Fragestellung: Eine erhöhte Prävalenz neurologischer Soft Signs bei verschiedenen psychiatrischen Patientengruppen ist ein in vielen Untersuchungen repliziertes Phänomen. Dabei scheinen sich schizophrene Patienten in der Ausprägung entsprechender Beeinträchtigungen besonders hervorzuheben. Diskrete motorische Störungen als Untergruppe neurologischer Soft Signs sind der feinmotorischen kinematischen Analyse zugänglich und damit differenziert erfassbar. Bei Betrachtung der Diadochokinese weisen bisherige Untersuchungen auf ein spezifisches Muster an Beeinträchtigungen im Sinne von Verlangsamung und erhöhter intraindividueller Variabilität bei schizophrenen Patienten hin. Für Patienten mit affektiven Erkrankungen wird eine weniger spezifische Verringerung der Reaktionszeit und Bewegungsgeschwindigkeit bei motorischen Aufgaben beschrieben. In der vorliegenden Arbeit wurden die feinmotorischen Leistungen dieser Patientengruppen nun einander gegenübergestellt. Methodik: Es wurden die Leistungen bei der feinmotorischen Diadochokinese anhand der kinematischen Kennwerte Frequenz, Amplitude und Variabilität bei 35 schizophrenen Patienten, 13 Patienten mit affektiven Störungen und 40 gesunden Probanden gemessen. Die Erfassung der Parameter erfolgte mittels computergestützter Aufzeichnung am Schreibtablett. Ergebnisse: Im Vergleich zu den gesunden Probanden zeigte sich bei den schizophrenen Patienten eine signifikante Verlangsamung und erhöhte intraindividuelle Variabilität der Bewegungen. Auch im Vergleich zu den affektiven Patienten ergaben sich in diesen Bereichen signifikante Gruppenunterschiede, besonders in der Variabilität. Für die Gruppe der affektiven Patienten ließen sich in keinem Parameter signifikante Unterschiede zu den gesunden Probanden finden, insbesondere eine Verlangsamung war nicht zu beobachten. Interpretation: Die Ergebnisse bestätigen eine spezifische Beeinträchtigung schizophrener Patienten im Sinne von verlangsamten und besonders variablen Bewegungen bei der Diadochokinese. Diese Beobachtungen sind möglicherweise interpretierbar als Ausdruck einer zentralen neuronalen Integrationsstörung als einem schizophrenen Erkrankungen zugrundeliegenden ätiologischen Faktor. Die Gruppe der (nicht akut kranken) affektiven Patienten zeigt hier keine Unterschiede zu Gesunden. Motorische Beeinträchtigungen dieser Gruppe sind damit möglicherweise an die Krankheitsaktivität oder auch diagnostische Untergruppen gebunden. Angesichts der geringen Stichprobengrößen müssen die Ergebnisse dazu allerdings als vorläufig betrachtet werden.
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