Vaskuläre Mechanismen und Durchblutungsstörungen spielen bei der Pathogenese des primären Offenwinkelglaukoms eine Rolle. Ein besseres Verständnis hierüber könnte genauere prognostische Einschätzungen ermöglichen und die Therapieansätze des primären Offenwinkelglaukoms zukünftig erweitern und verbessern.
Verglichen worden sind die Messergebnisse von 38 Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom unter Therapie mit normalem Augeninnendruck mit den Messergebnissen von 38 gesunden Probanden. Das Gefäßverhalten wurde mit dem Retinal Vessel Analyzer erfasst und die so gewonnenen Rohdaten mittels der Fourier-Analyse, der Autokorrelationsanalyse und der Kreuzkorrelationsanalyse weiterberechnet. Die Patientengruppe wurde mit der Probandengruppe hinsichtlich Gefäßdurchmesser, Pulsamplitude, Oszillationsfrequenzen sowie den Quotienten zwischen myogenem und kardialem Gefäßverhalten verglichen.
In der Gruppe der Glaukom-Patienten fanden sich signifikant größere Gefäßdurchmesser der gemessenen venösen Gefäßabschnitte (p<0,05). Die Frequenzen, die das Schwingungsverhalten von Arterien und Venen miteinander beschreiben, sind bei den Glaukom-Patienten signifikant niedriger als bei den Gesunden (p<0,01). Die Frequenzbereiche myogenen Ursprungs zeigen bei den Venen der Patientengruppe eine Störung des myogenen regulatorischen Gefäßverhaltens (p<0,05; p<0,01). Der Vergleich der Gefäßreaktionen kardialen Ursprungs mit den myogenen Gefäßreaktionen, zeigt eine Unterlegenheit der myogenen Gefäßreaktion gegenüber der kardialen Gefäßreaktion bei den venösen Gefäßen (p< 0,01; p<0,05). Die Pulsamplitude der Venen und der Arterien ist bei Glaukom-Patienten signifikant größer als bei den Gesunden.
In dieser Arbeit wurde nachgewiesen, dass bei Glaukom-Patienten unter Therapie eine gestörte Regulation des myogenen Gefäßverhaltens retinaler Venen besteht. Weitere Studien sind notwendig um diese Pathomechanismen besser differenzieren zu können und um besser beurteilen zu können, ob das retinale Gefäßverhalten die mögliche Ursache oder die Folge eines primären Offenwinkelglaukoms ist bzw. in wie weit die Antiglaukomtherapie für die erhobenen Messergebnisse verantwortlich ist.
Translated abstract:
Alterations of retinal vessels might affect the course of patients with primary open-angle glaucoma. However, there is a paucity of data investigating the relation between glaucoma and the prevalence of retinal vessels alterations.
We relied on 38 primary open-angle glaucoma patients sufficiently treated for intraocular pressure, and 38 non-glaucoma patients. Retinal vessel alterations were assessed using the retinal vessel analyzer. The raw data has been calculated with Fourier-analysis, autocorrelation-analysis and cross-correlation-analysis. Differences according to vessel diameter, puls amplitude, frequences of oscillation behaviour, and the quotient of frequences according to myogenic vs. cardiac genisis in retinal vessels alterations were compared between primary open-angle glaucoma and non-glaucoma patients, respectively.
The median venous vessel diameter was higher in primary open-angle glaucoma patients (p<0.05). Similarly, the median puls amplitude was significantly higer in primary open-angle glaucoma than in non-glaucoma patients (p<0.01). Additionally, the quotient of frequences according to myogenic vs. cardiac genisis in venous vessels was higher in primary open-angle glaucoma patients (p<0.01). Finally, primary open-angle glaucoma patients had significantly lower freuqences of oscillation behavior of venous retinal vessels than non-glaucoma patients (p<0.05). There was no diffrerence in the arterial retinal vessels between primary open-angle glaucoma patients and non-glaucoma patiens
Primary open-angle glaucoma patients harboured significant alterations of retinal venous vessels compared to non-glaucoma patients. Further research is warranted to ascertain whether retinal vessel alterations are reason or result of primary open angle glaucoma resp. whether therapy of glaucoma is responsible for the current data.