Der Prozess nachhaltiger Stadtentwicklung ist kreativ, dynamisch und herausfordernd. Er erfordert neue Methoden der Stadt- und Landschaftsplanung genauso wie staatliches Handeln, verbunden mit einer größeren Kapazität für das Stadtmanagement, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt abzuschwächen, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und Ökosystemleistungen zu verbessern. Als innovativer Ansatz der strategischen Planung zielt die urbane grüne Infrastrukturplanung auf die Bewältigung dieser Herausforderungen ab, insbesondere durch Entwicklung multifunktionaler und vernetzter grüner Infrastruktur. Dennoch ist die Rolle der städtischen grünen Infrastruktur und der vielfältigen Ökosystemdienstleistungen, die von grüner Infrastruktur in städtischen Gebieten erbracht werden, in Planungsprozessen immer noch marginal, da es an geeigneten Methoden zur Kartierung und Analyse ihrer Funktionen fehlt.
Die vorliegende Dissertation, die aus drei Artikeln besteht, untersucht die Planung städtischer grüner Infrastruktur als einen Ansatz zur Verbesserung multifunktionaler Netzwerke hin zu urbaner Nachhaltigkeit. Sie unterstreicht die Besonderheiten der Planung urbaner grüner Infrastruktur und schließt Lücken in der Analyse ihrer Funktionen und Konnektivität. Zentrale Forschungsthemen sind die konzeptionelle Entwicklung von grüner Infrastruktur, die Bewertung multifunktionaler grüner Infrastruktur sowie die Analyse der räumlichen Verteilungsmuster mit ihren Folgen für einen gerechten Zugang zu städtischer grüner Infrastruktur durch die Bevölkerung.
Zunächst konzentriert sich Aufsatz I auf die Entwicklung des Konzepts der grünen Infrastruktur sowie deren Funktionsanalyse auf verschiedenen räumlichen Skalen. Es wird untersucht, welche grüne Infrastruktur tatsächlich gemessen wird, und es wird hinterfragt, ob ihre aktuellen Erscheinungsformen mit der konzeptionellen Entwicklung konsistent sind. Darüber hinaus soll herausgefunden werden, ob es spezifische Trends in der konzeptionellen Entwicklung der Definitionen von grüner Infrastruktur gibt und ob Diskrepanzen zwischen dieser Entwicklung und der Umsetzung grüner Infrastruktur im Kontext der Förderung nachhaltiger Entwicklung existieren. Es wird gezeigt, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt Multifunktionalität ein Kernmerkmal von grüner Infrastruktur ist und im Mittelpunkt des sich entwickelnden grünen Infrastrukturkonzepts steht. Weitere wichtige Merkmale oder Konzepte im Zusammenhang mit grüner Infrastruktur sind Konnektivität, Nachhaltigkeit, Schutz der Biodiversität, städtischer Fokus sowie inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit. In Papier I werden Möglichkeiten vorgeschlagen, wie das Konzept der grünen Infrastruktur unter Berücksichtigung dieser Schlüsselkonzepte in Zukunft verbessert und angewendet werden kann.
Um den Mangel an einem integrativen Indikatoransatz zur Bewertung multifunktionaler grüner Infrastruktur zu schließen, wird in Aufsatz II ein integrierter Indikatoransatz entwickelt, der die vielfältigen Ökosystemleistungen grüner Infrastruktur in städtischen Gebieten bewertet. Der zweite Artikel zeigt, dass ein umfassender Ansatz und eine schlüssige Methodik für die Planung und das nachhaltige Management von grüner Infrastruktur unter Berücksichtigung räumlicher und zeitlicher Aspekte für verschiedene Interessengruppen entscheidend sind. Daher werden ein raumbezogener Ansatz und eine Methodik für die Bewertung multifunktionaler grüner Infrastruktur entwickelt, denen die Säulen der städtischen Nachhaltigkeit (Ökologie, Sozioökonomie, Soziokultur und menschliche Gesundheit) und die Multifunktionalität grüner Infrastruktur zugrundeliegen. Zum Zweck der Validierung werden der entwickelte integrative Ansatz und die Methodik auf eine beispielgebende Fallstudie in Leipzig, Deutschland, angewendet. Dieses Beispiel enthält drei Stufen der Bewertung: einen konzeptionellen Ansatz zur Prioritätensetzung, eine kontextuelle sowie eine retrospektive Bewertung. Insgesamt werden 18 Indikatoren eingesetzt und sowohl Hot- als auch Cold-Spots ausgewählter grüner Infrastrukturfunktionen und deren Multifunktionalität identifiziert. Infrastrukturplaner*innen und politische Entscheidungsträger*innen können sich auf diesen integrativen Indikatorrahmen beziehen, der eine Anwendungsmethodik als Grundlage für ein besseres gegenseitiges Verständnis von Wissenschaftler*innen und Entscheidungsträger*innen bietet.
