Akustische Kommunikation findet im täglichen Leben selten in einer ruhigen Umgebung statt. Akustische Signale wie z.B. die menschliche Sprache oder Kommunikationslaute von Tieren werden meistens von störenden Hintergrundgeräuschen maskiert, welche die Wahrnehmung des relevanten Signals beeinträchtigen. Das Hörsystem von Menschen und Tieren mußte daher Mechanismen entwickeln, welche die Wahrnehmung von Signalen in Störgeräuschen verbessern. "Comodulation Masking Release" (CMR) ist ein Mechanismus des Hörsystems, der die Signalentdeckung in Störgeräuschen verbessert. Ins Deutsche übertragen bedeutet dieser Begriff soviel wie "verminderte Maskierung durch kohärente Amplitudenmodulation". Die Verbesserung der Signalentdeckung tritt dann auf, wenn das Störgeräusch kohärente Amplitudenmodulationen in verschiedenen Frequenzbereichen aufweist. Für die effektive Nutzung von CMR ist sowohl eine Analyse innerhalb eines auditorischen Filters nötig, als auch der Vergleich von Informationen zwischen verschiedenen auditorischen Filtern. Aus diesem Grund sind CMR Versuche geeignet, sowohl die Verarbeitung von akustischer Information innerhalb eines Kanals als auch die Verarbeitung zwischen verschiedenen auditorischen Kanälen zu untersuchen. In Verhaltensexperimenten wurden mit Wüstenrennmäusen zwei klassische CMR Versuche durchgeführt: Das sogenannte "band-narrowing paradigm" und das sogenannte "flanking-band paradigm". In beiden Versuchen konnte bei den Wüstenrennmäusen CMR nachgewiesen werden. Das Ausmaß des CMR ist bei Wüstenrennmäusen größer als bei Menschen. Die Ergebnisse beider Experimente deuten an, daß die Verarbeitung zwischen verschiedenen auditorischen Kanälen bei Wüstenrennmäuse eine größere Rolle spielt als bei Menschen. Wüstenrennmäuse können akustische Information über einen weiteren Frequenzbereich verarbeiten als Menschen. Trotz dieser Unterschiede ist das generelle Muster der Verminderung der Maskierung bei den Wüstenrennmäusen dem der Menschen sehr ähnlich. Die Mongolische Wüstenrennmaus eignet sich daher gut als Tiermodel, um die dem CMR zugrundeliegenden Mechanismen zu untersuchen. In ruhiger Umgebung können Cochlea-Implantat (CI) Träger akustische Signale zum Teil gut wahrnehmen, allerdings bereitet ihnen die Wahrnehmung von relevanten akustischen Signalen in Störgeräuschen große Schwierigkeiten. Ein Ziel der vorliegenden Arbeit war herauszufinden, ob CI Träger den CMR Mechanismus nutzen können, um die Wahrnehmung von Signalen in Störgeräuschen zu verbessern. Zwei CMR Versuche wurden mit CI Trägern durchgeführt. Die CI Träger sind anscheinend nicht in der Lage den CMR Mechanismus vollständig zu nutzen. Bei Verwendung eines 3200 Hz breiten Rauschmaskierers konnte kein CMR gefunden werden, sondern eher ein gegenteiliger Effekt. Den meisten CI Trägern fiel die Signalentdeckung in comoduliertem Rauschen schwerer als in unmoduliertem Rauschen. Bei Verwendung von zwei Schmalbandrauschen innerhalb eines auditorischen Filters als Maskierer konnte ein geringes CMR beobachtet werden. Das Ausmaß des CMR war deutlich geringer als bei Normalhörenden. Die Tatsache, daß ein geringes CMR nur innerhalb eines auditorischen Filters gefunden wurde, läßt vermuten, daß CI Träger nicht in der Lage sind, Informationen aus mehreren auditorischen Filtern in der Verarbeitung zu kombinieren. In einem zusätzlichen Experiment wurde die Fähigkeit der CI Träger untersucht, zeitliche Lücken zwischen zwei Signalen wahrzunehmen. Zwei Versuchsbedingungen wurden gewählt. Zum einen konnte die Lückenerkennung durch Verarbeitung innerhalb eines auditorischen Filters erfolgen, zum anderen mußte zwischen zwei auditorischen Filtern verglichen werden. Unter beiden Bedingungen zeigten die CI Träger schlechtere Leistungen als Normalhörende. Dies läßt auf ein schlechteres Zeitauflösungsvermögen des Hörsystems der CI Träger schließen.
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Akustische Kommunikation findet im täglichen Leben selten in einer ruhigen Umgebung statt. Akustische Signale wie z.B. die menschliche Sprache oder Kommunikationslaute von Tieren werden meistens von störenden Hintergrundgeräuschen maskiert, welche die Wahrnehmung des relevanten Signals beeinträchtigen. Das Hörsystem von Menschen und Tieren mußte daher Mechanismen entwickeln, welche die Wahrnehmung von Signalen in Störgeräuschen verbessern. "Comodulation Masking Release" (CMR) ist ein Mechanismus...
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