Die heutigen Standardeingabegeräte für graphische Benutzeroberflächen, Maus und Tastatur, können von Benutzern, deren motorische Fähigkeiten beeinträchtigt sind, nicht verwendet werden. Beispiele hierfür sind Benutzer mit krankheitsbedingt eingeschränkter Motorik und Benutzer in Anwendungsdomänen mit manuellen Tätigkeiten. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Forschungsgebiet sprachgesteuerte graphische Benutzeroberflächen, welches durch den Einsatz von Sprache als Eingabemodalität für graphische Benutzeroberflächen nach Lösungen für dieses Problem sucht. Der Stand der Forschung wird zunächst in zwei Gruppen eingeteilt: sprachbasierte Mausemulation und Kommando-und-Steuerung. Sprachbasierte Mausemulation verwendet Sprachkommandos zur Emulation der Mausfunktionen, bzw. der Tastatur. Der Benutzer kann mittels Sprachkommandos indirekt über die Funktionen des Mauszeigers graphische Objekte manipulieren. Kommando-und-Steuerung verwendet Sprachkommandos zur direkten Steuerung der interaktiven Funktionalität von graphischen Objekten. Sprachbasierte Mausemulation ist durch die betriebssystemweit verfügbaren Funktionen des Mauszeigers universell anwendbar, während die Sprachkommandos für Kommando-und-Steuerung vom jeweils zu steuernden graphischen Objekt explizit unterstützt werden müssen. Sprachbasierte Mausemulation erfordert mehr Interaktion durch den Benutzer als Kommando-und-Steuerung, somit können Aufgaben mittels Kommando-und-Steuerung schneller ausgeführt werden. Die mittels Kommando-und-Steuerung erreichten Ausführungzeiten sind jedoch derzeit noch um mindestens 50% höher als die Ausführungszeiten, die mit mausgesteuerten graphischen Oberflächen erreicht werden. Um die Ausführungzeiten mittels Kommando-und-Steuerung zu verkürzen, schlägt diese Dissertation den Ansatz Konversation-und-Steuerung vor, welcher auf einer Erweiterung von Kommando-und-Steuerung durch drei neue Interaktionstechniken, genannt qualifizierte Aktivierung, automatische Behebung von Informationsfehlern und qualifizierte Rückmeldung, beruht. Qualifizierte Aktivierung und automatische Behebung von Informationsfehlern reduzieren die durchschnittliche Anzahl der benötigten Sprachkommandos, während qualifizierte Rückmeldung auf eine Reduzierung der durchschnittlichen Länge der Sprachkommandos abzielt. Dadurch wird eine Reduzierung der durchschnittlichen Interaktionszeit erreicht, was sich in einer reduzierten durchschnittlichen Ausführungzeit niederschlägt. Die theoretischen Grundlagen für Konversation-und-Steuerung werden von einem in dieser Arbeit entwickelten formalen Modell für sprachgesteuerte graphische Oberflächen abgeleitet und formal verifiziert. Um die Machbarkeit von Konversation-und-Steuerung zu zeigen wird auf Basis des formalen Modells ein Implementierungskonzept entworfen und dessen Realisierung in Form eines Frameworks für Konversation-und-Steuerung beschrieben. Mit Hilfe des Frameworks wird ein Experiment durchgeführt, womit die formal prognostizierte Reduzierung der durchschnittlichen Ausführungszeiten empirisch nachgewiesen wird. Das Framework diente ferner als Grundlage für die Erstellung von prototypischen Anwendungen mit graphischen Oberflächen aus der Anwendungsdomäne Mobile Wartung, welche Konversation-und-Steuerung unterstützen.
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Die heutigen Standardeingabegeräte für graphische Benutzeroberflächen, Maus und Tastatur, können von Benutzern, deren motorische Fähigkeiten beeinträchtigt sind, nicht verwendet werden. Beispiele hierfür sind Benutzer mit krankheitsbedingt eingeschränkter Motorik und Benutzer in Anwendungsdomänen mit manuellen Tätigkeiten. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Forschungsgebiet sprachgesteuerte graphische Benutzeroberflächen, welches durch den Einsatz von Sprache als Eingabemodalität fü...
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