Die Beobachtung von Veränderungen der Landnutzung/Landbedeckung (LN/LB) hilft, die komplexen Zusammenhänge aus Ursache und Wirkung zu verstehen. Dies ist wichtig, um die zukünftigen Entwicklungen besser prognostizieren zu können. Die Beobachtungen sind eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklungsplanung. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Geoinformatik in einem neuartigen multidisziplinären Ansatz zu verwenden, um damit ein neues methodisches Rahmenwerk für eine nachhaltige Bewirtschaftung der natürlichen Ressourcen – deren Nutzung sowie Schutz – im äthiopischen Hochland zu erstellen. Als Untersuchungsgebiet diente die Munessa-Shashemene-Region. Als Datengrundlage dienten unter anderem Satellitenaufnahmen von Landsat MSS (1973), TM (1986), ETM+ (2000) und RapidEye (2012), wobei unter Verwendung des objekt-basierten Bildklassifikationsansatzes neun verschiedene LULC-Klassen ausgewiesen wurden. Weitere Primär- und Sekundärquellen dienten als Grundlage für zusätzlich benötigte Datensätze. Für die Erfassung und Untersuchung der LN/LB-Veränderungen in den letzten vier Jahrzehnten sowie deren Ursachen kam eine Kombination unterschiedlicher Methoden zum Einsatz – unter anderem post-classification-comparison, GIS-basierte Analysen, deskriptive Statistik und logistische Regression. Für die Bewertung von Ökosystemdienstleistungen sowie die Beurteilung der Veränderungen wurden mittels GIS-Analysen sogenannte Ecosystem Service Values (ESVs) ermittelt. Als Eingangsdaten wurden hier die LN/LB-Datensätze der jeweiligen Bezugsjahre in Kombination mit zuvor entwickelten Wertkoeffizienten verwendet – sowohl passende globale Koeffizienten als auch eigens an das Untersuchungsgebiet angepasste konservative Koeffizienten. Mögliche LN/LB -Muster und -Veränderungen über die kommenden vier Jahrzehnten (2012-2050) wurden anhand eines räumlich expliziten, GIS-basierten Modells simuliert. Untersucht wurden drei unterschiedliche Szenarien: „Business As Usual“ (BAU), „Forest Conservation and Water Protection“ (FCWP) und „Sustainable Intensification“ (SI). Die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass sich die vorherrschende LN/LB-Klasse auf ca. 60% der Untersuchungsfläche in den letzten vier Jahrzehnten verändert hat. Von den 1973 existierenden LN/LB-Klassen waren die Klassen natürlicher Wald, Grasland und Akazienwälder am stärksten von den Veränderungen betroffen, wobei ca. 95%, 74% und 59% der Fläche in andere LN/LB-Klassen umgewandelt wurden. Im Gegensatz dazu erweiterte sich der Anteil an Ackerflächen im Untersuchungszeitraum rapide um etwa 272%. Unterschiedlichste soziale, wirtschaftliche, ökologische, politische und technologische Faktoren sowie deren Interaktionen können als Triebfedern für die beobachteten LN/LB-Veränderungen ausgemacht werden. Die einheimische Bevölkerung benannte sechs Faktoren als die wichtigsten Ursachen der Veränderung, was durch eine quantitative Analyse bestätigt werden konnte. Die LN/LB-Veränderungen während des Untersuchungszeitraums bedingten einen enormen Verlust der vorhandenen Ökosystemdienstleistungen, der unter Verwendung der globalen bzw. der modifizierten konservativen Wertkoeffizienten auf 45,9 bzw. 19,3 Millionen US-Dollar pro Jahr beziffert werden kann. Die Simulation mit unterschiedlichen Szenarios zeigte Folgendes: Im BAU-Szenario nimmt die Ackerfläche weiter stark zu und verdrängt verbleibende Wald- und Urwaldflächen sowie Grasland. Das verdeutlicht die Vulnerabilität dieser LN/LB-Klassen und den damit verbundenen potentiellen Verlust an ESV. Unter einem FCWP-Szenario würde der Druck auf die Flächen mit nicht explizit geschützten LN/LB-Klassen, insbesondere das Grasland, weiter steigen. Wird das SI-Szenario – mit einem ganzheitlich integrierten Ansatz für das Landschaftsmanagement – für die Simulation herangezogen, kann die weitere Ausdehnung der Ackerflächen deutlich reduziert werden. Verbleibende Waldgebiete können besser geschützt werden und aktuell degradiertes Land kann sich regenerieren, was zu einem Anstieg der damit verbundenen ESVs führt. Der in dieser Arbeit umrissene Ansatz ist ein wichtiges Werkzeug, um geeignete Maßnahmen für das Management natürlicher Ressourcen auf Landschaftsebene zu unterstützen.
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Die Beobachtung von Veränderungen der Landnutzung/Landbedeckung (LN/LB) hilft, die komplexen Zusammenhänge aus Ursache und Wirkung zu verstehen. Dies ist wichtig, um die zukünftigen Entwicklungen besser prognostizieren zu können. Die Beobachtungen sind eine notwendige Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklungsplanung. Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Geoinformatik in einem neuartigen multidisziplinären Ansatz zu verwenden, um damit ein neues methodisches Rahmenwerk für eine nachhaltige...
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