Robuste Portfolio Modellierung (RPM) beschäftigt sich mit der Auswahl von Projektportfolios bezüglich mehrerer Zielkriterien und unter Informationsunsicherheit in Form ungewisser Parameter. Dabei führt die Berücksichtigung von Realisierungen dieser Parameter innerhalb einer durch den Entscheider spezifizierten Ungewissheitsmenge zu robusten Lösungen. Das Standardverfahren betrachtet alle Realisierungen aus der Ungewissheitsmenge und berechnet auf Basis szenarioweiser Vergleiche die Lösungsmenge bestehend aus den sogenannten nicht-dominierten Projektportfolios. Da hierbei auch Realisierungen, bei denen die ungewissen Parameter zeitgleich Extremwerte annehmen, einkalkuliert werden, erweist sich das Standardverfahren für die Praxis als zu konservativ. In einer Erweiterung zur Reduzierung des Konservatismus führen Fliedner und Liesiö (2014) einen Kontrollparameter ein, welcher die Abweichung ungewisser Parameter von ihrem Nominalwert begrenzt. Dadurch wird eine Teilmenge der Ungewissheitsmenge abgegrenzt, anhand welcher nicht-dominierte Projektportfolios bestimmt werden. Die Wahrscheinlichkeit, mit welcher diese Lösungsportfolios auch im Falle einer Realisierung außerhalb dieser Teilmenge nicht-dominiert bleiben, hängt vom Kontrollparameter ab und gibt die sognannte Optimalitätsgarantie an. Insgesamt wird durch die Einführung des Kontrollparameters die Möglichkeit zur Regelung der Robustheit und somit Reduzierung des Konservatismus geschaffen. Allerdings weisen dann Projektportfolios unterschiedlicher Kardinalität nicht denselben Grad an Robustheit auf. Die vorliegende Masterarbeit befasst sich mit den Grundlagen für ein RPM Verfahren mit individuell regelbarer Robustheit. Anstelle eines Parameters grenzt eine von den Problemvariablen abhängige Kontrollfunktion die Realisierungen ab, welche zur Bestimmung der Lösungsmenge berücksichtigt werden. Damit weisen Lösungen unterschiedlicher Kardinalität sowohl einen vergleichbaren Grad an Robustheit als auch dieselbe Optimalitätsgarantie auf. Es wird einWeg zur Ableitung der Kontrollfunktion aus der Optimalitätsgarantie aufgezeigt und eine konkrete Funktion vorgeschlagen. Da die Kontrollfunktion zu unterschiedlichen Teilmengen der Ungewissheitsmenge führt, kann die Bestimmung nicht-dominierter Portfolios nicht auf Basis szenarioweiser Vergleiche erfolgen. Aus diesem Grund wird ein neues, umfassendes Konzept vorgestellt, welches den Dominanzbegriff erweitert und für Realisierungen, die lediglich in einer Teilmenge enthalten sind, auf sogenannten worst-case Vergleichen beruht. Insgesamt ist dadurch eine Übersicht über ein RPM Verfahren mit individuell regelbarer Robustheit gegeben und es werden zugehörige Grundlagen geschaffen.
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