Jan Polack (~1450–1519) war der erfolgreichste Maler der Spätgotik in München. Die meisten seiner Hauptwerke – die Retabel in der Schlosskapelle der Blutenburg, der Franziskanerklosterkirche und der Peterskirche in München – entstanden allesamt zu Beginn der 1490er Jahre. Der Umfang dieser gleichzeitig ausgeführten Arbeiten, aber auch offensichtliche Varianten in Stil, Ausführung und Qualität zwischen und innerhalb der einzelnen Altartafeln machen deutlich, dass Polack diese Aufträge nur mit Hilfe einer größeren Werkstatt oder Arbeitsgemeinschaft bewältigt haben konnte. In welchem Maße er die Ausführung seiner Gemälde selbst übernahm bzw. die Werkstattmitarbeiter auch in die Komposition involviert waren, wird seit bald hundert Jahren diskutiert. Durch die bisher angewandte stilkritische Betrachtungsweise der Tafelbilder bleibt die Unterscheidung zwischen „eigenhändigen“ und „Werkstatt-Arbeiten“ unklar. In der vorliegenden Arbeit wird am Beispiel der Altartafeln aus der Franziskanerklosterkirche und der Peterskirche in München eine neue Herangehensweise an die Malerei Polacks und seiner Werkstatt verfolgt. Statt einzelne Mitarbeiter herauszuarbeiten werden die Retabel als Produkte e i n e r Arbeitsgemeinschaft unter JAN Polacks Leitung betrachtet. Die Malerei wird von einem kunsttechnologischen Standpunkt aus aufgefasst und charakterisiert. Dadurch können Unterschiede der Ausführung differenzierter betrachtet werden. Es kann gezeigt werden, dass diese nicht immer auf den Individualstil eines Malers zurückgeführt werden müssen. An Beispielen wird vielmehr erläutert, dass die unterschiedlichen Malweisen möglicherweise auch auf Vorgaben Polacks zurückgehen. Sie wurden zum Teil gezielt eingesetzt, um unterschiedliche Stoffl ichkeiten wirklichkeitsgetreu wiederzugeben, Vorder- und Hintergrund zu unterscheiden oder sie stehen in Zusammenhang mit der Stellung der einzelnen Altartafeln innerhalb des Retabels.
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Jan Polack (~1450–1519) war der erfolgreichste Maler der Spätgotik in München. Die meisten seiner Hauptwerke – die Retabel in der Schlosskapelle der Blutenburg, der Franziskanerklosterkirche und der Peterskirche in München – entstanden allesamt zu Beginn der 1490er Jahre. Der Umfang dieser gleichzeitig ausgeführten Arbeiten, aber auch offensichtliche Varianten in Stil, Ausführung und Qualität zwischen und innerhalb der einzelnen Altartafeln machen deutlich, dass Polack diese Aufträge nur mit Hil...
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