Durch eine Kombination von Feldversuch und biochemischen Analysen wurden im Handel erhältliche Sorten und Eliteselektionen von Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) hinsichtlich ihrer agronomischen und pharmakologischen Merkmale bewertet und neue Johanniskrauttypen aus heterogenem Saatgut selektiert. Zu diesem Zweck wurde ein 3jähriger Anbauversuch durchgeführt, in dem die agronomisch wichtigen Merkmale der Pflanzen erfaßt wurden. Die pharmakologische Beurteilung wurde anhand der Bestimmung der Inhaltsstoffe und der Wirksamkeit ethanolischer Extrakte der jeweiligen Phänotypen in biochemischen Modellreaktionen durchgeführt. Für die Testung der Extrakte wurden v.a. physiologisch relevante Testsysteme ausgewählt, die im Zusammenhang mit der Depression, dem Hauptanwendungsgebiet von Hypericum, diskutiert werden. Die Tauglichkeit der gewählten Systeme zur Differenzierung und Selektion von Johanniskrauttypen wurde dabei ebenfalls überprüft. Die verschiedenen Johanniskrauttypen konnten nicht nur durch ihre morphologischen Merkmale differenziert werden, sondern wiesen auch Unterschiede in ihrem Inhaltsstoffspektrum und in ihrer Aktivität in den Testsystemen auf. Das Testsystem der POD-katalysierten Dimerisierung von L-Tyrosin leitet sich von der Dimerisierung von Methionin-Enkephalinen an ihren Tyrosin-Enden durch aktivierte Leukozyten ab. Diese Störung des Opiatsystems kann mit der Depression verknüpft sein. Die Dimerisierung von Tyrosin wurde von den Extrakten der Hypericum-Typen unterschiedlich stark gehemmt, so daß eine Differenzierung der Pflanzentypen anhand dieses Systems sehr gut möglich war. Es wurde daher als Standardsystem für die Testung aller Extrakte verwendet. Die Oxidation von Indolessigsäure durch Peroxidase ist physiologisch nicht relevant. Jedoch kann dadurch das Verhältnis von Mono- zu o-Diphenolen in Extrakten bestimmt und zur Unterscheidung von Extrakten genutzt werden. In der vorliegenden Arbeit konnte dies jedoch nicht erfolgreich zur Differenzierung eingesetzt werden, da die Sensitivität des Systems für die sehr ähnlichen Hypericum-Extrakte nicht ausreichte. Das Enzym Dopamin-β-Hydroxylase (D-β-H) ist für einen Abbauweg des Neurotransmitters Dopamin verantwortlich. Die Extrakte der Johanniskrauttypen konnten diese Enzymreaktion erfolgreich hemmen, wobei ein direkter Zusammenhang zwischen Hypericingehalt und Hemmung erkennbar war. Die Peroxidation von Lipiden ist ebenfalls am depressiven Geschehen im Gehirn beteiligt. Bei der Cu(II)-induzierten LDL-Oxidation, einem Modell für die Lipidperoxidation, wurden die Ergebnisse der Extrakte in Quercetin-Äquivalente umgerechnet und verglichen. Es konnten Unterschiede gemessen werden, jedoch erlaubt das System keine große Probenanzahl. Als weiteres Modell für die Lipidperoxidation wurde im Rahmen dieser Arbeit die LDL-Oxidation durch POD-katalysierte Tyrosyl-Radikale entwickelt. Diese ist, im Vergleich zum LDL-Cu(II)-System, durch einen deutlich unterschiedlichen Verlauf der Dienkonjugation gekennzeichnet. Typisch für diese Reaktion ist eine konstante Plateauphase nach der maximalen Bildung von konjugierten Dienen. Eine Differenzierung der Extrakte durch die Verschiebung dieses Plateaus war möglich, eine serielle Untersuchung von Extrakten ist wie im LDL-Cu(II)-System durch den hohen Arbeitsaufwand nicht möglich. Die Ergebnisse aller agronomischen und pharmakologischen Untersuchungen zeigten deutliche Unterschiede zwischen den handelsüblichen Sorten und Eliteselektionen auf. Schließlich konnten einige vielversprechende neue Johanniskrauttypen selektiert werden, die zur Entwicklung neuer Sorten genutzt werden können.
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Durch eine Kombination von Feldversuch und biochemischen Analysen wurden im Handel erhältliche Sorten und Eliteselektionen von Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) hinsichtlich ihrer agronomischen und pharmakologischen Merkmale bewertet und neue Johanniskrauttypen aus heterogenem Saatgut selektiert. Zu diesem Zweck wurde ein 3jähriger Anbauversuch durchgeführt, in dem die agronomisch wichtigen Merkmale der Pflanzen erfaßt wurden. Die pharmakologische Beurteilung wurde anhand der Bestimmung de...
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