Synthetische organische Verbindungen bilden heute einen Anteil von fast 50 % der farbgebenden Pigmente in Künstlerfarben. Seit dem Entwicklungsbeginn im 19. und verstärkt im 20. Jahrhundert wurden synthetische organische Pigmente von Künstlern der Klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunst sowie von Restauratoren für die Retusche eingesetzt. Da die technischen Quellen der Hersteller schwierig zugänglich sind, ist unklar, ab wann genau und in welchem Umfang mit synthetischen organischen Pigmenten in Künstlerfarben zu rechnen ist. Für ihren analytischen Nachweis existiert bis heute in der Konservierungswissenschaft noch kein generell anwendbarer, beziehungsweise allgemein anerkannter Analyseweg. Im ersten Teil der Arbeit wird ein Überblick über die verschiedenen chemischen Klassen und Unterordnungen der synthetischen organischen Pigmente, deren Strukturen und Eigenschaften gegeben. Neben einem Überblick über ihre geschichtliche Entwicklung wird genauer auf eine wichtige industrielle Neuentwicklung, die in den 1980er Jahren von der Firma Ciba entwickelte chemische Klasse der Diketo-Pyrrolo-Pyrrole (DPPs), eingegangen. Ein weiteres Anliegen vorliegender Arbeit war die Erstellung und Auswertung einer Datenbank, welche Handelslisten von sieben wichtigen Künstlerfarbenherstellern umfasst. Die 260 aufgenommenen Produkte enthalten 90 verschiedene synthetische organische Reinpigmente, die als repräsentativ für den europäischen Markt angesehen werden können. Es zeigte sich, dass die größte Vielfalt der chemischen Klassen bei den roten, gelben und orangen Pigmenten auftritt. Bei blauen und grünen Farbtönen handelt es sich hauptsächlich um die chemische Klasse der Phtalocyanine. Braune und schwarze synthetische organische Pigmente sind selten. In der Datenbank wurden nur zwei Pigmente dieser Farbtöne erfasst. Weiße synthetische organische Pigmente werden nicht in Künstlerfarben verwendet. Insbesondere für Authentizitätsuntersuchungen wurde eine Übersicht zu Entwicklung und Markteinführung einzelner Pigmente für differenzierte chronologische Zuordnungen erstellt. Der letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit dem analytischen Nachweis der synthetischen organischen Pigmente. Dazu wurden die Verfahren der Farbmessung, der UV/VIS- Spektralphotometrie in Reflexion und Absorption, mikrochemische Tests, der Dünnschichtchromatographie (DC), Fourier-Transformations-Infrarot- (FTIR-) Spektroskopie und der High performance liquid chromatography (HPLC) an 22 häufig auftretenden Pigmenten aus verschiedenen chemischen Klassen getestet. Es zeigte sich, dass keine der Methoden alleine zur Identifizierung geeignet ist, sondern nur durch geeignete Kombination von Probenvorbereitung und Methodenauswahl ein eindeutiges Ergebnis erzielt werden kann. Die Problematik beim analytischen Nachweis von synthetischen organischen Pigmenten liegt - neben der chemischen Komplexität - in der großen Unlöslichkeit vieler Pigmente, sowie in Störungen der Messungen, die durch die Matrix, etwa Bindemittel und anorganische Anteile, auftreten können. Die oft geringe Konzentration der synthetischen organischen Pigmente stellt ebenfalls ein Problem dar. Abschließend erfolgte die Analyse eines unbekannten organischen Pigmentes von der Installation „Das Ende es 20. Jahrhunderts“ von Joseph Beuys aus der Sammlung Moderner Kunst der Pinakothek der Moderne. Das violette Pigmente, das neben anorganischen Weißpigmenten vorliegt, konnte als PV 19 identifiziert werden.
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Synthetische organische Verbindungen bilden heute einen Anteil von fast 50 % der farbgebenden Pigmente in Künstlerfarben. Seit dem Entwicklungsbeginn im 19. und verstärkt im 20. Jahrhundert wurden synthetische organische Pigmente von Künstlern der Klassischen Moderne und zeitgenössischen Kunst sowie von Restauratoren für die Retusche eingesetzt. Da die technischen Quellen der Hersteller schwierig zugänglich sind, ist unklar, ab wann genau und in welchem Umfang mit synthetischen organischen Pigme...
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