Statistische Hypothesen werden oft in Form von polynomialen Bedingungen in den unbekannten Parametern formuliert. Daher entsprechen die Hypothesen semi-algebraischen Teilmengen des Parameterraums. Allerdings kann das Testen solcher Hypothesen eine Herausforderung sein. Zum Beispiel kann die Anzahl der Bedingungen wesentlich größer sein als die Anzahl der beobachteten Stichproben oder die herkömmlichen Approximationsresultate können aufgrund von Singularitäten der einzelnen Polynome ungültig sein.
Das motiviert uns eine algebraische Testmethodik zu untersuchen, die diese Schwierigkeiten umgeht. Genauer gesagt bilden wir eine Teststatistik als das Maximum von unverzerrten Schätzungen der involvierten Polynome. Die Verteilung der Teststatistik kann durch Anwendung neuer Resultate hinsichtlich der Gaußschen Approximation für Maxima von Summen hochdimensionaler Zufallsvektoren angenähert werden. Wir bestimmen kritische Werte basierend auf Gaußschen Multiplikator Bootstrap Verfahren und zeigen, dass die resultierenden Tests asymptotisch gültig sind in dem Sinne, dass sie Fehler vom Typ 1 kontrollieren. Unter der Voraussetzung, dass die Schätzer Sub-Weibull Zufallsvariablen sind, gilt dies in einem hochdimensionalen Setup, in dem die Anzahl der polynomialen Bedingungen viel größer ist als der Stichprobenumfang. Ob-wohl unser Test Abstriche bei der statistischen Effizienz macht, heben wir hervor, dass er eine Lösung für die oben beschriebenen Herausforderungen bietet. Darüber hinaus besteht keine Notwendigkeit eine möglicherweise multimodale Likelihood-Funktion zu maximieren, wie beim weit verbreiteten Likelihood-Quotienten-Test.
Als praktische Anwendung betrachten wir das Problem des Testens der Anpassungsgüte eines gegebenen latenten Gaußschen Baummodells an beobachtete Daten. Indem wir aktuelle Resultate zusammenfassen, zeigen wir, dass der Parameterraum von latenten Gaußschen Baummodellen durch polynomiale Bedingungen in den Einträgen der unbekannten Kovarianzmatrix charakterisiert ist. Daher ist es natürlich unsere Testmethodik anzuwenden. Wir implementieren die Tests in R auf eine Weise, die das Testen der Anpassungsgüte jedes latenten Gaußschen Baummodells unterstützt solange die beobachteten Variablen genau die Blätter des Baums sind. Anhand von Simulationen mit zwei spezifischen latenten Gaußschen Baummodellen, dem „star tree“ und dem „caterpillar tree“, veranschaulichen wir die Vorteile und die Gültigkeit unseres Ansatzes.
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