Das Elektrofahrzeug setzt den Fahrer mit seiner besonderen Antriebscharakteristik und den Einschränkungen durch die begrenzte Reichweite in ein gänzlich neues Verhältnis zum effizienten Fahren. Zum einen befindet sich der Fahrer im Spannungsfeld aus aufregend sportlicher Fahrdynamik und dem Wunsch oder der Notwendigkeit die verfügbare Energie möglichst effizient zu nutzen. Zum anderen folgt gerade das effiziente Fahren im Elektrofahrzeug anderen Gesetzmäßigkeiten als dies von dem Fahrzeug mit Verbrennungsmaschine bekannt ist. Bisherige Forschungsergebnisse aus Nutzerstudien haben ergeben, dass erst mit zunehmender Fahrerfahrung Strategien zum effizienten Fahren mit dem Elektrofahrzeug erlernt werden. Inwieweit das Erlernen elektrofahrzeugspezifischer Energiesparstrategien sich allerdings auf das alltägliche Fahrerverhalten auswirkt, wurde bisher nicht untersucht. Ziel dieser Dissertation ist es daher, mögliche Änderungen im Fahrerverhalten als Folge der regelmäßigen Nutzung eines Elektrofahrzeugs zu identifizieren und deren Auswirkungen auf die Energieeffizienz des Fahrstils zu quantifizieren. Um die Ergebnisse möglichst gut auf den tatsächlichen Anwendungsfall übertragen zu können, werden dazu in einem fünfmonatigen Feldversuch Fahrdynamikdaten in elektrischen Versuchsfahrzeugen, die von 35 Probanden für alltägliche Fahrten eingesetzt werden, aufgezeichnet. Ausgehend von der Theorie zum Erlernen spezifischer Strategien für sparsames Fahren mit dem Elektrofahrzeug werden für die effizienzbestimmenden Größen des Fahrerverhaltens Näherungskurven erzeugt, mit deren Passungsgüte das tatsächliche Erlernen eines auf die Energieeffizienz des Elektrofahrzeugs optimierten Fahrerverhaltens überprüft werden kann. Der Einfluss unterschiedlicher Rahmenbedingungen wird durch eine probandenindividuelle Betrachtung regelmäßig gefahrener Routen und deren Charakteristik berücksichtigt. Darüber hinaus werden der Effekt der zwischenzeitlichen Nutzung von Verbrennerfahrzeugen auf das Fahrerverhalten im Elektrofahrzeug untersucht und das praktisch erreichbare Einsparpotential durch eine optimale Fahrweise ermittelt. Zusammengenommen bieten die Ergebnisse dieser Dissertation damit die nötige Grundlage für eine nutzerorientierte Dimensionierung der Antriebsleistung zukünftiger Elektrofahrzeuge und die Konzeption von Benutzerschnittstellen zur Entschärfung des Reichweitenkonflikts. Die Umsetzung dieser Lösungen ist speziell für den Mischbetrieb im Carsharing oder in Dienstwagenflotten entscheidend für die Akzeptanz und bestimmt somit den Erfolg der Elektromobilität.
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