Diese Dissertation untersucht, wie Planer planen. Basierend auf einer ethnografischen Studie der Radverkehrsplanung im Münchner Planungsreferat werden Methoden und Praktiken der Verkehrsplanung beleuchtet und die Anliegen, mit denen sich die Münchner Planer befassen herausgearbeitet. Vor allem aber wird theoretisiert, was es bedeutet, ohne Übersicht zu planen.
Planung ohne Übersicht mag wie ein contradictio in terminis klingen. Planung hat in der Tat eine lange Geschichte, in der Übersicht eine Voraussetzung für die Organisation des städtischen Lebens gesehen wird. Nur wenn die Stadt als zusammenhängendes Ganzes gesehen und verstanden wird, kann geplant werden, so zumindest die Idee. Die Etablierung einer solchen Sichtweise erfordert jedoch, dass sich unterschiedliche Arten der Wertschätzung und Kenntnis der Stadt zu einer einheitlichen Perspektive addieren. Es wird davon ausgegangen, dass eine gute Planung die Übereinstimmung von Karten, Zahlen, Zielen und Vorschriften erfordert.
Diese Dissertation zeigt, dass eine solche Übereinstimmung selbst im Herzen so einer wichtigen Planungsinstitution wie dem Münchner Planungsreferat ein seltener Erfolg ist. Unterschiedliche Planungsmethoden und -praktiken ergeben oft keine einheitlichen Perspektiven. Für viele mag sich das wie ein Misserfolg anfühlen oder wie eine Kritik klingen. Eine zentrale These dieser Dissertation ist jedoch, dass wir als Wissenschaftler und Praktiker lernen müssen, diese Nichtkohärenz zu schätzen.
Um die Rolle von Inkonsistenzen wertzuschätzen, bedarf es jedoch eines Wandels im Denken über Planung und ihr Verhältnis zur Welt, die sie zu planen versucht. Fachlich ausgedrückt, erfordert dies eine Verschiebung von einem romantischen zu einem barocken Komplexitätsbegriff. Ersterer sieht das Ziel von Planung darin, eine einheitliche Übersicht über eine komplexe urbane Welt „da draußen“ zu schaffen. Letzterer sieht Planung hingegen als eine Praxis, die die Welt durch eine Vielzahl von Planungsmethoden artikuliert, die sich möglicherweise nicht summieren. Die barocke Komplexität verzichtet daher zwar auf die Möglichkeit der Übersicht, definiert aber, wie diese Dissertation zeigt, nicht nur besser, wie Planer in der Praxis planen, sondern eröffnet auch neue Einsichten für deren Verbesserung.
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Diese Dissertation untersucht, wie Planer planen. Basierend auf einer ethnografischen Studie der Radverkehrsplanung im Münchner Planungsreferat werden Methoden und Praktiken der Verkehrsplanung beleuchtet und die Anliegen, mit denen sich die Münchner Planer befassen herausgearbeitet. Vor allem aber wird theoretisiert, was es bedeutet, ohne Übersicht zu planen.
Planung ohne Übersicht mag wie ein contradictio in terminis klingen. Planung hat in der Tat eine lange Geschichte, in der Übersicht ei...
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