Die Abbildung von Objekteigenschaften auf reproduzierbare Parameterskalen ist eines der primären Ziele der quantitativen Bildanalyse. In vielen Anwendungen muß das Ergebnis für den Anwender nachvollziehbar sein: Die Darstellung der Ergebnisse muß der Wahrnehmung des menschlichen Experten entsprechen. So muß beispielsweise bei Verdacht auf ein malignes Melanom der Haut (``schwarzer Hautkrebs' ' ) der Arzt das Ergebnis eines Diagnoseunterstützungssystems mit seinem Wissens- und Erfahrungsschatz vergleichen können, um die angemessene Therapie einzuleiten. Die Hautkrebsproblematik ist besonders akut, da die korrekte Diagnose selbst für erfahrene Dermatologen nicht immer einfach ist. Die reproduzierbare und nachvollziehbare quantitative Charakterisierung von Objekteigenschaften ist Gegenstand dieser Arbeit. Die Einhaltung dieser Rahmenbedingungen impliziert Maßnahmen, die sich von der digitalen Bildakquisition über die Objektbeschreibung bis hin zur Klassifikation erstrecken. Diese werden diskutiert und in ein allgemeines Schema zur Bildverarbeitung integriert. Hauptaugenmerk gilt den Verfahren zur Extraktion und Charakterisierung von Objekteigenschaften. Es werden Algorithmen vorgestellt, die eine quantitative Beschreibung der sprachlich oft schwer faßbaren Merkmale Farbe, Struktur und Berandung sowie deren Homogenität und Symmetrie erlauben. Die Verfahren zur Beurteilung der Struktureigenschaften orientieren sich an der Skalierungs-Index-Methode (SIM). Im Zuge dieser Arbeit wurde eine Verallgemeinerung (fSIM) dieses strukturellen Komplexitätsmaßes entwickelt und hinsichtlich seiner Eigenschaften untersucht. Gegenüber der Beschreibung mit herkömmlichen Skalierungsindizes zeigt sich eine deutlich bessere Detektierbarkeit von Strukturen vor verrauschtem Hintergrund. Zu dieser Methode wird eine neuronale Formulierung zusammen mit einem Lernalgorithmus dargestellt und diskutiert. Die entwickelten Verfahren sind zwar in ihrer Gesamtheit oder in Teilen generell auf viele Fragestellungen in der Bildverarbeitung anwendbar, sind jedoch für die Melanomproblematik anhand eines Datensatzes von mehr als 700 Bilder optimiert. Dabei konnte eine Klassifikationsrate von mehr als 90% erreicht werden. Zusammen mit der Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse zeigt sich, daß diese Vorgehensweise einen wertvollen Beitrag zur Diagnosefindung darstellen kann.
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