In der Stahlforschung wurde in den letzten Jahren viel in die Entwicklung sogenannter höher- und höchstfester Stähle investiert. Besonders intensiv wurden und werden in diesem Zusammenhang vor allem Dualphasen- und TRIP-Stähle sowie einige andere sogenannte Mehrphasen-Stähle untersucht. Das Gefüge von TRIP-Stählen setzt sich aus Restaustenit, Bainit und Ferrit zusammen. Beim TRIP-Stahl wird ein Effekt genützt, der auch im namensgebenden Akronym „TRIP“ (für Transformation Induced Plasticity (umformungsinduzierte Plastizität)) zum Ausdruck kommt: Bei der verformungsinduzierten Umwandlung des metastabilen Restaustenits in Martensit werden durch die Volumenzunahme und die Scherung geometrisch notwendige Versetzungen im umgebenden Ferrit induziert, der die Volumenexpansion und die Spannungen aufnehmen muss, die dadurch entstehen. Durch diese zusätzliche lokale Verfestigung wird die Gleichmaßdehnung zu höheren Dehnungswerten verschoben. Daher zeichnen sich TRIP - Stähle durch sehr hohe Festigkeit (hohe Streckgrenze und Zugfestigkeit) bei gleichzeitig guter Umformbarkeit (hohe Gleichmaß- und Bruchdehnung) aus. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden anhand von zwölf Stählen verschiedene Möglichkeiten zur Beeinflussung der mechanischen Eigenschaften von kaltgewalzten, niedrig legierten TRIP-Stählen untersucht, um ein besseres Verständnis der festigkeitssteigernden Mechanismen zu erhalten. Im ersten Abschnitt der Arbeit wurden zunächst die theoretischen Grundlagen und konventionelle Legierungs- und Wärmebehandlungskonzepte für kaltgewalzte TRIP-Stähle erläutert, sowie die während einer für TRIP-Stähle typischen Wärmebehandlung ablaufenden Phasenumwandlungen beschrieben. Außerdem wurde auf die Zusammenhänge zwischen der Mikrostruktur und den mechanischen Eigenschaften von kaltgewalzten TRIP-Stählen eingegangen. Der zweite Abschnitt enthält eine Übersicht über die Möglichkeiten und bereits näher untersuchten Ansätze zur Festigkeitssteigerung – Mischkristallhärtung, Erhöhung des Restaustenitgehalts, Mikrolegierung (höhere Festigkeiten durch Kornfeinung und Ausscheidungshärtung) und TRIP-Stähle mit alternativen Matrixvarianten. Der Einfluss der Legierungselemente auf den Phasenanteil des im α+γ – Zweiphasengebiet gebildeten Austenits sowie der gemäß dem T0-Konzept durch diffusionslose Umwandlung maximal erreichbare Kohlenstoffgehalt im Austenit wurden mittels thermodynamischer Berechnungen mit dem Programm ThermoCalc abgeschätzt. Im dritten Abschnitt der Arbeit, dem experimentellen Teil, wurden die Rekristallisationskinetik, die Auflösung von Zementit und die Austenitbildung anhand von Glühversuchen im α+γ – Zweiphasengebiet mit unterschiedlichen Halte-temperaturen und -zeiten und anschließendem Abschrecken in Wasser untersucht. Zusätzlich wurde die Wirkung der Legierungselemente auf das Umwandlungsverhalten während des Abkühlens studiert, indem Proben im Dilatometer nach vollständiger Austenitisierung mit verschiedenen Kühlraten auf Raumtemperatur abgekühlt wurden. Nach Auswertung dieser theoretischen und experimentellen Ergebnisse wurden die Bedingungen für die Glühbehandlung im α+γ – Zweiphasengebiet festgelegt. In Glühsimulationen und weiteren Dilatometerversuchen wurden der Einfluss der unterschiedlichen Kühlraten nach der interkritischen Glühung sowie der Parameter für das isotherme Halten in der Overagingzone auf die Mikrostruktur und die mechanischen Eigenschaften untersucht. Um die einzelnen Phasen im Gefüge der Proben im Lichtmikroskop möglichst genau unterscheiden zu können, wurde eine Ätzung mit Nital mit einer speziellen Farbätzung (nach Le Pera bzw. Klemm) kombiniert. Detailliertere Untersuchungen einiger ausgewählter Proben wurden im Transmissionselektronenmikroskop durchgeführt. Der Restaustenitgehalt der Proben aus den Glühsimulationen und den Dilatometerversuchen wurde mittels einer magnetischen Methode bestimmt. In Zugversuchen wurden die mechanischen Eigenschaften der Proben aus den Glühversuchen untersucht. Als wesentliche Schlussfolgerung aus den Ergebnissen dieser Arbeit lässt sich zusammenfassend feststellen, dass ein der Norm entsprechender TRIP 1000 mit den gewählten Legierungselementen herstellbar ist, wobei die spezifische Optimierung der Glühbehandlung für jede einzelne Legierungszusammensetzung auss
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In der Stahlforschung wurde in den letzten Jahren viel in die Entwicklung sogenannter höher- und höchstfester Stähle investiert. Besonders intensiv wurden und werden in diesem Zusammenhang vor allem Dualphasen- und TRIP-Stähle sowie einige andere sogenannte Mehrphasen-Stähle untersucht. Das Gefüge von TRIP-Stählen setzt sich aus Restaustenit, Bainit und Ferrit zusammen. Beim TRIP-Stahl wird ein Effekt genützt, der auch im namensgebenden Akronym „TRIP“ (für Transformation Induced Plasticity (umfo...
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