Zur Kultivierung aerober Granula wurden zwei Labor-Sequencing Batch Reaktoren (SBR) parallel betrieben. Granula bildeten sich i.d.R. innerhalb von 15 bis 25 Tagen. Die Granulierung war durch zwei Hauptschritte charakterisiert. In einem ersten Selektionsprozess wurde Biomasse mit verbesserten Absetzeigenschaften im SBR aufkonzentriert. Charakteristisch waren eine hohe Volumenaustauschrate, schnelles Befüllen und kurze Absetzzeit. In den sich bildenden Aggregaten formten filamentöse Mikroorganismen (MO) ein strukturelles Rückgrad. In einer zweiten Phase wurden kleine erste Granula gebildet und wuchsen weiter. Vor dem Hintergrund zyklischer Prozessbedingungen resultierte das Gleichgewicht zwischen der mikrobiellen Wachstumsrate und Ablöseprozessen an der Granulaoberfläche in annähernd sphärisch geformten Granula. Alle kultivierten Granula setzten sich grundsätzlich schnell und vollständig ab. Die Dichte von Belebtschlammflocken und aeroben Granula befand sich in einem ähnlichen Bereich. Die Granula-Sinkgeschwindigkeit konnte mit einer Variante des Stokeschen Gesetzes beschrieben werden. Die Nährstoffreinigungsprozesse wurden durch einen effizienten CSB-Abbau und simultane Nitrifikation / Denitrifikation sowie hohe und stabile EBPR- (Enhanced Biological Phosphorus Removal) Aktivität charakterisiert. Aerobe Granula wiesen, verglichen mit Belebtschlammflocken, eine ähnliche spezifische Oberfläche und vergleichbare Adsorptionseigenschaften auf. Gegenüber Scherkräften waren sie geringfügig weniger empfindlich. Mit Hilfe von Fluoreszenz-In-Situ-Hybridisierung (FISH) und dem „full cycle 16S rDNA approach“, war es möglich, die beteiligten filamentösen MO, Sphaerotilus natans, zu bestimmen. In stabilem Prozesszustand bestand die mikrobielle Population überwiegend aus Betaproteobakterien (ca. 89 %) und Gammaproteobakterien (ca. 5 %), bei jeweils relativ geringer Speziesvielfalt. Für die Bildung von Belebtschlammflocken typische MO (Zoogloea ramigera) konnten sich gut entwickeln. Unterschiedliche Mikrosensoren wurden eingesetzt, um einzelne Granula außerhalb des Reaktors zu untersuchen. Aktive oberflächliche Schichten (bis zu 500 µm) konnten bestimmt werden. MO in tieferen Schichten waren deutlich weniger aktiv. Im inneren Kern konnte Diffusionslimitierung festgestellt werden. Zusätzlich dazu waren in tieferen Schichten anoxische und anaerobe Mikronischen sowie generell Kanäle und Höhlen zu erkennen.
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Zur Kultivierung aerober Granula wurden zwei Labor-Sequencing Batch Reaktoren (SBR) parallel betrieben. Granula bildeten sich i.d.R. innerhalb von 15 bis 25 Tagen. Die Granulierung war durch zwei Hauptschritte charakterisiert. In einem ersten Selektionsprozess wurde Biomasse mit verbesserten Absetzeigenschaften im SBR aufkonzentriert. Charakteristisch waren eine hohe Volumenaustauschrate, schnelles Befüllen und kurze Absetzzeit. In den sich bildenden Aggregaten formten filamentöse Mikroorganisme...
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