Die Erfassung der Naturnähe ist ein wesentlicher integrativer Indikator zur ökologischen Zustandsbeschreibung des Waldes. In der Habilitation wird der Begriff auf dem Hintergrund seiner bisherigen Bedeutung und in Abgrenzung zum Begriff der Hemerobie (= Stärke des Kultureinflusses) neu definiert. Auf internationaler Ebene (25 europäische Staaten und USA) wurden mögliche Teilindikatoren der Naturnähebewertung hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Naturnähe- und Biodiversitätserfassung und Anwendbarkeit innerhalb von Forstinventuren analysiert. Die Testdaten von Forstinventuren aus 11 Ländern wurden verwendet, um theoretische wie praktische Harmonisiserungsmöglichkeiten zu entwickeln. Tests zeigten, dass über neutrale, reduktive und expansive Datenharmonisierung für die in den Forstinventuren häufig verwendeten Teilindikatoren (Baumdurchmesser, Baumart, Totholz) harmonisierte Werte großflächig ermittelt werden können. Für die zuvor genannten Teilindikatoren sowie Mikrohabitate und Waldentwicklungsphasen wurde die Variabilität des Vorkommens (u.a. Anzahlen, Verteilung) in verschiedenen bewirtschafteten und unbewirtschafteten Wäldern und für das Totholz zusätzlich über eine Simulation analysiert. Für die Waldentwicklungsphasen wurde darüberhinaus ein Methodentest durchgeführt, der in den Vorschlag einer Standarderfassungsmethode mündete. Und schlließlich wurde für den Nationalpark Bayerischer Wald eine innovative Naturnäheerfassung entwickelt und angewendet. Die Habilitation vertieft somit die wissenschaftliche Grundlage zur Erfassung der Naturnähe im Wald grundlegend.
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