Es gilt als gesichert, dass Prionen Auslöser einer Reihe neurodegenerativer Krankheiten beim Menschen (Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) und Tieren (BSE) sind. Die Krankheitserreger, Prionen, entstehen aus dem nativen, membrangebundenen Prion-Protein (PrPc) durch eine Änderung der Sekundär- und Tertiärstruktur. Prion-Proteine binden spezifisch Kupfer. Paramagnetisches Cu behindert den Einsatz etablierter Methoden zur Strukturaufklärung auf Basis der NMR-Spektroskopie. Lediglich die Struktur des C-terminalen Teils (Residuen 121-231) wurde mittels NMR-Spektroskopie gelöst. Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Untersuchung des Kupferbindungsplatzes in der N-terminalen Domäne des Proteins mittels einer neuentwickelten Methode zur Strukturbestimmung. Die Domäne besteht aus vier Wiederholungen einer Sequenz aus acht Aminosäuren, der Octarepeat-Sequenz. Untersuchungen wurden sowohl an synthetisierten Peptidfragmenten als auch an vollständigen humanen Prion-Proteinen durchgeführt. Aus der EXAFS-Spektroskopie lagen Informationen über den Abstand der ersten Liganden zum Cu-Zentrum vor. Er beträgt etwa 1.95Å. Außerdem wurde das Ligandieren eines His-Imidazolrings nachgewiesen. Der Bindungswinkel des His-Nδ wurde auf Cu-Nδ-Cγ=133° bestimmt. Die Vorliegende Arbeit konzentrierte sich auf EPR- und ENDOR-Spektroskopie. Mit EPR wurde die axiale Symmetrie des Komplexes und die ligandierenden Atomarten, 3 Stickstoffatome und 1 Sauerstoffatom, bestimmt. Der Abstand von Protonen und deren Lage bezüglich der Molekül-Symmetrieachse ist durch ENDOR-Spektroskopie bestimmbar. Charakteristische Linien zeigen beispielsweise His-Hε1 und die Hα-Protonen der Glycine. Die Lage von weit entfernten Stickstoffatomen wurde mit ESEEM-Spektroskopie bestimmt. Die Koordination eines Imidazolrings, aufgrund charakteristischer EXAFS-Spektren bereits vermutet, konnte so bestätigt werden. Außerdem stehen für die Peptidkette stereochemische Informationen wie Bindungswinkel, Bindungslängen oder die Planarität der Peptidbindung zur Verfügung. Die unterschiedliche Natur der Abstandsinformationen verglichen mit der NMR-Spektroskopie machte eine neuartige Strategie für die Simulated-Annealing-Computeroptimierung nötig. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für BioMolekulare Optik, LMU München, entwickelt. Bei diesem Rechenverfahren wurden Computermodelle von insgesamt 189 verschiedenen Komplexkonfigurationen generiert, von jeder dieser Konfigurationen wurden 1200 Peptidkonformationen errechnet. Nach einer Plausibilitätsprüfung dieser insgesamt 226800 Konformationen und nach Überprüfung ihrer Kompatibilität mit allen gemessenen Daten ergibt sich eine Struktur, bei der das Nδ des Imidazolrings, die Rückgratstickstoffe von Gly3 und Gly4, und der Carbonylsauerstoff des Gly4 in einer Ebene ligandieren. In der axialen Position koordiniert ein Wassermolekül. Die Ergebnisse aus den Untersuchungen der Octarepeat-Cu-Komplexe sind nicht ohne weiteres auf kupferbeladene Prion-Proteine übertragbar. Da sich die EPR-Spektren der Prion-Proteine von denen der Peptide unterscheiden, kann die Komplexierung des Cu mit vier Stickstoffatomen nicht ausgeschlossen werden. Die ähnliche Lage der ENDOR-Resonanzen belegt eine ähnliche planare Koordination der Stickstoffe wie bei den Octapeptiden. Die Untersuchungen an vollständigen humanen Prion-Proteinen ergeben außerdem eine starke Abhängigkeit der gebildeten Komplexe vom pH-Wert. Während bei Octapeptid/Cu-Komplexen die Bildung von Doppelkomplexstrukturen zuverlässig ausgeschlossen werden kann, ist das bei vollständigen Prion-Protein-Proben wesentlich aufwendiger. Die notwendigen EPR-Titrationsexperimente sind noch nicht abgeschlossen.
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Es gilt als gesichert, dass Prionen Auslöser einer Reihe neurodegenerativer Krankheiten beim Menschen (Creutzfeldt-Jakob-Krankheit) und Tieren (BSE) sind. Die Krankheitserreger, Prionen, entstehen aus dem nativen, membrangebundenen Prion-Protein (PrPc) durch eine Änderung der Sekundär- und Tertiärstruktur. Prion-Proteine binden spezifisch Kupfer. Paramagnetisches Cu behindert den Einsatz etablierter Methoden zur Strukturaufklärung auf Basis der NMR-Spektroskopie. Lediglich die Struktur des C-ter...
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