Gammastrahlenblitze (GRBs) stehen für die explosivsten Ereignisse im Universum nach dem Urknall. Sie sind plötzliche, starke Blitze von Gammastrahlen, die für ein paar Sekunden die hellsten Objekte im Universum werden. Dies spiegelt die extremen Entstehungsbedingungen dieser Ereignisse wieder, die faszinierend und erforschungswert sind.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Verständnis von GRBs mehr dank der Fortschritte bei den Beobachtungstechniken als durch theoretische Vorhersagen erweitert. Ein erster wichtiger Schritt zum Verständnis des GRB–Phänomens erfolgte im Jahr 1991 mit dem Start des Compton Gamma–Ray Observatory
(CGRO). Durch den All–Sky Survey des Burst and Transient Experiments an Bord des CGROs wurden etwa 3000 GRBs beobachtet. Es konnte so gezeigt werden, dass ihre Positionen am Himmel isotrop verteilt sind und somit einen kosmologischen
Ursprung nahelegen. Ein besseres Verständnis der Physik der GRBs wurde durch genauere Lokalisierungen in den späten 90er Jahren ermöglicht, welche zu der Entdeckung führten, dass die Anfangsemission im Gamma–Bereich von
einer längeren Emission, später Nachleuchten genannt, begleitet wird. Das Nachleuchten wurde in allen Wellenlängen entdeckt, und zwar vom Radio bis in den optischen, Röntgen und Gamma–Bereich hinein. Dieses Nachleuchten kann bis zu mehreren Tagen nach der Explosion beobachtet werden. Die durch die kosmologische Entfernung erforderliche und extrem hohe Energiefreisetzung resultierte
in dem heute bekannten “ Standard” Modell der GRB–Theorien. Bei diesem Modell entsteht die beobachtete Strahlung als Ergebnis eines relativistisch expandierenden “Fireball”.
Zu den wissenschaftlichen Zielen einer der derzeitigen NASA–Missionen, nämlich des Fermi Gamma–Ray Space Telescope (FGST), zählt auch das Studium der GRBs. Fermis Nutzlast besteht aus zwei wissenschaftlichen Instrumenten, dem Large Area Telescope (LAT) und dem Gamma–Ray Burst Monitor (GBM). Die GBM–Detektoren wurden entwickelt, um GRBs für die Fermi–Mission zu entdecken und zu lokalisieren. Durch eine Anordnung von 12 NaI (Tl) (8 keV bis 1 MeV) und zwei BGO (0,2 bis 40 MeV) Szintillatoren erweitert GBM den Energiebereich
(20 MeV bis> 300 GeV) des LAT–Instruments in den traditionellen GRB–Energiebereich. Die charakteristischen Eigenschaften der GBM–Detektoren wurden mit Hilfe von Monte–Carlo–Simulationen ermittelt, die durch detaillierte
Messungen während mehrerer Eichungskampagnen unterstützt wurden. Die GBM–Detektoren wurden von 10 keV bis 17.5 MeV mit verschiedenen radioaktiven Gammaquellen kalibriert, und Simulationen wurden später über den
gesamten Energiebereich (8 keV bis 40 MeV) mit GEANT durchgeführt.
Das GBM–Instrument ist seit dem 11. Juni 2008 erfolgreich in Betrieb. Die gesamte Anzahl der getriggerten Ereignisse seit Aktivierung des “on–board Triggers” im Juli 2008 bis Dezember 2009 ist 655. Rund 380 dieser Trigger wurden
als GRBs identifiziert. Ausserdem entdeckte der GBM mehrere GRBs gemeinsam mit dem LAT. Diese herausragenden Entdeckungen erfüllen vor allem das primäre Ziel des GBMs, nämlich die gemeinsame Analyse der Spektren und des zeitlichen Verlaufs der GRBs, die von beiden Fermi–Instrumenten beobachtet werden. Für
jeden Trigger bestimmt der GBM eine Echtzeitposition, die möglicherweise zu einer Weiterbeobachtung des Objektes durch das LAT–Instrument führen kann mit dem Ziel, die Entdeckung verzögerter hochenergetischer GRB–Emission zu ermöglichen. Die mit dem LAT gemessenen genaueren Positionen werden dann
in kürzest–möglicher Zeit an die GRB–Gemeinschaft weitergegeben, damit andere
Satellitenmissionen, wie z. B. die NASA Swift Mission, und Bodenteleskope den GRB in anderen Wellenlängenbereichen weiterbeobachten können. Diese Beobachtungen können dann in günstigen Fällen zu einer Bestimmung der Rotverschiebung
führen.
Falls ein GRB nur vom GBM gemessen wird, ist die Berechnung der oberen Grenze der Emission für das LAT extrem interessant und basiert im Wesentlichen auf den hellsten GBM Bursts, die auch im LAT Sichtfeld sichtbar sind. Um
Berechnungen solcher Obergrenzen durchführen zu können, benötigt man eine sinnvolle Untermenge von GRBs. Für diese Untermenge wurden die Bursts ausgewählt, die ein starkes Signal in den BGO–Detektoren hatten. Eine sorgfältige
Auswahl ist sehr wichtig, um später einen Einblick in die Burst–Emissionsprozesse geben zu können. Dies ist vor allem dank einer detaillierten spektralen
Analyse der ausgewählten GRB–Liste und der nachfolgenden Untersuchung von Korrelationen zwischen den spektralen Parametern möglich.
Die vorliegende Arbeit gliedert sich in zwei Teile. Der erste behandelt mehr die technischen Eigenschaften der GBM–Detektoren, während sich der zweite im Wesentlichen auf die wissenschaftlichen Ergebnisse konzentriert. Kapitel 1 führt in die physikalischen Grundlagen und wissenschaftlichen Zusammenhänge von
GRB–Theorie und Beobachtungen ein. Im Kapitel 2 werden die Instrumente der Fermi–Mission LAT und GBM vorgestellt. Kapitel 3 befasst sich mit der Kalibrierung des GBM–Instruments, und insbesondere mit den Analysemethoden und
ergebnissen, welche zur Entwicklung und Unterstützung eines leistungsfähigen Instruments nötig sind. Die wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse, die der GBM während des ersten Jahres der Fermi–Mission erhalten hat werden dann in Kapitel 4 vorgestellt. BesondererWert wird auf die gemeinsamen GBM–LAT und GBM–Swift Ergebnisse und Analysen gelegt. Das letzte Kapitel behandelt die Selektionskriterien einer wohl definierten Liste von BGO–hellen Bursts. Zur Analyse der zeitintegrierten Spektren werden verschiedene Modelle verwendet. Die erhaltenen Ergebnisse werden zuletzt im Rahmen empirischer GRB–Korrelationen zwischen spektralen Parametern diskutiert.
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Gammastrahlenblitze (GRBs) stehen für die explosivsten Ereignisse im Universum nach dem Urknall. Sie sind plötzliche, starke Blitze von Gammastrahlen, die für ein paar Sekunden die hellsten Objekte im Universum werden. Dies spiegelt die extremen Entstehungsbedingungen dieser Ereignisse wieder, die faszinierend und erforschungswert sind.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich das Verständnis von GRBs mehr dank der Fortschritte bei den Beobachtungstechniken als durch theoretische Vorhersagen...
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