Die Lateinamerika-Abteilung des Staatlichen Museums für Völkerkunde in München (SMV)
verwahrt 41 hölzerne Tanzmasken aus Guatemala und Costa Rica aus vier verschiedenen
Sammlungen, die 1912 beziehungsweise 1914 in den Besitz des Museums übergegangen waren.
Der Großteil dieser Masken wurde anlässlich eines großen Jahresfestes bei Tanzschauspielen
getragen, einer Mischung aus Tanz und gesprochenen Textrollen, bei denen die
Maskencharaktere auch heute noch in prachtvollen Kostümen zu musikalischer Begleitung
auftreten. Die Tänze mit christlichen Inhalten sind kolonialen Ursprungs und wurden, in
Anlehnung an altamerikanische Maskenfeste, zur Christianisierung Lateinamerikas von den
spanischen Missionaren eingeführt. Kernaussage ist meist die Bezwingung des „Aberglaubens“
durch das Christentum. Indianische Gottheiten wurden mit christlichen Heiligen gleichartiger
Attribute identifiziert und unterstützend kam hinzu, dass viele indianische Festtage mit dem
Kirchenkalender zusammenfielen. Die heutige Kultur und Religion Lateinamerikas zeigen das
Ergebnis einer jahrhundertelangen Vermischung indianischer und spanischer Tradition.
Auch die spanische Schnitz- und Fasstechnik der barocken Passionsfiguren wurde eingeführt
und unter anderem auf die Maskenherstellung übertragen. In Guatemala gibt es die
Besonderheit der morería, meist ein Familienbetrieb, die die gesamte Ausstattung für die
Tänzer herstellt, verleiht und repariert. Anhand ihrer Brandzeichen konnten einige Masken
bestimmten morerías zugeschrieben werden.
Schwerpunkt der Diplomarbeit sind die 25 guatemaltekischen Masken für den baile de toritos
(Tanz der kleinen Stiere), die 1911 von dem damaligen deutschen Vizekonsul Carl Sauerbrey in
San Cristóbal Totonicapán erworben wurden und aus dem 18. und 19. Jahrhundert stammen.
Der Tanz spielt auf einer Hazienda und parodiert den spanischen Stierkampf, wobei stets der
Stier als Sieger daraus hervorgeht. Die Masken, bestehend aus Spaniern, einem „negrito“
(„kleiner Schwarzer“) und Stieren, sind regelmäßig überfasst worden, ein Beispiel zeigt über 50
Farbschichten. Die Überfassungen hängen mit der intensiven Nutzung, einer Änderung im
Konzept der Ausführung, einem Generationswechsel innerhalb der morería oder mit dem
Übergang zu einer anderen morería zusammen. Es sind künstliche Augen aus rückseitig
bemalten Glashalbschalen oder vorderseitig bemaltem Blech und an den menschlichen Masken
Wimpernkränze aus Tierhaaren eingesetzt.
Holz, Farbschichten und postizos (Glasaugen und Wimpernkränze) wurden technologisch
untersucht und eine Auswahl an Hölzern holzanatomisch bestimmt. Ferner wurden am Beispiel
von zwei Spanier-Masken Farbschichtenaufbau und Pigmente mittels Polarisationslichtmikroskopie
im Auf- und Durchlicht (PLM) und Rasterelektronenmikroskopie (REM) analysiert. Ergänzend
erfolgten Archiv- und Literaturrecherchen zu Herkunft, Herstellung und Verwendung der
Masken. Erhaltung und Schäden wurden in Wort und Bild dokumentiert. Im Ausblick werden
Vorschläge für konservierende Maßnahmen gegeben.
Der Katalog enthält alle 41 Masken aus Guatemala und Costa Rica zur vervollständigenden
Erfassung des Maskenbestandes der Lateinamerika-Abteilung des SMV.1 Die größte
Aufmerksamkeit ist auch dort den baile de toritos-Masken gewidmet.
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Die Lateinamerika-Abteilung des Staatlichen Museums für Völkerkunde in München (SMV)
verwahrt 41 hölzerne Tanzmasken aus Guatemala und Costa Rica aus vier verschiedenen
Sammlungen, die 1912 beziehungsweise 1914 in den Besitz des Museums übergegangen waren.
Der Großteil dieser Masken wurde anlässlich eines großen Jahresfestes bei Tanzschauspielen
getragen, einer Mischung aus Tanz und gesprochenen Textrollen, bei denen die
Maskencharaktere auch heute noch in prachtvollen Kostümen zu musikalis...
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