Die vorliegende Arbeit untersucht den Stellenwert Vestibulär Evozierter Myogener Potentiale (VEMP) in der neurootologischen Diagnostik. Dies erfolgte am Beispiel von Kleinhirnbrückenwinkeltumoren. Bei 20 Probanden, bei denen keine klinischen Hinweise auf eine vestibuläre Störung vorlagen, sowie bei 50 Patienten mit mittels MRT nachgewiesenem Kleinhirnbrückenwinkeltumor wurde beidseitig die Messung vestibulär evozierter myogener Potentiale über den gespannten M. sternocleidomastoideus durchgeführt. Es erfolgten auf jeder Seite zwei Messungen mit 256 Klick-Reizen (in der Regel 120 dB SPL, 3 Hz). Bei 5 Probanden und 14 Patienten erfolgte synchron die Ableitung eines Spontanelektromyogramms. Weiterhin erfolgte bei allen Probanden und Patienten eine beidseitige thermische Prüfung mit 44° C und die Prüfung auf das Vorliegen eines Spontannystagmus. Bei allen Probanden ergaben sich beidseitig ableitbare Potentiale. Bei den Patienten war rechtsseitig in 21 Fällen, linksseitig in 29 Fällen eine Ableitung möglich. Bezüglich der Latenzen der VEMP ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen Kontrollgruppe und Patientenkollektiv. Die Amplituden der VEMP schwankten interindividuell sehr stark, zeigten im intraindividuellen Vergleich jedoch größere Seitenunterschiede beim Patientenkollektiv. Des weiteren zeigte sich, dass die Reproduzierbarkeit der VEMP auch vom Muskeltonus abhängig ist. Im Vergleich mit den Ergebnissen der thermischen Prüfung ergab sich bei der Kontrollgruppe in 100 % übereinstimmende Ergebnisse, die alle Normalbefunden entsprachen. Beim Patientenkollektiv bestand eine Übereinstimmung von VEMP und thermischer Prüfung in 76%. In 16% der Fälle zeigten die VEMP Ausfälle auf der Tumorseite, die bei der thermischen Prüfung nicht auffielen. Hier wäre ohne die Prüfung der VEMP ein Tumor unerkannt geblieben. 6% der Fälle zeigten entgegengesetzt pathologische Ergebnisse der thermischen Prüfung auf der Tumorseite bei unauffälligen VEMP. In einem Fall lieferten die VEMP falsch positive Ergebnisse. Insgesamt wird deutlich, dass die VEMP eine neue wichtige Methode, unter anderem zur Früherkennung von Kleinhirnbrückenwinkeltumoren, darstellen. Sie ersetzt allerdings die üblichen diagnostischen Verfahren nicht, sondern muss als ergänzende Untersuchungsmethode verstanden werden, die zusätzliche, sacculusspezifische Informationen liefert.
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Die vorliegende Arbeit untersucht den Stellenwert Vestibulär Evozierter Myogener Potentiale (VEMP) in der neurootologischen Diagnostik. Dies erfolgte am Beispiel von Kleinhirnbrückenwinkeltumoren. Bei 20 Probanden, bei denen keine klinischen Hinweise auf eine vestibuläre Störung vorlagen, sowie bei 50 Patienten mit mittels MRT nachgewiesenem Kleinhirnbrückenwinkeltumor wurde beidseitig die Messung vestibulär evozierter myogener Potentiale über den gespannten M. sternocleidomastoideus durchgeführ...
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