diesen Genotyp. Daraus resultierte im Falle der DL-Tiere eine Frequenz von 6 % für das Resistenzallel A, die signifikant niedriger war als in den beiden anderen Rassen. Mit einer Häufigkeit von 23 % dagegen war das A-Allel bei den PI-Tieren nahezu gleich oft zu finden wie in der DE-Population. Zur Untersuchung des Zusammenhangs zwischen FUT1- und RYR1- Locus wurden alle Piétrain-Tiere zusätzlich am Stressresistenz-Locus typisiert. Nach Ableitung der informativen FUT1-RYR1-Haplotyopen ergab die Schätzung der Gametenphasen ein signifikantes Kopplungsungleichgewicht. Das nahezu vollständige Fehlen der erwünschten A-C-Allelkombination konnte schließlich anhand eines regionalen Vergleichs zwischen Nord- und Südbayern auf den verstärkten Einsatz von reinerbig stressresistenten Besamungsebern, die die homozygot empfängliche FUT1-Variante besaßen, zurückgeführt werden. Die Analyse der im Rahmen der Leistungsprüfung erhobenen Produktionsmerkmale ergab bei den DL-Prüftieren einen tendenziellen Effekt des FUT1-Genotyps auf den Mastleistungsparameter tägliche Zunahmen, der für resistente Tiere höhere Werte bewirkte. Auch die Schlachtkörperzusammensetzung wurde tendenziell durch die E. coli F18-Disposition beeinflusst. Dabei waren die Effekte auf den intramuskulären Fettgehalt (IMF) und die Rückenmuskelfläche (FLEIK) wegen der negativen Korrelation der beiden Merkmale gegensätzlich gerichtet, so dass resistente Schweine höhere IMF-Werte in Verbindung mit reduzierten FLEIK-Werten aufwiesen. Der tendenzielle Einfluss auf den Qualitätsparameter pH24 im Rückenmuskel (PH24RM) deutete auf eine bessere Fleischreifung bei den resistenten Tieren hin. Alle Untersuchungen an den Piétrain-Schweinen zeigten keinerlei signifikanten Effekt des FUT1-Genotyps. Die hier dargestellte Arbeit lässt den Schluss zu, dass durch die Zucht auf E. coli F18-Resistenz keine wesentlichen Einflüsse auf bedeutende Produktionsmerkmale zu erwarten sind.
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Die Zucht von Schweinen, die genetisch resistent gegenüber einer Kolonisation mit E. coli F18-Bakterien sind, gewinnt wegen der Zunahme von Antibiotikaresistenzen immer mehr an Bedeutung. Bevor das Merkmal jedoch in ein Zuchtprogramm integriert werden sollte, muss ein Test verfügbar sein, mit dem die Häufigkeit der nicht anfälligen Tiere in der Population schnell und zuverlässig bestimmt werden kann. Außerdem sollte eine negative Wirkung auf bedeutende Produktionsmerkmale ausgeschlossen werden k...
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