Die vorliegende Studie analysiert die Strategien der Gewinnung von Waldprodukten, deren sozioökonomischen Hintergrund und deren Einfluss auf die Vegetationsstruktur am Beispiel eines trockenen Laubfallwaldes in Tamil Nadu, Süd Indien. Das ca. 40 km² große Untersuchungsgebiet schließt einen 10 km² großen Staatswald (Reserved Forest (RF)) und 19 im nahe liegenden Dörfer ein. Der Wald befindet sich auf einem kleinen Berg, dem Kadavakurichi Hillock, im Zentrum des Untersuchungsgebietes. Um den Einfluss der aktuellen Waldnutzung auf den Wald zu erfassen, wurde der Berg in fünf Untereinheiten (Watersheds), die sich in der Intensität ihrer Nutzung unterscheiden, eingeteilt. Jedes Watershed beinhaltet einen Teil des Waldes als auch die Dörfer die ihn nutzen. Die Daten, die die Ausprägung der Vegetation beschreiben, wurden in 500 temporären Untersuchungsflächen, welche in einem gleichmäßigen Raster über den ganzen Wald angeordnet waren, erhoben. Zusätzlich wurde ein kleiner Wald von 0,15 ha um einen Tempel auf dem Berg (Tempelwald), der eine weniger gestörte und gut entwickelte Vegetation aufwies, untersucht. In strukturierten Interviews mit Haushalten die den Wald nutzen und mit welchen die ihn nicht nutzen wurde nach den sozioökonomischen Gegebenheiten und der aktuellen Waldnutzung gefragt. Der Kadavakurichi RF besteht aus dorniger Buschvegetation von durchschnittlich zwei Meter Höhe. Diese wird unterbrochen durch Baumsavannen und reinen Grasflächen, welche beide mit jährlichen Feuern offen gehalten werden. Die Struktur des Waldes und die beobachteten Nutzungsspuren an den Pflanzen deuten auf eine starke Degradierung hin. In den 500 Aufnahmeflächen wurden 149 Pflanzenarten gefunden, von welchen ein Großteil Baumarten waren (31%). Bäume deckten 31% der Waldfläche und hatten einen durchschnittlichen Volumenindex von 0,03 m³. Commiphora berryi und Euphorbia antiquorum waren eindeutig die Hauptbaumarten in Bezug auf Häufigkeit und Deckungsgrad. Die Struktur des Tempelwaldes unterschied sich mit einem Bedeckungsgrad der Bäume von fast 100% stark von den anderen Flächen. Einzelne Individuen erreichten eine Größe von bis zu 12 Metern und wiesen einen Volumenindex von 3 m³ auf. Der Kadavakurichi RF kann sowohl als degradierter trockener Laubfallwald als auch als degradierter trockener immergrüner Wald klassifiziert werden. Die Baumartenzusammensetzung des Tempelwaldes deutet auf einen bedeutenden Anteil an immergrünen Baumarten bei einer Waldentwicklung unter geringen oder keinem menschlichen Einfluss hin. Die Haushalte, die in irgendeiner Form an der Waldnutzung beteiligt waren, unterschieden sich in ihren sozioökonomischen Merkmalen deutlich von denen, die den Wald nicht nutzen. Waldprodukte wurden vorwiegend in drei von den fünf Watersheds gesammelt, wobei Feuerholz das hauptsächlich genutzte Produkt war. Mit der Hilfe von Regressionsmodellen wurde getestet, ob die unterschiedliche Intensität der Waldnutzung in den einzelnen Watersheds die Unterschiede in der Vegetationsstruktur erklärt. Die Ergebnisse zeigten auf, dass die Feuerholznutzung die Vegetationsstruktur nicht ausreichend erklären kann und dass es noch einen anderen, stärkeren Einfluss geben muss. Dieser wurde in den Waldfeuern zugeordnet, die im gesamten Wald mit unterschiedlicher Frequenz auftreten. Wie aus den Befragungen und den Beobachtungen im Erhebungszeitraum hervorgeht, sind diese fast ausschließlich menschlichen Ursprungs. Auf die dringende Notwendigkeit die Feuer in die Waldbewirtschaftung mit einzubeziehen und die entsprechenden politischen Rahmenbedingen zu schaffen wird hingewiesen. Zusätzlich werden Vorschläge zu einer die Feuer einschließenden Waldbewirtschaftung gemacht.
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Die vorliegende Studie analysiert die Strategien der Gewinnung von Waldprodukten, deren sozioökonomischen Hintergrund und deren Einfluss auf die Vegetationsstruktur am Beispiel eines trockenen Laubfallwaldes in Tamil Nadu, Süd Indien. Das ca. 40 km² große Untersuchungsgebiet schließt einen 10 km² großen Staatswald (Reserved Forest (RF)) und 19 im nahe liegenden Dörfer ein. Der Wald befindet sich auf einem kleinen Berg, dem Kadavakurichi Hillock, im Zentrum des Untersuchungsgebietes. Um den Einfl...
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