Die zeitliche Integration visueller Information zu einem zeitlich ausgedehnten Perzept wird beim Phänomen der mehrdeutigen Wahrnehmung offenbar, wo konkurrierende Interpretationen identischer sensorischer Information wechseln. In der Debatte über das Verständnis des zugrundeliegenden neuralen Mechanismus stellt sich die entscheidende Frage, ob die Perzeptwechsel aus Fluktuationen auf Ebene der sensorischen Informationsverarbeitung resultieren (bottom-up), oder ob sie durch höhere kognitive Areale iniziiert werden (top-down). Um dies näher zu untersuchen, wurde ein Paradigma einer ambiguösen scheinbaren Kreisbewegung entwickelt, das spezifisch auf die Generierung der Perzeptwechsel fokussierte. Die verhaltensexperimentellen Ergebnisse zeigen, dass die spontane Perzeptwechselrate von der Stimulusfrequenz abhängig war (höhere Frequenzen bewirkten schnellere Perzeptwechsel), und dass die Perzeptwechsel extern getriggert werden konnten. Die Anwendung dieses Paradigmas in einer fMRT-Untersuchung ermöglichte die Kontrastierung spontan generierter und extern getriggerter (ansonsten identischer) Perzeptwechsel mit dem Ziel, die Initiierung von möglichen Auswirkungen von Perzeptwechseln eingehender zu unterscheiden. Spontane Perzeptwechsel waren mit einer stärkeren Aktivierung im Bereich des rechten occipitotemporalen Übergangs assoziiert. Dagegen zeigten präfrontale, superior temporale und inferior parietale Areale eine stärkere Aktivierung bei getriggerten Perzeptwechseln. Die behavioralen und funktionell bildgebenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass komplexe Netzwerke sowohl auf sensorischen als auch auf höheren kognitiven Ebenen bei Perzeptwechseln beteiligt sind, wohingegen stimulusspezifische sensorische Verarbeitungsprozesse entscheidend für die Initiierung der spontanen Perzeptwechsel sind.
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Die zeitliche Integration visueller Information zu einem zeitlich ausgedehnten Perzept wird beim Phänomen der mehrdeutigen Wahrnehmung offenbar, wo konkurrierende Interpretationen identischer sensorischer Information wechseln. In der Debatte über das Verständnis des zugrundeliegenden neuralen Mechanismus stellt sich die entscheidende Frage, ob die Perzeptwechsel aus Fluktuationen auf Ebene der sensorischen Informationsverarbeitung resultieren (bottom-up), oder ob sie durch höhere kognitive Areal...
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