Es wurde die Wirkung der epiphytische Hefe Aureobasidium pullulans auf den Sekundärstoffwechsel von Wein-Kalluskulturen (Vitis vinifera) untersucht und deren Fähigkeit die Akkumulation von Abwehr-relevanten Verbindungen im Kallus zu aktivieren. Als Versuchssystem wurde Kallus von Vitis vinifera der Rebsorten „Regent“ und „Nero“ auf modifiziertem MS-Medium (Murashige und Skoog) kultiviert. Aureobasidium pullulans wurde 48 Stunden in Flüssigmedium auf einem Schüttler (100 U/min.) kultiviert und anschließend autoklaviert, um die Hefezellen abzutöten. Anschließend wurde die Hefe-Suspension zentrifugiert und der Überstand dem Kulturmedium der Wein-Kalli zugegeben. Die Probenahme erfolgte 5, 10, 24 und 48 Stunden nach Behandlung. Die Proben wurden methanolisch extrahiert, anhand von Hochdruck-Flüssigkeit-Chromatographie (HPLC) untersucht und mittels UV-Spektroskopie und Dünnschichtchromatographie identifiziert. Behandlungen mit der Hefe-Suspension induziert eine Akkumulation von konstitutiv vorkommenden Verbindungen wie Catechin, Epicatechin, Epicatechin-Gallat, p-Cumarsäure, Anthocyane, trans-Resveratrol sowie cis- und trans-Piceid. Außerdem führte die Behandlung zu einer Synthese von oligomeren Resveratrol-Derivaten (warscheinlich Pallidol-Derivate und Viniferine). Die Konzentration der Elicitoren in der Hefe-Suspension scheint die Ausrichtung des Sekundärmetabolismus zu beeinflussen. Eine niedrige Elicitor-Konzentration bewirkte eine Akkumulation an phenolischen Säuren und Catechinen, eine höhere Konzentration führte dagegen zu einer Akkumulation an Resveratrol-Derivaten. In mit Hefe behandelten Kalli verzögerte sich der Krankheitsverlauf nach einer Botrytis cinerea Inokulation im Vergleich zu unbehandelten Kalli, sodass die Resveratrol-Derivate als Abwehr-Verbindungen zu wirken scheinen. Sowohl eine verminderte als auch eine übermäßige Stickstoffversorgung der Kalli führen ebenfalls zu Anreicherung an Resveratrol-Derivaten.
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