Die Simulation von menschlichen Bewegungen ist eine der von Ergonomen am meisten gewünschten Funktionen von Menschmodell-CAD-Systemen. Eine derartige Funktion ist die Basis vieler ergonomischer Analysen, jedoch sind exakte Daten über menschliche Bewegungen bislang nicht oder kaum zu erhalten. In der automobilen Produktentwicklung ist die Simulation der Ein- und Ausstiegsbewegung und dabei die Bewertung des Komforts von besonderem Interesse, da beim Einstieg ein potentieller Kunde mit dem Produkt zum ersten Mal direkt in Kontakt kommt. Bei BMW wurde deshalb im Rahmen der Weiterentwicklung des Ergonomiesimulationswerkzeugs „RAMSIS“ ein Projekt zur Untersuchung der Ein- und Ausstiegsbewegung gestartet, das zum Ziel die Simulation dieses Bewegungsablaufs hat. In der Vorbereitungsphase des Projekts wurden in einer Vorstudie die Einstiegsbewegungen von 225 Versuchspersonen videotechnisch festgehalten und qualitativ ausgewertet. Die Analyse der Bewegungsstrategien zeigte, dass die Versuchspersonen nach verschiedenen Einstiegsstrategien in ein Fahrzeug einstiegen. Da die überwiegende Mehrheit nach der „Schlüpf“-Strategie einsteigt, stand diese Strategie im Mittelpunkt der quantitativen Bewegungsanalyse. Als Voraussetzung dafür musste zunächst eine Methode entwickelt werden, mit der sich Ein- und Ausstiegsbewegungen quantitativ analysieren lassen. Auf der Entwicklung der Analysemethode und deren Validierung lag auch der Schwerpunkt der Arbeit. Das Ergebnis umfasst die vier Bausteine „variabler Versuchsaufbau“, „Bewegungsaufzeichnung“, „Bewegungsmodellierung“ und „Bewegungsanalyse“. Die Versuchsergebnisse weisen nach, dass mit Hilfe der entwickelten Methode Ein- und Ausstiegsbewegungen quantitativ analysiert werden können. Die resultierende durchschnittliche Abweichung der modellierten von der realen Bewegung liegt bei etwa 10mm und damit deutlich unter der von alternativen Messverfahren. Der Aufwand der Datenbearbeitung konnte im Laufe des Projekts auf einen für eine Reihenuntersuchung akzeptablen Wert reduziert werden. Für die Datenbearbeitung einer Versuchsperson mit 40 Bewegungssequenzen muss nun mit etwa zwei Arbeitstagen gerechnet werden. Insgesamt zeigte die Untersuchung, dass der aufgestellte Simulationsansatz über die führenden Körperteile äußerst vielversprechend ist. Das einfache Beispiel des Hebens des Fußes über den Schweller demonstrierte, dass Einstiegsbewegungen mittels Interpolation „simuliert“ werden können. Zur Simulation beliebiger Kombinationen von Versuchspersonen und Einstiegsgeometrien ist jedoch eine systematische Untersuchung mit einer deutlich größeren Anzahl von Versuchspersonen notwendig. Eine entsprechende Versuchsreihe ist bereits in Vorbereitung und werden im Rahmen von weiteren Doktorarbeiten veröffentlicht werden.
«
Die Simulation von menschlichen Bewegungen ist eine der von Ergonomen am meisten gewünschten Funktionen von Menschmodell-CAD-Systemen. Eine derartige Funktion ist die Basis vieler ergonomischer Analysen, jedoch sind exakte Daten über menschliche Bewegungen bislang nicht oder kaum zu erhalten. In der automobilen Produktentwicklung ist die Simulation der Ein- und Ausstiegsbewegung und dabei die Bewertung des Komforts von besonderem Interesse, da beim Einstieg ein potentieller Kunde mit dem Produkt...
»