In den 1990er Jahren kam in der Landschaftsarchitektur in Nordamerika ein neues Parkmodell auf, das als large parks bezeichnet wird. Das Modell wurde von nordamerikanischen Experten initiiert, wie James Corner, Julia Czerniak, George Hargreaves und anderen. Es ist von Ian McHargs „Design with Nature“ (1969) sowie dem konzeptionellen Landschaftsbegriff J. B. Jacksons (1984) beeinflusst. Indem large parks die funktionalen und räumlichen Grenzen des klassischen Ideals ‚statischer’ Park-Modelle aus dem 19. Jahrhundert überschreiten, sind sie als Design-Konzept ökologischer Prozesse in Stadtlandschaften eine Implementierung des von denselben Protagonisten vertretenen Programms landscape urbanism in die Praxis.
Diesem nordamerikanischen organischen Modell großräumiger landschaftsarchitektonischer Konzepte für urbane Landschaften stehen zur gleichen Zeit in Deutschland mit ebenfalls großräumigen, in dieser Arbeit als ‘strukturalistisch’ bezeichnete Parks und in China mit den country parks zwei andere Parkmodelle gegenüber. Ihre vergleichende Untersuchung erlaubt Rückschlüsse auf zeitgenössische und kulturelle Veränderungen in Bezug auf urbane räumliche Strukturen, Gesellschaft und Ökologie, aber auch auf weitere Potenziale in der Entwicklung internationaler landschaftsarchitektonischer Theorie und Praxis.
Dies wird hier unter Einsatz von zwei, mit den Untersuchungsgegenständen verbundenen, methodischen Ansätzen unternommen, die sowohl in Forschung wie Praxis zeitgenössischer Landschaftsarchitektur bekannt sind: James Corners critical thinking als prozess-ökologische Methode - und Peter Latz’ als kritischer Strukturalismus zu kontext-syntaktische Methode. Beide lassen sich als Referenzen eines Paradigmas des kritischen Rationalismus (Popper 1957) beschreiben, der in westlichen Planungskulturen seit Ende der 1960er Jahre eine wesentliche Rolle spielt.
Während das Parkmodell Corners nämlich auf Gestaltungen abzielt, die aus einer kulturellen Vorstellungskraft heraus entstehen, zielt Latz’ auf Strukturen, die aus einer kulturellen Kontextualisierung basieren. Aus beiden Modellen aber entwickeln sich gleichermaßen soziale Nutzungen wie ökologische Funktionen der großräumigen, urbanen Parke, beide zielen vor allem auf regionale kulturelle Identitäten und auf ökologische Ausgleichswirkungen. Dies lässt sich anhand der in allen Projekten und Theorien aufscheinenden fünf Metaqualitäten Komplexität, Vielfalt, Nachhaltigkeit, Aneignung und Identität belegen.
Um die Parkmodelle angemessen vergleichen zu können, werden jeweils sowohl ihre praktischen, als auch theoretischen Rahmenbedingungen analysiert. In der Praxis betrifft dies das Design ausgewählter Projekte, auf der Theorieebene sind dies die urbanistischen Konzepte des urban landscape in Nordamerika, der ‘behutsamen Erneuerung’ bzw. ‘kritischen Rekonstruktion’ der Europäischen Stadt und der regionalen Landschaftsentwicklung in Deutschland.
Die Analyseergebnisse beider Modelle lassen sich schließlich ebenfalls sowohl auf der Ebene des landschaftsarchitektonischen Parkmodells wie des urbanistischen Theorierahmens auf China übertragen, indem das Parkmodell des country park vor dem Hintergrund der derzeit geplanten und realisierten chinesischen Stadtlandschaften im Hinblick auf Ähnlichkeiten und Unterschiede reflektiert werden. Dabei wird gezeigt, wie internationale urbane Parkmodelle der Landschaftsarchitektur auf verschiedene Kulturen, auf soziale, ökologische und ästhetische Entwicklungen Einfluss nehmen können.
Die Untersuchung der landschaftsarchitektonischen Theorien und Schulen des nordamerikanischen landscape urbanism und des deutschen landschaftsarchitektonischen Strukturalismus sowie ihrer beiden großräumigen Modelle, des large parks, zeigt bemerkenswerte Berührungspunkte, aber auch Unterschiede in den Verständnissen von Landschaft (zusammenhängend vs. kreativ), von Landschaft und Ökologie (Darstellung vs. Metapher) sowie von Landschaft und Alltagsleben (Vielfalt vs. Unvorhersehbarkeit). Indem diese letztlich als kulturelle Interpretationen der Idee zu verstehen sind, geben sie Anlass für eine Umdenken der dritten Modellkultur, des chinesischen country parks.
«
In den 1990er Jahren kam in der Landschaftsarchitektur in Nordamerika ein neues Parkmodell auf, das als large parks bezeichnet wird. Das Modell wurde von nordamerikanischen Experten initiiert, wie James Corner, Julia Czerniak, George Hargreaves und anderen. Es ist von Ian McHargs „Design with Nature“ (1969) sowie dem konzeptionellen Landschaftsbegriff J. B. Jacksons (1984) beeinflusst. Indem large parks die funktionalen und räumlichen Grenzen des klassischen Ideals ‚statischer’ Park-Modelle aus...
»