Die Hauptfunktion des Cyclin-abhängige Kinase (CDK)-Inhibitors p27 (CDKN1B) ist die Regulation des Zellzyklus. Durch Bindung und Inhibierung von Cyclin E, -A/CDK2-Komplexen kontrolliert p27 den Übergang von der G1- in die S-Phase. In über 50 % aller Krebsarten ist die Expression von p27 reduziert, was mit Aggressivität der Tumoren und schlechter klinischer Prognose einher geht. Desweiteren konnten in 8 % aller Patienten mit neuroendokrinen Tumoren somatische p27-Mutationen und genomische Deletionen festgestellt werden. In Studien unserer Arbeitsgruppe konnten 56 % aller untersuchten humanen Phäochromozytomen (PCC; Tumoren der Medulla der Nebennieren) mit runterreguliertem p27-Level assoziiert werden.
In unserem Labor wurde ein Rattenmodel etabliert, welches einen überlappenden Phänotyp mit dem MEN1- (multiple endokrine Neoplasie) und MEN2-Syndrom zeigt. Diese MENX-Ratten entwickeln neuroendokrine Tumoren, die von einer Keimbahn-Mutation verursacht werden, die zu einer Leserasterverschiebung des Gens führt, das für p27 kodiert. Neben Nebenschilddrüsenadenomen, Hypophysen-adenomen und multifokale C-Zelltumoren entwickeln die MENX-Ratten auch bilaterale Phäochromozytomen; letzteres mit vollständiger Penetranz. MENX-Ratten sind ein Modell für MEN4-Patienten, die phänotypisch und genotypisch mit dem Rattenmodell übereinstimmen, indem sie, aufgrund von p27-Mutationen bzgl. Blutdruck, Katecholamin-Sekretion und histopathologischen Aspekten, ähnliche Symptome aufweisen.
Kürzlich wurde eine neue Funktion von p27 als transkriptioneller Regulator in murinen embryonalen Fibroblasten (MEFs) beschrieben. p27 interagiert in diesen Zellen mit den Transkriptionsfaktoren p130, E2F4 und anderen Co-Faktoren, um an spezifische Promotoren von p27-Zielgenen zu binden. In MEN4-Patienten und MENX-Ratten verursachen p27-Mutationen ausschließlich die Entwicklung neuroendokriner Tumoren, obwohl p27 ubiquitär im Organismus exprimiert wird. Die kausativen molekularen Prozesse sind dabei noch unbekannt. Daher vermuteten wir eine potenzielle Funktion von p27 als Transkriptions-Regulator in neuroendokrinen Zellen. Zur Bearbeitung des Themas wurden in dieser Arbeit adrenomedulläre Zellen, repräsentativ für neuroendokrine Zellen, verwendet. Im Gegensatz zu MEFs konnten wir zeigen, dass p27 in adrenomedullären Zellen nicht mit p130 und E2F4 interagiert. Deswegen nahmen wir an, dass p27 in diesen Zellen mit anderen Transkriptionsfaktoren and die DNS binden kann. Um diese potenziellen Interaktionspartner von p27 zu identifizieren, führten wir p27-ChIP-Seq-Experimente durch. Nachdem wir einen geeigneten anti-p27 Antikörper etabliert und die tatsächliche Bindung von p27 an die DNS adrenomedullärer Zellen bestätigen konnten, wurde das p27-ChIP-Protokoll für adrenomedulläre Gewebe von Mensch und Ratte optimiert. Unter anderem konnten per quantatitive next generation sequencing angereicherte spezifische Sequenzen für den Transkriptionsfaktor Runx1 identifiziert werden. Runx1 konnte in dieser Arbeit innovativ als Interaktionspartner von p27 in adrenomedullären Zellen von Ratten identifiziert werden.
Bioinformatische Analysen ermittelten potenzielle p27/Runx1-Zielgene, wie z.B. Znf563, Apoc4, Tcf4 und Gata2. In Nebennieren-Zellen, in denen wir p27 und/oder Runx1 runterregulierten, wurde die Expression dieser Gene untersucht. Aufgrund gehemmter p27/Runx1-Expression war Znf563 überexprimiert, während Gata2 runterreguliert war. Die Expression von Tcf4 war unverändert und die Expression von Apoc4 war in verschiedenen Nebennieren-Zell-Modellen kontrovers. Wenn p27, wie oben beschrieben, als transkriptioneller Repressor agiert, konnte Znf563 als vielversprechenstes p27/Runx1-Zielgen ermittelt werden, da seine Expression nach p27/Runx1-Inhibierung erhöht war. Zusätzlich konnten wir GATA2 als Interaktionspartner von RUNX1 identifizieren.
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Die Hauptfunktion des Cyclin-abhängige Kinase (CDK)-Inhibitors p27 (CDKN1B) ist die Regulation des Zellzyklus. Durch Bindung und Inhibierung von Cyclin E, -A/CDK2-Komplexen kontrolliert p27 den Übergang von der G1- in die S-Phase. In über 50 % aller Krebsarten ist die Expression von p27 reduziert, was mit Aggressivität der Tumoren und schlechter klinischer Prognose einher geht. Desweiteren konnten in 8 % aller Patienten mit neuroendokrinen Tumoren somatische p27-Mutationen und genomische Deletio...
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