Einleitung: Die Pfortaderthrombose (PVT) stellt eine schwerwiegende Komplikation bei Patienten mit Leberzirrhose dar. Nicht selten findet sich bei Patienten mit fortgeschrittenem Zirrhosestadium eine reduzierte Thrombozytenzahl und eine Verschlechterung der plasmatischen Gerinnungsfunktion. Aber auch Patienten mit noch normalem Gerinnungsstatus können ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer Pfortaderthrombose besitzen. Ziel vorliegender Arbeit war die retrospektive Analyse von routinemäßig erhobenen Gerinnungsparametern und klinischen Begleitparametern bei Patienten mit Leberzirrhose und Betroffenen mit Leberzirrhose und begleitender Pfortaderthrombose. Dabei stand die Frage nach möglichen Hinweisen im Gerinnungsstatus im Hinblick auf die Entwicklung einer PVT im Vordergrund. Methoden: Die Befunde aller Patienten, die zwischen 1998 und 2005 in der Abteilung für Gastroenterologie der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik am Klinikum rechts der Isar mit den Diagnosen einer Pfortaderthrombose und Leberzirrhose behandelt wurden, sind retrospektiv anhand einer Datenbasis analysiert worden. Dabei konnten 88 Patienten in die Studie eingeschlossen werden. Von diesen litten 23 Patienten unter einer Pfortaderthrombose. Alle eingeschlossenen Personen wurden entsprechend der Child-Pugh Stadien in Patienten mit frühem Zirrhosestadium (Child A) und Betroffene mit fortgeschrittenem Erkrankungsstadium (Child B und C) unterteilt. Ergebnisse: Bei Patienten mit frühem Zirrhosestadium (Child-Pugh A) fanden sich keine nennenswerten Unterschiede bezüglich INR (1,1 vs. 1,2 [p=0,432]), aPTT (33 s vs. 37 s [p=0,163]) und Thrombozytenzahl (88000 vs. 114000 [p=0,346]) zwischen Patienten mit Pfortaderthrombose (n=7) und der Kontrollgruppe (n=35). Im Gegensatz dazu lagen aPTT und INR bei Betroffenen mit fortgeschrittener Leberzirrhose (Child Pugh B/C) und PVT (n=16) signifikant niedriger, als bei Patienten ohne Pfortaderthrombose (n=30) (37 Sekunden. vs. 43 Sekunden [p= 0.017] und 1.25 vs. 1.40 [p=0,022]). Die Thrombozytenzahl zeigte keinen signifikanten Unterschied bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose und PVT, im Vergleich zur Kontrollgruppe ohne Pfortaderthrombose (130000 vs. 100000 [p=0,855]. Schlussfolgerung: Die in der vorliegenden Studie ermittelten Daten zeigen, dass Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose und begleitender Pfortaderthrombose über einen signifikant besseren Gerinnungsstatus im Vergleich zu Patienten ohne Pfortaderthrombose verfügen. Dies führt zu der Annahme, dass insbesondere Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose (Child-Pugh B/C) in Kombination mit nahezu normalen Gerinnungsparametern ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Pfortaderthrombose aufweisen. Diese Ergebnisse weisen außerdem darauf hin, dass bei Patienten mit entsprechendem Risikoprofil (Child-Pugh B/C, niedrige aPTT und INR), die routinemäßige Doppler-Sonographie als Screeningmethode eine sinnvolle Maßnahme der Früherkennung darstellen könnte und somit schwerwiegende Folgekomplikationen durch frühzeitige Intervention vermieden werden könnten.
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