Interferon-alpha (IFN-α), das einzige Medikament, das zu einer vollständigen Eliminierung des Virus führen kann, wird seit mehr als 20 Jahren eingesetzt. Obwohl der Effekt von IFN-α weitgehend untersucht worden ist, ist sein genauer Wirkmechanismus noch ungeklärt. Der erste Teil der Arbeit untersucht die antivirale Wirkung von murinen IFN-α auf HBV. mIFN-α inhibierte die HBV-Replikation auf der Ebene der HBV-RNA
in vitro und
in vivo. Verschiedene mIFN-α-Subtypen zeigten unterschiedliche antivirale Effizienz. Eine weitere Analyse der Protein Aminosäuresequenz offenbarte mehrere potenziell wichtige Reste in der IFN-α-rezeptorbindenden Region. Der zweite Teil charakterisiert den IFN-α-Signalweg in verschiedenen humanen Hepatozyten. Unterschiedliche HBV-replizierende Hepatoma-Zelllinien, wurden verwendet um die Wirkung von IFN-α gegen HBV zu untersuchen und sie mit primären humanen Hepatozyten zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigten, dass IFN-α nur in HBV-infizierten HepaRG-Zellen antivirale Aktivität hervorruft, nicht jedoch in HBV-replizierenden Huh-7- oder HepG2-Zellen. Eine detaillierte Analyse des IFN-α-Signalweges deckte auf, dass in Huh-7- und HepG2-Zellen IFN-α-induzierte Gene kaum zu finden sinf, während HepaRG-Zellen eine ähnliche Induktion von IFN-stimulierten Genen aufzeigen wie PHH. Obwohl die Menge an IFN-α/β-Rezeptor und phosphorylierten STAT (pSTAT) Proteinen in allen getesteten Zelllinien vergleichbar war, war die nukleäre Translokation von p-STATs in HepaRG-Zellen weitaus effizienter. Daher sind HepaRG-Zellen sowie PHH die geeignetsten Modelle für Untersuchungen von IFN-α und HBV und wurden für die weiteren Experimente verwendet.
Der dritte Teil der Arbeit beschreibt einen neuen antiviralen Mechanismus von IFN-α, welcher die Bindung des HBV an seine Wirtszelle betrifft. Bei der Kultur von differenzierten HepaRG-Zellen limitierten Zellkulturüberstand von IFN-α-behandelten Zellen die HBV-Infektion. Die Bindung der IFN-α-induzierten Produkte an eine Heparin-Säule implizierte, dass die Faktoren mit HBV um die Bindung an Heparansulfat als unspezifischen Bindefaktor konkurrieren. Massenspektrometrische Analysen detektierte den Komplementfaktor H und Fibronektin 1 als mögliche Inhibitoren der viralen Bindung.Der vierte Teil der Arbeit konzentriert sich auf den Mechanismus der nichtzytopathischen Viruseliminierung durch IFN-α. IFN-α reduzierte signifikant HBV cccDNA, die HBV Transkriptions-Matrize, in HBV-infizierten PHH und HepaRG-Zellen. Eine spezifische 3D-PCR deutete auf Veränderungen in der Sequenz der HBV cccDNA hin. Die Sequenz-Analyse zeigte C-zu-U-Deaminierung der HBV cccDNA nach Behandlung mit IFN-α auf. Zeit- und dosisabhängige Induktion der Expression der APOBEC3 -Cytidindeaminasen A3A und A3G wurde nachgewiesen. Blockierung des JAK-STAT-Signalweges bzw. die Expression des HIV-vif belegte, dass die IFN-α-induzierte Deaminierung der cccDNA durch A3 zur Degradierung der cccDNA führte. Die Analyse der subzellulären Lokalisation und Überexpressionsexperimente zeigten A3A als aktiven Effektor. Die Behandlung mit einer Kombination aus DNA-Reparaturenzymen führte zur Korrektur aller Mutationen in der cccDNA und eine Behandlung mit AP-Endonuklease zur Reduktion der cccDNA, wodurch die Beteiligung des Basenexzisionsweges evident wurde. Eine Deaminierung der genomischen Wirts-DNA unter IFN-α-Behandlung fanden wir nicht, was darauf hindeutete, dass A3A spezifisch zur viralen DNA transportiert wird. Da A3A in der konfokalen Mikroskopie mit dem HBV-Coreprotein kolokalisierte und eine Interaktion durch Co-Immunopräzipitation bestätigt wurde, schlagen wir als Erklärung vor, dass A3A das HBV core benutzt um Zugang zur cccDNA zu erlangen. Zusammen genommen führt die vorliegende Arbeit zu einem besseren Verständnis der antiviralen Funktion von IFN-α und eröffnet neue Optionen für die Entwicklung innovativer und sicherer Behandlungen, die es erlauben HBV zu eliminieren und –hoffentlich – die chronische Hepatitis B zu heilen.
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Interferon-alpha (IFN-α), das einzige Medikament, das zu einer vollständigen Eliminierung des Virus führen kann, wird seit mehr als 20 Jahren eingesetzt. Obwohl der Effekt von IFN-α weitgehend untersucht worden ist, ist sein genauer Wirkmechanismus noch ungeklärt. Der erste Teil der Arbeit untersucht die antivirale Wirkung von murinen IFN-α auf HBV. mIFN-α inhibierte die HBV-Replikation auf der Ebene der HBV-RNA
in vitro und
in vivo. Verschiedene mIFN-α-Subtypen zeigten unterschiedliche antivira...
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