Ein fortgeschrittenes numerisches Verfahren, basierend auf der Abbildung der Mikrostruktur
(Image-Based Finite Element Method, Abk. Image-Based FEM ), wurde für die Modellierung
des thermo-mechanischen Materialverhaltens neuer Fusionswerkstoffe weiterentwickelt. Zwei
auf Wolfram als Hauptbestandteil basierende heterogene Materialien mit unterschiedlichen,
zufälligen Morphologien auf mehreren Längenskalen wurden als Fallstudien ausgewählt: 1)
gemischte duktil-spröde W/CuCr1Zr-Verbundwerkstoffe und 2) vacuum plasma-sprayed tung-
sten (VPS-W 75 vol.%), ein plasmagespritztes poröses Beschichtungssystem mit einer zwei-
skaligen Mikrostruktur. Beide Materialien sind für den Einsatz in dem zukünftigen Fusionsreak-
tor DEMO geplant: W/CuCr1Zr-Verbundwerkstoff als Hauptbestandteil eines Gradienten-
Übergangs und VPS-W als mögliche Lösung für die Beschichtung der ersten Reaktorwand
mit unmittelbarem Plasmakontakt.
Hauptziel der vorliegenden Arbeit war die numerische Modellierung von Materialversagen
und Wärmetransport in Werkstoffen mit zufälliger Mikrostruktur durch Untersuchung des
mesoskopischen und makroskopischen Werkstoffverhaltens. Besondere Beachtung wurde dabei
der experimentellen Validierung von Simulationsergebnissen geschenkt. Direkte Simulation auf
der realen Mikrostruktur ergab wichtige Erkenntnisse über den komplexen Versagensmecha-
nismus beider Materialien. Für den W/CuCr1Zr Werkstoff wurde die gesamte Spannungs-
Dehnungs-Kurve (inklusiv des Entfestigungs- und Versagensteils) bei unterschiedlichen Tem-
peraturen berechnet und dabei eine gute Übereinstimmung mit experimentellen Daten gefun-
den. Darüber hinaus konnten neue Möglichkeiten zur Bestimmung von meso- und mikroskaligen
Material-Parametern aus dem experimentell ermittelten makroskopischen Verhalten hinsichtlich
plastischer Verformung bzw. Versagen aufgezeigt werden.
Sowohl die Wärmeleitung als auch das elastische Verhalten von VPS-W wurden umfassend untersucht. Neue mögliche Anwendungen des Image-Based FEM wurden hier damit gezeigt:quantitative Dekomposition des Beitrages der einzelnen morphologischen Phasen zur Behin-
derung der Wärmeübertragung und Abschätzung der reduzierten Steifigkeit an den interlamel-
laren Grenzflächen.
Die Mikrostruktur realer VPS-W-Proben wurde sowohl bei der Entwicklung der planaren als
auch der dreidimensionalen Modelle berücksichtigt. Um Zugang zu der realen dreidimensionalen
Mikrostruktur zu gewinnen war eine Synchrotron-Mikrotomographie des Beschichtungssystems
erforderlich. Wegen der starken Absorption von Röntgenstrahlung durch Wolfram war die to-
mographische Messung eine technische Herausforderung. Die Tomographie eines heterogenen
Materials mit Wolfram als Hauptanteil erforderte die Entwicklung einer speziellen Probenge-
ometrie sowie die Optimierung mehrerer experimenteller Parameter an einer Hochenergetischen Beamline des European Synchrotron Radiation Facility in Grenoble.
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Ein fortgeschrittenes numerisches Verfahren, basierend auf der Abbildung der Mikrostruktur
(Image-Based Finite Element Method, Abk. Image-Based FEM ), wurde für die Modellierung
des thermo-mechanischen Materialverhaltens neuer Fusionswerkstoffe weiterentwickelt. Zwei
auf Wolfram als Hauptbestandteil basierende heterogene Materialien mit unterschiedlichen,
zufälligen Morphologien auf mehreren Längenskalen wurden als Fallstudien ausgewählt: 1)
gemischte duktil-spröde W/CuCr1Zr-Verbundwerkstof...
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