Um die in Aufsatz I vorgeschlagenen Prinzipien aufzugreifen und die Frage zu beantworten, inwieweit räumliche Muster städtischer grüner Infrastruktur die Zugangsgerechtigkeit für alle Bürger*innen zu städtischer grüner Infrastruktur beeinflussen können, analysiert Aufsatz III neun ausgewählte Beispielstandorte, die drei typische Wohngebiete in der Stadt Leipzig repräsentieren. Dazu werden die Konnektivität und der Aspekt eines gerechten Zugangs zu grüner Infrastruktur in Leipzig untersucht, da diese Stadt gegenwärtig die am schnellsten wachsende in Deutschland ist und deshalb unter hohem Nutzungsdruck steht. Der dritte Aufsatz verwendet den Ansatz der Morphologischen Raummusteranalyse (als ein Ergebnis von Aufsatz I), mit dem die Muster städtischer grüner Infrastruktur in diesen drei typischen Wohngebieten untersucht werden, um ihre Charakteristika und räumlichen Muster zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigen eine Zunahme der Zugangsmöglichkeiten zu grüner Infrastruktur von der Einzelhausbebauung über lineare Geschosswohnsiedlungen hin zur Blockrandbebauung auf. Aufsatz III stellt die räumliche Verteilung der grünen Infrastruktur in diesen typischen Wohngebieten aus morphologischer Sicht dar und untermauert damit die Bedeutung der strategischen Entwicklung von grünen Netzwerken als ein Schlüsselprinzip des städtischen Grüninfrastrukturkonzeptes. Die Ergebnisse zeigen die Notwendigkeit auf, den Verbund von grüner Infrastruktur zu fördern, um ihre Erreichbarkeit zu verbessern. Insgesamt erhöhen Urbanisierungsprozesse den Bedarf an grüner Infrastruktur, die zum Wohlbefinden der Stadtbewohner*innen beiträgt und eine nachhaltige Stadtentwicklung befördert. Es ist eine Herausforderung für die Stadtplanung, Städte sozial-räumlich gerecht zu gestalten, wofür eine strategische Planung auf der Grundlage der räumlichen Bewertung des Zugangs zur grünen Infrastruktur erforderlich ist. Als Fazit ist festzuhalten, dass die strategische Planung der städtischen grünen Infrastruktur den inhärenten räumlichen Mustern Tribut zollt und einen gerechten Zugang zu grüner Infrastruktur im Sinne einer raumbezogenen Gerechtigkeit für alle Bürger*innen im Blick haben sollte.
Der vorgestellte integrative Rahmen, die Methoden und Ergebnisse zur Bewertung multifunktionaler grüner Infrastruktur und deren Planung tragen zum Diskurs über die Weiterentwicklung des grünen Infrastrukturkonzepts bei. Gleichwohl wird durch die Anwendung von fernerkundungsbasierten Methoden und Produkten auf mehreren räumlichen und zeitlichen Skalen eine verstärkte Nutzung dieser Datengrundlagen zur Unterstützung grüner Infrastrukturplanung sehr empfohlen.
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Der Prozess nachhaltiger Stadtentwicklung ist kreativ, dynamisch und herausfordernd. Er erfordert neue Methoden der Stadt- und Landschaftsplanung genauso wie staatliches Handeln, verbunden mit einer größeren Kapazität für das Stadtmanagement, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stadt abzuschwächen, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten und Ökosystemleistungen zu verbessern. Als innovativer Ansatz der strategischen Planung zielt die urbane grüne Infrastrukturplanung auf die B...
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