Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt 44 Populationen (5704 Individuen) von Traubeneiche (Quercus petraea (Matt.) Liebl.) hinsichtlich ihrer genetischen Strukturen an 17 unterschiedlichen Isoenzym-Genorten mit Hilfe der Stärkegel-Elektrophorese untersucht. Bei 15 Populationen handelt es sich um Altbestände zugelassener Saatguterntebestände, die aus sechs verschiedenen Herkunftsgebieten in Deutschland stammen. Die restlichen 29 Populationen sind Nachkommenschaften dieser Altbestände. Bei ihnen handelt es sich überwiegend um Samenmaterial teilweise verschiedener Fruktifikationsperioden, aber auch um Jungpflanzen, die in Baumschulen angezogen wurden.Die Ergebnisse tragen zu einer Erweiterung des Wissens über die genetische Variation innerhalb und der Differenzierung zwischen Waldbaumpopulationen am Beispiel der Traubeneiche bei. Sie zeigen, dass die genetische Variation innerhalb von Populationen - auch im Vergleich zu anderen (Laub-)Baumarten - mit durchschnittlich 4,4 Allelen je Genort sehr hoch ist, zwischen den Populationen - im Falle der Verwendung von Isoenzym-Genmarkern - mit einer mittleren Differenzierung d von nur 0,075 aber nur vergleichsweise gering ist.Schwerpunkt der Arbeit ist der Vergleich von Altbeständen mit ihren Nachkommenschaften. Es hat sich gezeigt, dass genetische Informationen und Strukturen, soweit sie durch Isoenzymanalysen ermittelbar sind, im Wesentlichen von den Parental- an die Filialpopulationen weitergegeben werden. Es treten jedoch Unterschiede zwischen den verschiedenen Reproduktionsperioden und Kategorien von Stichproben (Saatgut/Jungpflanzen) auf. Anhand der genetischen Abstände do der Bestände scheint eine Unterscheidung von Altbeständen und Nachkommenschaften möglich zu sein. Zusätzlich zeichnet sich auch eine Differenzierung der verschiedenen Reproduktionsperioden - zumindest für das Samenstadium - ab. Blühintensität und Fruktifikationsstärke spielen hierbei höchstwahrscheinlich eine wichtige Rolle.Die Ergebnisse ermöglichen auch Rückschlüsse auf das Reproduktionssystem. Es lassen sich signifikante Abweichungen von der Hardy-Weinberg-Struktur feststellen und entsprechende Homozygotenüberschüsse nachweisen. Die Werte der Fixierungskoeffizienten sind auffällig hoch (0,143 bis 0,326, im Mittel 0,260). Eine Überprüfung der Inzuchtstrukturen zeigt, dass Inzucht ein wesentliches Merkmal der in den vorliegenden Beständen realisierten Reproduktionssysteme darstellt. Tendenziell ist eher eine Abnahme als eine Zunahme der Inzuchtkoeffizienten beim Übergang auf die Folgegeneration zu verzeichnen. Im Rahmen einer Pilotstudie wird dieser Teil der Ergebnisse für neun der 44 untersuchten Bestände durch einen weiteren Genmarker (Mikrosatelliten) bestätigt. Außerdem konnte über alle Bestände hinweg eine positiv assortative Paarungspräferenz zugunsten Homozygoter nachgewiesen werden. Dies deutet auf selektive Effekte hin. Weitere Erklärungsansätze für den vorgefundenen Homozygotenüberschuss werden angesprochen, spielen aber wahrscheinlich nur eine untergeordnete Rolle. Die vorgefundenen hohen Inzuchtwerte scheinen ein besonderes Merkmal von Eichenpopulationen darzustellen, ohne dass die üblichen negativen Auswirkungen einer Inzuchtdepression offenkundig werden.Auch die Mischung verschiedener Samenjahrgänge und einzelner Bestandesabsaaten innerhalb der ausgewiesenen Herkunftsgebiete werden diskutiert. Eine Beibehaltung großräumiger Herkunftsgebiete wird aufgrund der Ergebnisse, die auf der Basis von Isoenzymanalysen ermittelt wurden, befürwortet.Abschließend werden die Ergebnisse im Hinblick auf ihre Anwendbarkeit für die forstliche Praxis näher beleuchtet. Dabei wird klar, dass sich viele Anforderungen für eine Erhaltung der genetischen Ressourcen in situ im Rahmen der in Deutschland üblichen forstlichen Eichenwertholzbewirtschaftung verwirklichen lassen. Die Vereinbarung waldbaulicher Ziele mit den Ansprüchen der Genetik (Erhaltung von Angepasstheit und Anpassungsfähigkeit) erscheint damit in der Praxis realisierbar. Gemeinsames Ziel ist eine sowohl forstlich als auch genetisch nachhaltige Waldbewirtschaftung.
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Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden insgesamt 44 Populationen (5704 Individuen) von Traubeneiche (Quercus petraea (Matt.) Liebl.) hinsichtlich ihrer genetischen Strukturen an 17 unterschiedlichen Isoenzym-Genorten mit Hilfe der Stärkegel-Elektrophorese untersucht. Bei 15 Populationen handelt es sich um Altbestände zugelassener Saatguterntebestände, die aus sechs verschiedenen Herkunftsgebieten in Deutschland stammen. Die restlichen 29 Populationen sind Nachkommenschaften dieser Altbestände....
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