Die praktische Erfahrung im Rahmen der Entwicklung von Produkten zeigt es immer wieder: Obwohl eine effektive und effiziente Zusammenarbeit von Ingenieuren und Industriedesignern für innovative Produkte erforderlich ist, bleibt die Kooperation zwischen den beiden Disziplinen nach wie vor stark von Missverständnissen und Versäumnissen geprägt. In der Folge bleiben Produkte oft hinter dem theoretisch Möglichen zurück während die praktische Zusammenarbeit meist unbefriedigend ist und zu großer Frustration auf beiden Seiten führt. Als grundlegend mitverantwortlich für die genannten Defizite wird insbesondere eine unzureichende Zusammenführung der beiden Disziplinen gesehen, die bereits in der Ausbildung stattfinden sollte, um den Umgang mit der Herangehensweise der jeweils anderen Disziplin frühzeitig zu erlernen.
Zwar setzen sich einige europäischer und auch deutscher Universitäten bereits mit dieser Problematik auseinander und haben entsprechende Lehrprogramme und -veranstaltungen aufgesetzt, es kann jedoch derzeit längst noch von keiner flächendeckenden Ausbildung an der betrachteten Schnittstelle gesprochen werden, insbesondere nicht in Deutschland.
Nachdem es für Studenten des Maschinenwesens der TU München schon lange durch entsprechende Lehrveranstaltungen die Möglichkeit bestand, theoretisches Fachwissen aus dem Bereich des Industrial Designs vermittelt zu bekommen wird zusammen mit dem neu gegründeten Lehrstuhl für Industrial Design der TUM nun das Ziel fokussiert, durch eine integrierte Lehrveranstaltung mehr Praxisnähe in die interdisziplinäre Ausbildung an der dargestellten Schnittstelle zu bringen.
So wurde gemeinsam von dem Lehrstuhl für Industrial Design (Fakultät für Architektur) und dem Lehrstuhl für Produktentwicklung (Fakultät für Maschinenwesen) eine Industrial Design Engineering Lehrveranstaltung konzipiert, die sich auf die interdisziplinäre Entwicklung von Produkten gemeinsam durch Studenten des Maschinenbaus und des Industrial Designs konzentriert. In dieser Lehrveranstaltung werden beiden Seiten die unterschiedlichen disziplinspezifischen Herangehensweisen nahegebracht, um zu verstehen, wie die jeweils andere Seite denkt und arbeitet. Gleichzeitig werden praktische Erfahrungen in der interdisziplinären Zusammenarbeit der beiden Disziplinen in realen Produktentwicklungsprojekten gesammelt. Um diese sowohl theoretischen als auch praktischen Inhalte gleichermaßen zu vermitteln, wurde die Veranstaltung aus zwei Teilen aufgebaut, die eng miteinander verzahnt sind.
Im Rahmen eines regelmäßigen Theorieblocks, der auf einem durch beide Lehrstühle gemeinsam entwickelten Phasenmodell der Produktentwicklung basiert, werden Methodiken des Industrial Designs sowie des Maschinenwesens vermittelt. Anhand konkreter Entwicklungsbeispiele werden die Studierenden beider Seiten in der Erprobung und Vertiefung sämtlicher theoretisch vermittelten Inhalte in Gruppenübungen angeleitet. Hierbei werden die erfahrenen Möglichkeiten und Grenzen der ausgewählten Methoden sowie ihrer Integration diskutiert und reflektiert, was es den Studierenden ermöglicht, Wertesystem und Denkweise der jeweils anderen Disziplin zu verstehen.
Aufbauend auf diesem Theorieblock haben die Studenten die Möglichkeit, die erlernten Methoden direkt in der Entwicklung eines konkreten Produkts anzuwenden. Durch unterschiedliche Partner auf Seiten der Industrie werden praxisnahe Aufgabenstellungen eingebracht, die es ermöglichen, einen praxisnahen Entwicklungsprozess zu erleben und zu gestalten. Dieser wird dabei von der Ideenfindung, über die Konzepterarbeitung bis zur Ausgestaltung durchlaufen und endet mit dem Bau unterschiedlicher Prototypen, die das technisch wie gestalterisch konkretisierte Produkt repräsentieren.
Die detaillierte Ausgestaltung der Veranstaltung sowie Erfahrungen aus dem ersten Durchlauf werden in diesem Beitrag dargestellt bevor in einem Resümee die gewonnen Erkenntnisse sowie hieraus erwachsene Verbesserungsvorschläge veranschaulicht und diskutiert werden.
«
Die praktische Erfahrung im Rahmen der Entwicklung von Produkten zeigt es immer wieder: Obwohl eine effektive und effiziente Zusammenarbeit von Ingenieuren und Industriedesignern für innovative Produkte erforderlich ist, bleibt die Kooperation zwischen den beiden Disziplinen nach wie vor stark von Missverständnissen und Versäumnissen geprägt. In der Folge bleiben Produkte oft hinter dem theoretisch Möglichen zurück während die praktische Zusammenarbeit meist unbefriedigend ist und zu großer Frus...
»