Durch die medikamentöse Behandlung von Nutztieren werden Antibiotika unverändert oder in metabolisierter Form via Harn und Kot ausgeschieden. Eine Bewertung eines daraus resultierenden Risikos bezüglich der Bildung und Verbreitung antibiotika-resistenter Bakterienpopulationen in der Umwelt kann nur vorgenommen werden, wenn qualitative und quantitative Informationen über Antibiotikarückstände in der Gülle vorliegen. Da es zum Vorkommen von Antibiotika in Wirtschaftsdüngern bisher nur wenige Untersuchungen gab, wurden in dieser Arbeit sensible und robuste Analysemethoden zum Nachweis umweltrelevanter Anti-biotika entwickelt und ein bayernweites Monitoring von Schweinegüllen durchgeführt. Die zwei entwickelten LC-MS-Methoden erfassen folgende 23 Antibiotika: Tetrazyklin, Chlortetrazyklin, Oxytetrazyklin, Doxyzyklin, Sulfadiazin, -methazin, -thiazol, -methoxazol, -guanidin, -merazin, -dimethoxin, -chloropyridazin, -methoxypyrazin, -meter, -doxin, -phenazol, -isomedin, -pyridin, N4-Acetyl-Sulfamethazin, Trimethoprim, Enrofloxacin, Florfenicol und Tiamulin. Das Prinzip der Methoden beruht auf einer Flüssig-Flüssigextraktion in Kombination mit einer Festphasenextraktion. Im Konzentrationsbereich zwischen 0,1 mg/kg bzw. 0,05 mg/kg (Bestimmbarkeitsgrenzen) und 200 mg/kg wurden Wiederfindungsraten zwischen 60 und 110% erreicht. Zur Untersuchung der Stabilität der untersuchten Verbindungen in Gülle wurden praxisnahe Lagerungsversuche bei 7°C durchgeführt. Bei Chlortetrazyklin konnte nach einer 6-monatigen Lagerung kein Abbau beobachtet werden. Sulfadiazin wurde in der ersten Woche um 50% reduziert; in der folgenden Lagerungszeit (bis zu 32 Wochen) war keine weitere Konzentrationsabnahme festzustellen. Trimethoprim wurde hingegen innerhalb von zwei Wochen vollständig abgebaut. In einem weiteren Lagerungsversuch im Labormaßstab wurde das Verhalten von 13 Sulfonamiden bei verschiedenen Temperaturen (-20°C, 7°C, Raumtemperatur) über einen Zeitraum von 16 Wochen untersucht. Hierbei zeigten Sulfamerazin, Sulfamethoxypyrazin, Sulfaguanidin und Sulfisomedin im Beobachtungszeitraum keinen Abbau, während Sulfamethoxazol sowohl bei Raumtemperatur als auch bei 7°C eine Konzentrationsabnahme um bis zu 80% festzustellen war. Diese Reduktion fand bei höheren Temperaturen schneller statt. Enrofloxacin und Florfenicol wurden ab einer Lagertemperatur von 7°C innerhalb von 16 Wochen um bis zu 80% abgebaut. Tiamulin hingegen wies eine höhere Stabilität auf und wurde im Versuchszeitraum bei 7°C um 10%, bei Raumtemperatur um 25% reduziert. Eine Probenlagerungstemperatur von -20°C führte lediglich bei Sulfachloropyridazin und Enrofloxacin zu einer geringern Konzentrationsminderung. In einem bayernweiten Güllemonitoring wurden 380 Güllen von schweine-haltenden Betrieben mit den entwickelten Methoden analysiert. In 29,5% der Proben konnte keine der untersuchten Verbindungen nachgewiesen werden; in 70,5% wurde mindestens ein Antibiotikum detektiert. In zwei Proben konnten 5, in neun Proben 4 der untersuchten Wirkstoffe gefunden werden. 37% der untersuchten Proben enthielten Chlortetrazyklin, 29% Tetrazyklin, jeweils in Konzentrationen bis zu 50 mg/kg. Bei der Sulfonamidanalyse konnte in 48% der Proben Sulfamethazin (0,05 - 38 mg/kg) gemessen werden. Sulfadiazin wurde in 19 Proben (5%) nachgewiesen. Positive Befunde, wenn auch zahlen- und mengenmäßig in nur geringem Umfang, wurden auch für Oxytetrazyklin, Sulfamerazin, Sulfathiazol, Sulfamethoxazol, Sulfathiazol und Tiamulin bestimmt. 6,3 bzw. 13,2% der Güllen wiesen Tetrazyklinkonzentrationen auf, die zur Selektion von resistent bzw. intermediär einzustufenden Bakterien geeignet sind. Unter Berücksichtigung der Herkunft der Proben ist festzustellen, dass der prozentuale Anteil der Befunde in den höheren Gehaltsklassen (≥ 4 mg/kg) bei den größeren Betrieben (mehr als 220 Masttiere bzw. mehr als 45 Zuchtsauen) höher war; zudem wiesen sie einen geringen Anteil an negativen Befunden (unterhalb der Bestimmbarkeitsgrenze) auf. Auffällig war auch, dass in den im Frühjahr gewonnen Proben häufiger höhere Konzentrationen festzustellen waren, als dies bei der Herbstbeprobung der Fall war. Auf Grund der erzielten Resultate sind Antibiotikaeinträge durch Düngung im folgenden Rahmen zu erwarten. Tetrazyklinkonzentrationen im Bereich der Bestimmbarkeitsgrenze ergäben 3 g/ha, der gemessene Höchstgehalt würde zu 1,8 kg/ha führen.
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