Das Requirements Engineering befasst sich mit der systematischen Erfassung von Anforderungen an Software und deren Überführung in eine Spezifikation. Die vorliegende Arbeit stellt eine Methodik für das Requirements Engineering komplexer Standardsoftware vor. Diese Software zeichnet sich durch eine Vielzahl von Funktionalitäten und Variationen aus, wodurch sie im Allgemeinen als ein aus mehreren Softwareprodukten bestehendes System zum Verkauf auf einem globalen Markt angeboten wird. Wesentliche Problemstellungen in diesem Umfeld ergeben sich aus der Wechselwirkung firmeneigener Ziele mit dem Markteinfluss. Firmenziele, wie Kundenorientierung, Zeit- und Kostenoptimierung, müssen vor dem Hintergrund erheblicher Unsicherheiten über Absatzmärkte, ständigen Veränderungen und einer großen Vielfalt von Anforderungen bewältigt werden. Hauptmechanismen zur Problemlösung sind die Entwicklung der Standardsoftware in Variationen und Versionen. Kern der Arbeit sind ein Modell von Entwicklungsprodukten und ein darauf abgestimmtes Prozessmodell zur systematischen Unterstützung des Requirements Engineerings komplexer Standardsoftware. Das Prozessmodell beschreibt ein Vorgehen für das Herausarbeiten, die Verhandlung und die Spezifikation von Anforderungen, während das Modell Entwicklungsprodukte zu erarbeitende Ergebnisse sowie methodische Vorlagen und Anleitungen dokumentiert. Durch die Anwendung eines speziellen Modellierungskonzeptes werden insbesondere die Verfolgbarkeit von Anforderungen und von Entscheidungen einzelner Entwicklungsaktivitäten sowie die schnelle Reaktionsfähigkeit auf sich ändernde Anforderungen unterstützt. Entwicklungsschritte werden als Vorarbeiten oder Entscheidungen einzelner Entscheindungssituationen modelliert, während Entwicklungsprodukte genau festgelegte Aufgaben übernehmen. Dadurch wird die Erarbeitung und die Verwendung aller Entwicklungsergebnisse und Entscheidungen nachvollziehbar. Zusätzlich ermöglicht die Modellierung der Inhalte und der Zusammenhänge zwischen Entwicklungsprodukten eine durchgängige Verfolgbarkeit von Anforderungen. Darüber hinaus ist die Formulierung von Konsistenzbedingungen für das Requirements Engineering möglich, womit Aufgaben des Requirements Engineerings, des Requirements Managements und des Konfigurations-Managements ineinander integriert werden. Eine spezielle Strukturierung des Prozessmodells und des Modells der Entwicklungsprodukte erlaubt einen stufenweisen Übergang von roh gesammelten Anforderungen hin zu eine Spezifikation von zur Entwicklung geplanten Anforderungen. Stufen des Übergangs sind Marktsicht, Systemsicht und Entwicklungssicht. Erstere ist kundenorientiert und setzt ihren Schwerpunkt auf die Identifikation von Variationen. Die zweite Sicht zielt auf eine Kompromissbildung von Marketing- und Entwicklungszielen ab und fokussiert auf die Anforderungsverteilung auf Softwareprodukte. Schließlich konzentriert sich letztere auf die kosten- und zeitoptimale Versionsplanung einer komplexen Standardsoftware. Die Strukturierung ermöglicht ferner kurzfristige Reaktionszeiten durch eine flexible Gestaltung der Entwicklung und die Berücksichtigung langfristiger Entwicklungsziele. Zur methodischen Unterstützung des Prozessmodells werden darüber hinaus eine Bewertungsmethode für Entscheidungssituationen sowie ein Konzept zur Spezifikation von Entwicklungsprodukten vorgeschlagen.
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Das Requirements Engineering befasst sich mit der systematischen Erfassung von Anforderungen an Software und deren Überführung in eine Spezifikation. Die vorliegende Arbeit stellt eine Methodik für das Requirements Engineering komplexer Standardsoftware vor. Diese Software zeichnet sich durch eine Vielzahl von Funktionalitäten und Variationen aus, wodurch sie im Allgemeinen als ein aus mehreren Softwareprodukten bestehendes System zum Verkauf auf einem globalen Markt angeboten wird. Wesentliche...
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