Im Rahmen dieser Studie wurden 29 Gewässer 1. und 2. Ordnung untersucht. Hinzu kamen 41 ausgewählte Gewässer im Gewässersystem der Wolfsteiner Ohe sowie 22 im Gewässersystem der Bina, je 3. Ordnung. Insgesamt wurden 1159 km kartiert, davon ca. 800 km gewässerbegleitend mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Es zeigte sich, daß für eine vollständige Erfassung der Hindernisse eine Begehung oder Befahrung notwendig ist. Ausgenommen hiervon sind nur große Flüsse. Den größten Anteil an den Wanderhindernissen bildeten die Abstürze, gefolgt von Wasserkraftanlagen, Entnahmebauwerken und Sohlrampen. Fischteichanlagen, Kreuzungsbauwerke, physikalisch-chemische Veränderungen, Schleusen, sonstige Stauanlagen, Talsperren, Stellen mit einer erheblich veränderten Fließgewässermorphologie (z.B. betonierte Gewässersohle) und Verrohrungen spielten eine zahlenmäßig untergeordnete Rolle. Bei der Beurteilung der Durchwanderbarkeit von Hindernissen ist die Berücksichtigung des Abflusses von großer Bedeutung. Es wurden Änderungen der Fallhöhen um ± 0,1 m innerhalb des Projektes beobachtet, wofür vermutlich Sohlerosion oder Sohlauflandung verantwortlich sind. Die untersuchten niederbayerischen Fließgewässer beinhalten im Mittel alle 1,22 km ein Wanderhindernis für Fische. Überdurchschnittlich gut können die Fische in Donau, Inn und Altmühl wandern. Unterdurchschnittliche Wandermöglichkeiten bestehen in der Bina, dem Altbach sowie das Mittel der untersuchten Gewässer 3. Ordnung in den Flußgebieten Wolfsteiner Ohe (41 Gewässer, ohne Osterbachgebiet) und Bina (22 Gewässer). Große Gewässer weisen vor allem flußauf nicht durchwanderbare oder eingeschränkt durchwanderbare Wanderhindernisse auf. Hinzu kommen häufig ausgedehnte Staubereiche, die die Wanderungen ebenfalls beeinträchtigen. Bei kleineren Gewässern steigt der Anteil der Querbauwerke mit leichten Einschränkungen. Über den Main-Donau-Kanal wurden zwei eigentlich voneinander getrennte Flußsysteme miteinander verbunden. Anhand der Messung der lichten Stabweiten von Rechen an Wasserkraftanlagen wurde die Möglichkeit der Fischdurchgängigkeit in Abhängigkeit von der Fischlänge abgeschätzt. Die untersuchten Rechenanlagen bieten der Fauna nur einen stark eingeschränkten Schutz vor den Kraftwerksanlagen. Zu den zusätzlich während der Kartierung gemachten Beobachtungen gehören teilweise ausgeprägte Strukturdefizite von Fließgewässern, die Verschlammung der Gewässersohle in vielen Abschnitten sowie ein in den Fließgewässern des Tertiärhügellandes ganzjährig getrübtes Wasser. Die Abgabe von Restwasser in Ausleitungsstrecken scheint öfter nicht in dem festgelegten Umfang zu erfolgen. Bei den untersuchten Wanderhilfen zeigte sich, daß nicht nur die Strömungsgeschwindigkeit, sondern auch andere Faktoren, wie vermutlich die Anbindung und die Ausgestaltung der Wanderhilfe bzw. der Ausleitungsstrecke, die Funktionsfähigkeit erheblich beeinflussen. Die Wanderhilfen wurden häufig von stagnophilen oder indifferenten Arten wie Lauben, Rotaugen und Brachsen angenommen. Rheophile Arten wie Nase, Barbe, Huchen oder Äsche wurden nicht gefangen oder waren unterrepräsentiert. Von den rheophilen Arten wurden in erster Linie solche gefunden, die auch kleinere Fließgewässer bewohnen. Hierzu gehören vor allem Bachforelle, Aitel und Hasel. Zukünftig sollten Wanderhilfen