Hintergrund: Relativer Energiemangel (Relative Energy Deficiency
in Sports, RED-S) kann sowohl Folge als auch Ursache
einer psychischen Erkrankung sein. Im Gegensatz zu Essstörungen
ist nur wenig über den Zusammenhang zwischen
RED-S und Depressionen bekannt. Ziel dieser Untersuchung
war zu überprüfen, ob depressive Symptome bei Ausdauersportlerinnen
mit typischen Risikoindikatoren für RED-S einhergehen.
Methoden: In einer Querschnittserhebung wurden 23 Ausdauerathletinnen (27 ± 6 Jahre, BMI 20,6 ± 2 kg/m²) untersucht.
Das Risiko für RED-S wurde mittels des Low Energy Availability in Females Questionnaire (LEAF-Q) bewertet. Eine Absenkung des Ruheenergieumsatzes (RMR) und Trijodthyronin (T3) dienten als weitere objektive Indikatoren für das Vorliegen von RED-S. Der Patient Health Questionnaire-9 (PHQ-9) wurde zur Bewertung des Risikos von depressiven Symptomen und der Brief Eating Disorder in Athletes (BEDA-Q) zur Bewertung des Risikos von gestörtem Essverhalten verwendet.
Ergebnisse: Anhand der LEAF Scores wiesen 52 % der Probandinnen
ein erhöhtes Risiko für eine geringe Energieverfügbarkeit auf. Im Gegensatz zu Athletinnen mit einem geringen Score zeigten sich bei betroffenen Athletinnen erniedrigte T3-Werte (17 % vs. 9 %), ein reduzierter RMR (RMRRatio < 0.9; 42 % vs. 36 %) sowie ein erhöhtes Risiko für ein gestörtes Essverhalten (42 % vs. 9 %) und depressive Symptome (83 % vs. 27 %). Bei 17 % der Probandinnen mit hohem LEAF Score handelte es sich um mittelgradige depressive Symptome, bei allen anderen Betroffenen waren diese leichter Ausprägung.
Scores des PHQ-9 korrelierten mit denen des LEAF-Q (r = 0.614,
p = 0.002).
Schlussfolgerung: Die Untersuchung zeigt erstmals, dass Ausdauerathletinnen mit einem erhöhten Risiko für eine geringe
Energieverfügbarkeit ein ebenfalls erhöhtes Risiko für depressive
Symptome aufweisen. Die Direktionalität des Zusammenhangs
zwischen depressiven Symptomen und RED-S ist in zukünftigen Studien zu klären.