Im Ovar des Menschen und im Corpus Luteum des Rhesusaffen konnte die mRNA für einen bislang nur im peripheren Nervensystem und in neuroendokrinen Zellen gefundenen spannungsaktivierten Natriumkanal (eNaK, SCN9A) nachgewiesen werden. In kultivierten humanen Granulosaluteinzellen wurden sowohl die Transkriptmenge, als auch die durch depolarisierende Spannungspulse ausgelösten, TTX-sensitiven transienten Ströme durch hCG negativ reguliert. Trotz des gleichzeitigen Vorkommens spannungsaktivierter Kaliumkanäle sind die Granulosazellen jedoch nicht erregbar, was u.a. an einer intensiven Kopplung benachbarter Zellen durch Gap junctions liegt. Diese werden möglicherweise durch hCG geöffnet, wie sich durch Messungen der Membrankapazität zeigte, und sorgen in vivo vermutlich für eine Synchronisierung der Zellen, u.a. auch ihrer internen Na+-Konzentration. Die Aufgabe der eNaK liegt sehr wahrscheinlich in der Vermittlung eines persistierenden Natriumeinstroms in die Granulosazellen, der im Verlauf der Entwicklung des CL zunimmt und für ein zunehmendes Energiedefizit sorgt. Dies legt die kontinuierlich ansteigende Transkriptmenge von eNaK im älter werdenden CL des Affen nahe. Gleichzeitig zeigen die älteren Lutealzellen morphologische Eigenschaften, wie sie in vitro durch die pharmakologische Aktivierung von eNaK mit Veratridin innerhalb weniger Tage ausgelöst werden: Eine starke Zunahme sekundärer Lysosomen durch Autophagozytose, jedoch keine Anzeichen von Apoptose. Es handelt sich dabei um eine besondere Form der Regression im CL der Primaten, was durch Indizien in anderen Arbeiten bestätigt wird. Die Aktivierung der eNaK führt zu einer verminderten Produktion von Progesteron durch die Granulosazellen, ihre Hemmung durch TTX zeigt dagegen keine Wirkung. Daraus, und aus der hemmenden Funktion von LH/hCG folgt, daß in vivo nur eine geringe Aktivität von eNaK in der frühen Lutealphase vorhanden ist. Erst gegen Ende der Lutealphase kann es durch die verringerte Verfügbarkeit von LH und die ansteigende Expression von eNaK zu einem massiven Na+-Einstrom kommen, der zu einer schnellen funktionellen Inaktivierung der Lutealzellen und fallenden Progesteronwerten führt. Die regulierte Expression und Funktion der Natriumkanäle in Granulosazellen stellt somit einen bislang unbekannten Weg dar, dem die Luteolyse auf zellulärer Ebene im CL der Primaten folgt. Die Ergebnisse dieser Arbeit könnten sich auch auf das Verständnis der Physiologie bestimmter menschlicher Erkrankungen auswirken. Natriumkanäle sind das Ziel für verschiedene Medikamente, u.a. Lokalanästhetika und systemisch applizierte Antiarrhythmika, sowie antiepileptisch wirkende Substanzen wie Phenytoin. Es stellt sich daher die Frage, ob Änderungen der Funktion des CL eine mögliche Konsequenz der Behandlung von Frauen mit solchen Substanzen sein könnten.
«
Im Ovar des Menschen und im Corpus Luteum des Rhesusaffen konnte die mRNA für einen bislang nur im peripheren Nervensystem und in neuroendokrinen Zellen gefundenen spannungsaktivierten Natriumkanal (eNaK, SCN9A) nachgewiesen werden. In kultivierten humanen Granulosaluteinzellen wurden sowohl die Transkriptmenge, als auch die durch depolarisierende Spannungspulse ausgelösten, TTX-sensitiven transienten Ströme durch hCG negativ reguliert. Trotz des gleichzeitigen Vorkommens spannungsaktivierter Ka...
»