sich nicht am maximalen Schwimmvermögen, sondern am Charakter des Fließgewässers orientieren. Wanderhilfen, egal ob Sohlrampen oder Bypässe, dürfen keinen abgelösten Überfallstrahl aufweisen. Die Strömungsgeschwindigkeit darf im Stromstrich maximal 1,5 m/s, am Rand und im Lückensystem maximal 0,8 m/s aufweisen. Die Anbindung an die Hauptströmung und die Nähe zu Hindernissen ist zu beachten, ebenfalls eine ausreichende Dimensionierung des Abflusses und des Wasserkörpers. Das Wanderverhalten in einem mit vielen Querbauwerken unterteilten Flußabschnitt wurde im Unterlauf der Bina (MQ = 0,7 m³/s), Landkreis Rottal-Inn, auf einer Länge von 4,1 km untersucht. Im Rahmen dieser Arbeit wurden 1036 Fische ab einer Länge von 15 cm aus 15 Arten mit Alcianblau markiert. Der Versuchszeitraum reichte von Juni 1999 bis November 2000 und beinhaltete drei Wiederfangbefischungen zur Kontrolle des Aufenthaltsortes. Hieraus ergab sich, daß Aitel sowohl die aktivste Art in diesem Versuch waren, als auch, daß sie flußauf am besten Hindernisse (bis 1,29 m Fallhöhe bei MQ), wenn auch in sehr geringer Zahl, überwanden. Ein Hecht konnte ebenfalls gesichert dieses Hindernis bewältigen. Nur wenige Nasen kamen über Hindernisse von einer Höhe von 0,6 m bei MQ. Hier war bereits eine drastische Wanderungseinschränkung zu erkennen. Barben überwanden nur Querbauwerke mit einer Fallhöhe von 0,3 m bei MQ. Die Nasen bildeten in einem Teilabschnitt eine relativ standorttreue Population. Für das Überwinden einer Wehranlage mit einer Fallhöhe von 1,9 m bei MQ gibt es für keine Art einen Hinweis. Im Potamal wurden Hauptwanderzeiten im Frühjahr und Frühsommer und im Herbst festgestellt. Im Rhitral erfolgte im Herbst die Laichwanderung der Forellen. Grundnahe Strömungsgeschwindigkeiten von v = 1,0 m/s erwiesen sich als Wanderbarriere für Kleinfischarten und juvenile Stadien sprintstarker Fische. Ab Absturzhöhen von 0,5 m bei MQ werden alle untersuchten Fischarten massiv am Aufstieg gehindert. Für alle Arten besteht eine Ventilwirkung an Wanderhindernissen. Von oben her kommt es zu einer Arten- und Individuenausdünnung. Vor allem Wanderfische und spezialisierte Fischarten leiden unter dem Gewässerverbau. Manche Ubiquisten werden hingegen in großen Staubereichen sogar gefördert. Aus Gründen des Artenschutzes müssen freifließende Gewässerstrecken ohne Wenn und Aber erhalten werden. Wo möglich muß ein Rückbau von Querbauwerken durchgeführt werden. Alle anderen Hindernisse sind mit Wanderhilfen sowie eventuell Leit- und Scheucheinrichtungen auszustatten, um so der Fauna die Wanderung zu wichtigen Teilhabitaten zu ermöglichen. In kleinen Zuflüssen müssen und können in kurzer Zeit viele Wanderwege geöffnet werden.
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Im Rahmen dieser Studie wurden 29 Gewässer 1. und 2. Ordnung untersucht. Hinzu kamen 41 ausgewählte Gewässer im Gewässersystem der Wolfsteiner Ohe sowie 22 im Gewässersystem der Bina, je 3. Ordnung. Insgesamt wurden 1159 km kartiert, davon ca. 800 km gewässerbegleitend mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Es zeigte sich, daß für eine vollständige Erfassung der Hindernisse eine Begehung oder Befahrung notwendig ist. Ausgenommen hiervon sind nur große Flüsse. Den größten Anteil an den Wanderhindernissen b...
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