Clozapin ist das älteste atypische Neuroleptikum, das sich in seinem therapeutischen Eigenschaften als auch in seinen Nebenwirkungen von den typischen Neuroleptika unterscheidet. Einige der wichtigsten Nebenwirkungen von Clozapin, wie Agranulozytosen, Fieber, starke Sedierung und Gewichtszunahme, sind höchstwahrscheinlich auf Modulationen des Immunsystems zurückzuführen, insbesondere auf Veränderungen im TNF-alpha-System. Bei detaillierter Kenntnis der zugrundeliegenden Mechanismen ließen sich Maßnahmen zur Vorhersage, Prophylaxe, Früherkennung und Therapie der zu erwartenden Nebenwirkungen entwickeln. Viele der dafür nötigen Versuche sind jedoch nur an einem Modellorganismus durchführbar. In dieser Arbeit wurde der Einfluß von Clozapin auf Schlafverhalten, Nahrungsaufnahme, Lokomotion und Temperatur von Ratten sowie auf deren TNF-alpha- und Leptin-Konzentrationen untersucht. Es konnte gezeigt werden, daß eine Reihe der bei Menschen unter Clozapinbehandlung vorkommenden Nebenwirkungen auch bei Ratten nach Applikation von Clozapin auftreten. Nach einer initialen Störung des Schlafes bei gleichzeitiger Unterdrückung der Aktivität langsamer Wellen im EEG des non-REM-Schlafes durch hohe Clozapin-Dosierungen, vergleichbar mit den Schlafstörungen, die bei Patienten unter Clozapin-induziertem Fieber auftreten, förderte Clozapin dosisunabhängig den non-REM-Schlaf bei Verbesserung der Schlafkontinuität. Dies entspricht den Ergebnissen in der Humanliteratur. Desweiteren unterdrückte Clozapin den REM-Schlaf der Ratten, ein Befund, der auch in einigen Humanstudien tendentiell zu beobachten war. Wie beim Menschen verursachte Clozapin bei den Ratten EEG-Veränderungen im Wachzustand. Desweiteren konnte nach akuter Verabreichung von Clozapin ein dosisabhängiger Anstieg von TNF-alpha im frontalen Kortex der Ratten gefunden werden. Bei Patienten erhöht Clozapin die TNF-alpha-Konzentrationen im Serum. Die durch Clozapin hervorgerufenen Schlafveränderungen ähneln sowohl beim Menschen als auch bei Ratten jenen nach einer Erhöhung von TNF-alpha, weshalb bei beiden Spezies TNF-alpha als Mediator dieser Veränderungen in Frage kommt. Zudem wurde bei den Ratten, in Übereinstimmung mit den Befunden bei Patienten, nach akuter Verabreichung von Clozapin ein Anstieg der Serum-Leptin-Konzentrationen gefunden, obwohl es im Gegensatz zu den Befunden in der Humanliteratur bei Ratten nicht zu einer gleichzeitigen Erhöhung der Nahrungsaufnahme und des Körpergewichtes kam. Konträr zu den Patientenstudien, in denen von transientem Fieber berichtet wird, erniedrigte Clozapin dosisabhängig die Körper- und Gehirntemperatur bei Ratten. Die weitere Erforschung des Anteils von TNF-alpha und Leptin an den Effekten von Clozapin ist dringend zu empfehlen, da hieraus nicht nur Erkenntnisse über die Wirkungsweise dieses Neuroleptikums, sondern auch Impulse für die Neuentwicklung von Neuroleptika zu erwarten sind.
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Clozapin ist das älteste atypische Neuroleptikum, das sich in seinem therapeutischen Eigenschaften als auch in seinen Nebenwirkungen von den typischen Neuroleptika unterscheidet. Einige der wichtigsten Nebenwirkungen von Clozapin, wie Agranulozytosen, Fieber, starke Sedierung und Gewichtszunahme, sind höchstwahrscheinlich auf Modulationen des Immunsystems zurückzuführen, insbesondere auf Veränderungen im TNF-alpha-System. Bei detaillierter Kenntnis der zugrundeliegenden Mechanismen ließen sich M...
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