Ein wichtiger Aspekt der Milchproduktion ist die maschinelle Milchgewinnung. In der vorliegenden Arbeit wurden die physiologischen Hintergründe der Milchsekretion einerseits sowie der Milchabgabe andererseits eingehend untersucht. Dabei stand die Wechselwirkung zwischen der Physiologie der Milchkuh und der Melktechnik im Mittelpunkt des Interesses. Korrelationsanalysen zwischen der Zitzenanatomie, funktionellen Merkmalen der Zitze und Milchflusskurven auf Viertelebene zeigten, dass die Milchflussverläufe teilweise durch die Zitzenmerkmale erklärt werden können. In mehreren Versuchen wurde die Bedeutung von Melkroutinen auf die Ocytocinfreisetzung, die Milchejektion und die Milchabgabe untersucht. Nur minimale mechanische Reize an der Zitze waren notwendig, um eine Ocytocinfreisetzung und damit die Milchejektion auszulösen. Eine auf den Grad der Euterfüllung abgestimmte, schonende Stimulation vor dem eigentlichen Melkbeginn erhöhte den Milchfluss und reduzierte die Vakuumbelastung der Zitze. Am Melkende konnte die Maschinenhaftzeit durch eine viertelspezifische Abnahme der Zitzenbecher um etwa 20 % vermindert werden. Automatische Melksysteme (AMS) unterscheiden sich erheblich von konventionellen Systemen. Von besonderem Interesse war die Umstellungsphase vom konventionellen zum automatischen Melken bei Kühen mit und ohne vorhergehender AMS-Erfahrung. Unerfahrene Kühe zeigten während der ersten AMS-Besuche erheblich erhöhte Herzfrequenzwerte, zusätzlich reduzierte sich die Milchleistung durch die Umstellung um etwa 15 %. Ab dem 12. Tag besuchten die Tiere weitgehend selbständig das AMS. Die Anpassungsfähigkeit des Einzeltieres gegenüber dem AMS variierte und stand in Bezug zur Sensitivität der Nebennierenrinde. Erfahrene Kühe ließen sich sofort selbständig melken und zeigten auch keine erhöhte Herzfrequenz während der ersten AMS Besuche. In AMS treten systembedingt erheblich schwankende Zwischenmelkzeiten auf. Es konnte gezeigt werden, dass sich die Milchsekretion und der Fettgehalt mit steigender Zwischenmelkzeit verringerten, der Eiweiß- und Laktosegehalt und auch der Gehalt an somatischen Zellen jedoch nicht beeinflusst wurden. In der vorliegenden Untersuchung waren weder die Dauer der azyklischen Phase nach der Kalbung noch die Güstzeit durch eine höhere Melkfrequenz des AMS im Vergleich zum üblichen zweimal täglichen Melken beeinflusst. Eine optimale Abstimmung zwischen den physiologischen Anforderungen der Milchkuh und der Melktechnik vermeidet negative Einflüsse auf die Zitzenanatomie und verhindert daher eine Beeinträchtigung der biologischen Aufgaben der Zitze. Automatische Melksysteme überfordern nicht das Anpassungsvermögen der Milchkuh, stellen aber insbesondere während der Umstellungsphase erhöhte Anforderungen um eine übermässige Stressbelastung und ökonomische Einbussen für den Landwirt zu vermeiden. Die gezeigten Wechselwirkungen zwischen der Physiologie der Milchkuh and der Technologie des Milchentzuges verbessern die Kenntnisse über die Milchproduktion und können dazu beitragen, Milchproduktionssysteme effizienter zu gestalten.
«
Ein wichtiger Aspekt der Milchproduktion ist die maschinelle Milchgewinnung. In der vorliegenden Arbeit wurden die physiologischen Hintergründe der Milchsekretion einerseits sowie der Milchabgabe andererseits eingehend untersucht. Dabei stand die Wechselwirkung zwischen der Physiologie der Milchkuh und der Melktechnik im Mittelpunkt des Interesses. Korrelationsanalysen zwischen der Zitzenanatomie, funktionellen Merkmalen der Zitze und Milchflusskurven auf Viertelebene zeigten, dass die Milchflus...
»