In einem ersten Teil der vorliegenden Arbeit sollte ein Beitrag zur Verbesserung der Einschätzung einer bedarfsgerechten Proteinversorgung der Milchkuh geleistet sowie ein Vergleich des deutschen und des niederländischen Proteinbewertungssystems in theoretischer Hinsicht und auf Datenmaterial aus praktischen Versuchsreihen bezogen vorgenommen werden. Zu diesem Zweck wurden vier Milchviehfütterungsversuche (Versuche 1 bis 4) durchgeführt. Eine Streuung der Datenbasis zur Evaluierung der Proteinbewertungssysteme wurde durch Vorlage unterschiedlicher Grundfuttermittel (Versuch 1: Rotklee und Wiesengras, Versuch 2: Wiesengras, Versuch 3: Grassilage, Versuch 4: Maissilage) erreicht. Durch isoenergetischen Austausch von Sojaextraktionsschrot gegen Winterweizen wurde in den Versuchen 1 und 3 die Zufuhr an nutzbarem Protein (nXP) in zwei Stufen gestaffelt, in den Versuchen 2 und 4 durch Substitution von Sojaextraktionsschrot mit Leistungskraftfutter in 3 Stufen. Während sich in den Versuchen mit frischem Grünfutter keine Effekte einer steigenden Proteinzufuhr auf Leistungskriterien zeigten, wurden nach Vorlage von Grassilage die Futteraufnahme, die Milchleistung sowie die Eiweiß- und die Laktoseausscheidung signifikant erhöht. Auch bei Vorlage von Maissilage wurden durch steigende Proteinversorgung die Futteraufnahme, Milchleistung, tägliche Eiweiß- und Laktoseausscheidung sowie der Laktosegehalt signifikant erhöht. Um eine Aussage über die Gültigkeit der beiden Proteinbewertungssysteme zu erhalten, wurden die nach jedem System theoretisch aus dem Proteinangebot erzielbaren Milcheiweißleistungen den tatsächlich erbrachten Leistungen gegenübergestellt. Die tatsächlich erbrachte Eiweißleistung wurde nach dem DVE- System um 223 g/Tier und Tag, nach dem nXP- System nur um 144 g/Tier und Tag überschätzt, wobei sich deutliche Einflüsse von Grundfutterart und Proteinversorgungsniveau zeigten. Bei vorliegendem hohen Proteinversorgungsniveau konnte keines der Proteinbewertungssysteme voll befriedigen. Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der Stärkebewertung in der Rationsgestaltung für die Milchkuh. Die ruminale Abbaubarkeit der Stärke von Maissilagen 4 verschiedener Sorten wurde mit Hilfe von in sacco- Untersuchungen an silierten Körnern der 4 Hybriden charakterisiert. Um das Reifestadium als zusätzlichen Einflussfaktor aufnehmen zu können, wurden Körner aller Sorten an 4 Ernteterminen (01.09., 22.09., 06.10. und 19.10.1998) geerntet und auf die ruminale Abbaubarkeit hin untersucht. Des weiteren wurde die ruminale Abbaubarkeit der vier Maissilagen anhand weiterer in sacco- Untersuchungen sowie deren Verdaulichkeit im Hammelversuch überprüft. In zwei weiteren Milchviehfütterungsversuchen (Versuche 5 und 6) wurden die Auswirkungen der Verfütterung der Maissilagen der vier Sorten auf Leistungskriterien untersucht. Die mittlere effektive Abbaubarkeit (k=0,08) der organischen Substanz der silierten Körner betrug 93,0 %, 88,0 %, 85,4 % und 78,8 % zu den Erntezeitpunkten 1 bis 4, wobei in Abhängigkeit des Erntetermins Sortenunterschiede von bis zu 13 % festgestellt wurden. Um einen Effekt unterschiedlichen Abreifeverhaltens auszuschließen, wurden die Daten der Abbaubarkeit auf einen einheitlichen T- Gehalt hin extrapoliert. Dabei ergab sich eine mittlere Abbaubarkeit von etwa 89 %, die zwischen den Sorten kaum noch differierte. Die an den Maissilagen gemessenen effektiven Abbaubarkeiten der organischen Substanz lagen bei Annahme einer Passagerate von k=0,08 im Mittel aller Sorten bei 63 % wobei sich maximale Sortenunterschiede von 1,4 Prozentpunkten zeigten. Die Verdaulichkeiten der Maissilagen wurden im Hammelversuch gemessen. Die Verdaulichkeit der T, der OS und der XF lagen im Mittel bei 76,3 %, 78,6 % und 65,3 % wobei Sortenunterschiede von 5,3 %, 5,1 % und 8,7 % ermittelt wurden. Trotz der zunächst unterschiedlichen Abbaubarkeiten im Vergleich der vier Sorten zeigte sich, dass der Effekt in erster Linie auf das unterschiedliche Abreifeverhalten der Hybriden zurückzuführen ist. Dementsprechend ergab sich bei einheitlichem Reifestatus eine vergleichbare Stärkeanflutung in den Fütterungsversuchen zwischen den verschiedenen Gruppen, so dass nennenswerte Unterschiede in Milchleistungskriterien nicht auftraten.
«