Ein gutes Tiermodell ist Voraussetzung, um relevante und verwertbare Ergebnisse bei der Erforschung immunologischer Zusammenhänge in der Sepsis zu bekommen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei operative Sepsismodelle in der Maus, die Cecal Ligation and Puncture (CLP) und die Colon Ascendens Stent Peritonitis (CASP), miteinander verglichen. Bei der CLP wird das Zökum der Maus ligiert und anschließend punktiert. Im Modell der CASP implantiert man einen Stent in das Colon Ascendens der Maus, der eine Verbindung zwischen Darmlumen und Peritoneum schafft. Zunächst wurden innerhalb des jeweiligen Modells Überlebenskinetiken angefertigt. Die CLP wurde als CLP mit einfacher 18G-Punktion (CLP[1]) sowie mit zweifacher 18G-Punktion (CLP[2]) operiert. Für die CASP wurden drei verschiedene Stentgrößen verwendet, nämlich 14G, 16G und 18G. Das Ergebnis zeigte im Falle der CASP eine feine Abstufung der Letalität nach 48 Stunden, abhängig von der verwendeten Stentgröße. Bei der CLP ergab die Kinetik keinen Unterschied im Überleben zwischen CLP[1] und CLP[2]. In den folgenden Ex-Vivo-Experimenten wurden CLP[1], CLP[2], 14G-CASP, 16G-CASP und eine Sham-OP miteinander verglichen. Die Entwicklung einer Peritonitis wurde zunächst makroskopisch mittels Fotodokumentation des Situs 24 Stunden nach entsprechender OP überprüft. Bei CLP[1] und CLP[2] imponierte ein völlig avitales Zökum nebst lokaler Entzündung, während bei CASP das gesamte Peritoneum deutlich entzündet war. Zur mikroskopischen Beurteilung wurde proximales Jejunum 6, 12 und 18 Stunden nach OP HE- und immunhistochemisch gefärbt. Dabei ergab sich für die CASP ein kontinuierlich zunehmendes Bild von Destruktion und Infiltration, Sham und CLP[1] zeigten praktisch keine Veränderungen im Jejunum, CLP[2] präsentierte sich uneinheitlich. Bakteriologische Untersuchungen veranschaulichten die Tatsache, dass ein massiver Bakterienbefall des gesamten Organismus nur nach CASP gewährleistet ist, nicht aber nach CLP. Mittels ELISA wurde die Entwicklung der Serumspiegel von TNF-α, IL-1β und IL-10 bis 18 Stunden nach CASP bzw. bis 24 Stunden nach CLP beobachtet. Es zeigte sich bei CASP in allen drei Fällen ein starker, kontinuierlicher Anstieg der Werte, während nach CLP[2] nur der 24-Stunden Wert von IL-10 sehr hoch war. Alle übrigen Werte nach CLP[1] und CLP[2] bewegten sich auf konstant niedrigem Niveau. Die Ergebnisse zeigen, dass sich binnen 48 Stunden nach CASP kontinuierlich eine den gesamten Organismus erfassende, fulminante Sepsis entwickelt. Desweiteren ist die Letalität nach CASP durch Variation der Stentgröße exakt abstufbar, auch die Wiederholbarkeit der CASP ist gewährleistet. Im Gegensatz dazu bescheinigen die Versuche der CLP vor allem eine diskontinuierliche Entwicklung. Vom Modell her praktisch schon als Abszess zu sehen, erfüllt die CLP auch klinische Kriterien eines schwelenden Abszessherdes. Während die CASP als echtes Sepsismodell anzusehen ist, sollte die CLP künftig eher als Abszessmodell bezeichnet und unter diesem Gesichtspunkt auch verwendet werden.
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Ein gutes Tiermodell ist Voraussetzung, um relevante und verwertbare Ergebnisse bei der Erforschung immunologischer Zusammenhänge in der Sepsis zu bekommen. Im Rahmen dieser Arbeit wurden zwei operative Sepsismodelle in der Maus, die Cecal Ligation and Puncture (CLP) und die Colon Ascendens Stent Peritonitis (CASP), miteinander verglichen. Bei der CLP wird das Zökum der Maus ligiert und anschließend punktiert. Im Modell der CASP implantiert man einen Stent in das Colon Ascendens der Maus, de...
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