Die 17beta-Hydroxysteroid Dehydrogenasen (17beta-HSD) Typ 1 und Typ 3 fungieren als Regulatoren der Aktivität von Estrogenen bzw. Androgenen und spielen somit eine zentrale Rolle in der sexuellen Differenzierung, Schwangerschaft und in den Sexsteroid-assoziierten Formen von Krebs in Säugern. Obgleich in anderen Vertebraten über ähnliche Funktionen der jeweiligen Sexsteroide berichtet wurde, ist nur wenig über die entsprechenden Enzyme, die diese Substanzen metabolisieren und regulieren, bekannt. In dieser Arbeit ist die Identifizierung und Charakterisierung der Zebrafisch-Homologen von 17beta-HSD Typ 1 und Typ 3 beschrieben. In silico Screens auf den verfügbaren EST- und genomischen Datenbanken führten zu einer Anzahl an Kandidaten-Sequenzen, die sukzessive vervollständigt wurden, um die kompletten kodierenden Sequenzen zu erhalten. Für 17beta-HSD Typ 1 und Typ 3 wurden auf diese Weise je drei mögliche Zebrafisch-Homologe identifiziert. Diese wiesen im Vergleich zu den jeweiligen Maus- und Mensch-Homologen eine sehr ähnliche Exon-Struktur auf und zeigten auf Protein-Ebene eine Aminosäure-Identität von ca. 50-60%. Um das wahre Zebrafisch-Homologe unter diesen Kandidaten-Sequenzen zu identifizieren, wurden nachfolgend gründliche Untersuchungen auf DNA-, RNA- und Protein-Ebene durchgeführt. Auf diese Weise konnte die Zebrafisch 17beta-HSD Typ 1 (zfHSD 1), sowie zwei hierzu nahe verwandte, paraloge Photorezeptor-assoziierte Retinol Dehydrogenasen (zfprRDH 1 und zfprRDH 2) identifiziert werden. Expressions-Analysen während der Embryogenese und in Geweben erwachsener, männlicher und weiblicher Fische ergaben spezifische Expressions-Muster für jedes Zebrafisch-Gen. Im Vergleich zu den jeweiligen Säuger-Homologen zeigte zfHSD 1 eine sehr hohe Ähnlichkeit, wohingegen nur Typ 1 der beiden zfprRDHs ein vergleichbares Expressions-Profil aufwies; zfprRDH 2 hingegen zeigte eine nahezu ubiquitäre Expression. Phylogenetische Analysen unterstützten die Zugehörigkeit der Zebrafisch-Proteine zu den jeweiligen Enzym-Gruppen und ließen vermuten, dass die beobachtete Duplizierung von zfprRDH Fisch-spezifisch und abwesend in anderen Vertebraten sei. Diese Untersuchungen identifizierten eine enge, evolutionäre Beziehung zwischen 17beta-HSDs Typ 1 und Retinol Dehydrogenasen, welche durch die eingehende Analyse dieser Enzyme auf Protein-Ebene noch hervorgehoben wurde. Sequenz-Analysen zeigten Aminosäuren und konservierte Elemente auf, die typisch für die jeweilige Enzymgruppe sind. Zudem ließ die Anwesenheit und Integrität von strukturellen und funktionellen Motiven der short-chain dehydrogenase/reductase Familie vermuten, dass alle drei Zebrafisch-Enzyme funktionell und in dieser Hinsicht ihren Säuger-Homologen ähnlich seien. Dieser Aspekt wurde noch eingehender durch Homologie-Modellierung, basierend auf der Kristallstruktur der menschlichen 17beta-HSD Typ 1, untersucht. Eine Anzahl von Aminosäuren, die wichtig für die Erkennung und Bindung von Cofaktor und Substrat und essentiell für den katalytischen Mechanismus sind, konnte identifiziert werden. Strukturelle Unterschiede zu den nahe verwandten zfprRDHs, die insbesondere den Substrat-Bindenden Teil betreffen, wurden herausgearbeitet; eine hoch konservierte Aminosäure wurde in unmittelbarer Nähe zum katalytischen Zentrum identifiziert und spekuliert, dass diese eine Rolle in der Unterscheidung zwischen Retinoid- und Steroid-Substraten spielen könnte. Aktivitätsmessungen mit den rekombinanten, wildtypischen Zebrafisch-Proteinen zfHSD 1, zfprRDH 1 und zfprRDH 2 unterstützten die Annahme, dass trotz der nahen Verwandtschaft nur das erste dieser Enzyme die Reduktion von Estron zu Estradiol, eine Reaktion die charakteristisch für alle bislang analysierten 17beta-HSDs Typ 1 ist, katalysierte. Des Weiteren führte die Mutation der zuvor erwähnten Aminosäure, evtl. beteiligt an der Substrat-Unterscheidung, in allen drei Enzymen zu einer Reduktion der katalytischen Aktivität in zfHSD 1, während die beiden zfprRDHs keine erhöhte Affinität zu Steroiden zeigten. Im Falle der 17beta-HSD Typ 3 Kandidaten führten die umfangreichen Analysen zur Identifizierung des Zebrafisch-Homologen (zfHSD 3), sowie zwei hierzu nahe verwandten, paralogen Formen der 17beta-HSD Typ 12. Phylogenetische Analysen enthüllten eine vielschichtige und komplexe Evolution beider Gruppen und identifizierten 17beta-HSD Typ 12 als den Fettsäuren metabolisierenden Vorläufer der 17beta-HSD Typ 3 der Vertebraten. Im Gegensatz zu zfHSD 1 wies das Expressions-Profil von zfHSD 3 deutliche Unterschiede zu dem des Säuger-Homologen auf. Dieser Befund wurde als ein Rudiment des Fettsäure metabolisierenden evolutiven Ursprungs diskutiert; alternativ wurde die Ausübung verschiedener, verwandter Funktionen von zfHSD 3, die in Säugern von zusätzlichen Enzymen ausgeführt werden, in Betracht gezogen.
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Die 17beta-Hydroxysteroid Dehydrogenasen (17beta-HSD) Typ 1 und Typ 3 fungieren als Regulatoren der Aktivität von Estrogenen bzw. Androgenen und spielen somit eine zentrale Rolle in der sexuellen Differenzierung, Schwangerschaft und in den Sexsteroid-assoziierten Formen von Krebs in Säugern. Obgleich in anderen Vertebraten über ähnliche Funktionen der jeweiligen Sexsteroide berichtet wurde, ist nur wenig über die entsprechenden Enzyme, die diese Substanzen metabolisieren und regulieren, bekannt....
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