Die Art Listeria monocytogenes ist in erster Linie durch ihr pathogenes Potenzial im Menschen charakterisiert. Ihre nur fakultativ intrazelluläre Lebensweise ermöglicht es den Listerien aber auch, in diversen Habitaten in der Umwelt zu persistieren. In der vorliegenden Arbeit wurde das Überleben von L. monocytogenes in Protozoen der Gattung Acanthamoeba untersucht. Ein Assay, der es erlaubt, Infektionsstudien über mehrere Wochen durchzuführen, wurde entwickelt, für die Art L. monocytogenes optimiert und mit zahlreichen Kontrollen abgesichert. Interessanterweise konnten alle untersuchten zur Verfügung stehenden Virulenzgenmutanten ebenso wie Vertreter aus allen drei L. monocytogenes-Genotypen in Acanthamöben überleben. Das Überleben in Umweltprotozoen ist also ein Charakteristikum, das nicht von der Aktivität bekannter Virulenzgene abhängt. Durch Transmissionselektronenmikroskopie infizierter Amöbenzellen konnte gezeigt werden, dass sich L. monocytogenes-Zellen in Trophozoiten, dem teilungsfähigen und stoffwechselaktiven Stadium der Acanthamöben, im Gegensatz zur menschlichen Wirtszelle in Vakuolen befinden, während mittels konfokaler Laserscanning-Mikroskopie die Persistenz der Listerien in Amöbencysten in der Cystenwand nachgewiesen wurde. Der Verlust listerieller Virulenzgene wird in Umweltisolaten, die unter Umständen über längere Zeit nicht mit Wirtszellen in Kontakt waren, nicht beobachtet. Auch wenn für die Persistenz in Acanthamöben diese Virulenzfaktoren nicht benötigt werden, so könnte doch eine Erklärung darin liegen, dass diese Gene für das Überleben in weiteren niederen Eukaryonten benötigt werden. In dieser Arbeit konnte die Virulenzgenexpression in L. monocytogenes auch bei niedrigen Temperaturen durch einen RT-PCR-Ansatz und die damit verbundene Amplifikation von mRNS des listeriellen Virulenzgens plcB gezeigt werden. Zudem wurde mit Hilfe von sogenannten Enclosures die Persistenz von L. monocytogenes in der Umwelt hinsichtlich stammspezifischer Unterschiede der drei L. monocytogenes-Genotypen untersucht. In diesem Zusammenhang konnten Vertreter des Genotyps III, die sich durch eine niedrige Virulenz in Säugerzellen auszeichnen, durch ihre hohe Umweltpersistenz charakterisiert werden. Im Gegensatz dazu sind einige hochvirulente Vertreter der Art L. monocytogenes aus den Genotypen I und II nach längeren Inkubationsperioden nicht mehr in der Umwelt detektierbar. Diese Stämme sind demnach möglicherweise stärker auf den Menschen als Wirt spezialisiert und können in anderen Habitaten nicht gegen niedriger virulente Stämme konkurrieren. In einem weiteren Versuch wurden in dieser Arbeit Genotyp-spezifische Unterschiede innerhalb der Art L. monocytogenes hinsichtlich ihrer Virulenz in Säugerzelllinien untersucht. Interessanterweise sind Stämme des Genotyps III annähernd avirulent gegenüber menschlichen Darmendothelzellen, wohingegen in allen untersuchten Stämmen die gleiche Virulenz für Hepatocyten und Makrophagen bestimmt werden konnte. Die Attenuation von Vertretern des Genotyps III könnte also bereits zu Beginn einer Infektion des Wirtes in vivo auf eine beeinträchtige Infektiosität im Darmepithel, mit dem die Listerien durch die Aufnahme kontaminierter Nahrung in Kontakt kommen, zurückzuführen sein. Die untersuchten Stämme sind zwar attenuiert im intrazellulären Überleben in den entsprechenden Endothelzellen, können aber ebenso wie Vertreter aus den Genotypen I und II gleichermaßen effektiv an diese Wirtszellen adhärieren. Dies wurde durch Untersuchungen mit dem die Aktinumlagerung verhindernden, toxischen Agens Cytochalasin D gezeigt.
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Die Art Listeria monocytogenes ist in erster Linie durch ihr pathogenes Potenzial im Menschen charakterisiert. Ihre nur fakultativ intrazelluläre Lebensweise ermöglicht es den Listerien aber auch, in diversen Habitaten in der Umwelt zu persistieren. In der vorliegenden Arbeit wurde das Überleben von L. monocytogenes in Protozoen der Gattung Acanthamoeba untersucht. Ein Assay, der es erlaubt, Infektionsstudien über mehrere Wochen durchzuführen, wurde entwickelt, für die Art L. monocytogenes optim...
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