Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die chemische Kommunikation während intraspezifischer gleichgeschlechtlicher Interaktionen von Alpheus heterochaelis zu untersuchen. Bisherige Untersuchungen konnten zeigen, dass der von den Tieren mit der modifizierten Knallschere produzierte Wasserjet ein hydrodynamisches Signal darstellt. Kurz vor oder nach dem Wasserjet produzieren die Tiere einen starken anterioren Atemwasserstrom, der ebenfalls auf den Gegner gerichtet ist und ein hydrodynamisches Signal bzw. ein Transportmechnismus für ein Pheromon darstellen könnte. In dieser Arbeit konnte durch ethologische Untersuchungen gezeigt werden, dass Verlierer Kämpfe mit am Vortag siegreichen Tieren vermeiden, wohingegen Tiere, die am Vortag einen Kampf verloren hatten, trotzdem gegen unerfahrene Gegner kämpften. Alpheus heterochaelis ist daher in der Lage den Dominanzstatus seines Gegenüber zu erkennen und sein Kampfverhalten dementsprechend anzupassen. Kein Unterschied fand sich jedoch zwischen den Verlierern, die auf einen Sieger trafen gegen den sie im Vorfeld verloren hatten, und den Verlierern, die auf einen ihnen unbekannten Sieger trafen. Eine individuelle Erkennung in intraspezifischen Kämpfen konnte daher nicht nachgewiesen werden. Ablationsversuche, bei denen das laterale Antennulenfilament mit den chemosensitiven Aesthetasken entfernt wurde, sollten zeigen, ob zwischen Verlierern die Pheromone wahrnehmen können und solchen, die diese nicht mehr wahrnehmen können (Aesthetasken-lose Verlierer), Unterschiede bestehen. Im Gegensatz zu den vorher besprochenen intakten Verlierern, die nicht gegen Sieger kämpften, zeigten die Aesthetasken-losen Verlierer annähernd dasselbe Verhalten wie Verlierer, die gegen unerfahrene Tiere gekämpft hatten. Da sich die Aesthetasken-losen Verlierer von den intakten Verlierern nur im Fehlen der chemosensitiven Aesthetasken unterschieden muss der Dominanzstatus über den Geruch wahrgenommen werden. Als Verbreitungsmechanismus für das Pheromon kommt nur der starke anteriore Atemwasserstrom in Frage, allerdings ist es noch ungeklärt, ob es sich bei dem Pheromon um den Urin oder einen mit dem Urin transportierten Stoff handelt. Neben den chemosensitiven Aesthetasken besitzen die Antennulen noch weitere Haare, deren Morphologie und Funktion ebenfalls untersucht wurden. Es konnte nämlich nicht ausgeschlossen werden, dass ausschließlich auf dem lateralen Antennulenfilament ein spezialisierter mechanosensorischer Haartyp sitzt und das Dominanzsignal daher auch ein hydrodynamisches sein könnte. Durch rasterelektronische Aufnahmen der medialen und lateralen Antennulenfilamente konnte nachgewiesen werden, dass nur zwei Haartypen, die chemosensitiven Aesthetasken und die begleitenden Haare, exklusiv auf dem lateralen Filament sitzen. Die begleitenden Haare befinden sich ausschließlich auf denselben Segmenten des Filaments wie die Aesthetasken. Bei den begleitenden Haare handelt es sich wahrscheinlich um mechanosensorische Haare, die zur Ortung der Duftquelle anhand des Wasserdurchflußes durch die Aesthetasken dienen. Guardhaare kommen ausschließlich auf dem medialen Filament vor und sind reine Mechanorezeptoren. Auf beiden Filamenten kommen drei einfache Haartypen vor, die wahrscheinlich bimodale, sowohl chemo- als auch mechanosensorische, Rezeptoren darstellen. Aufgrund der nachgewiesenen oder postulierten Funktion der Haare konnte gezeigt werden, dass die Dominanzerkennung nur über Pheromone stattfinden kann, die von den Aesthetasken perzipiert werden.
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Ziel der vorliegenden Arbeit war es, die chemische Kommunikation während intraspezifischer gleichgeschlechtlicher Interaktionen von Alpheus heterochaelis zu untersuchen. Bisherige Untersuchungen konnten zeigen, dass der von den Tieren mit der modifizierten Knallschere produzierte Wasserjet ein hydrodynamisches Signal darstellt. Kurz vor oder nach dem Wasserjet produzieren die Tiere einen starken anterioren Atemwasserstrom, der ebenfalls auf den Gegner gerichtet ist und ein hydrodynamisches Signa...
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